Universität Wien

230080 SE Fremdsprachigkeit in der qualitativen Sozialforschung (2014S)

Zur Methodologie und Praxis eines vernachlässigten Problems

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Mi 12.03.2014 13.30-17.30
Mi 19.03.2014 13.30-17.30
Mi 09.04.2014 13.30-17.30
Mi 14.05.2014 13.30-17.30
Mi 11.06.2014 13.30-17.30
Mi 25.06.2014 13.30-17.30
Ort: Seminarraum Soziologie (SRS), Institut für Höhere Studien, Stumpergasse 56, 1060 Wien

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Englisch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Empirische Sozialforschung ist grundsätzlich sprachlich vermittelt. Seien es Interviews, Dokumente, Beobachtungsprotokolle oder visuelle Materialien, als Datenmaterialien werden sie immer vertextet (Transkripte, Memos, Beschreibungen etc.). Ziel der soziologischen Datengenerierung und -analyse ist die verstehende Rekonstruktion sozialer Verhaltenspraktiken und deren Verständnis seitens der handelnden Akteure. Ist die hermeneutisch inspirierte Reflexion über das Verstehen schon lange Gegenstand soziologischer Theorie und Methodologie, so ist die Frage der Interkulturalität und insbesondere der Umgang mit Fremdsprachigkeit ein vergleichsweise neues Thema. Infolge zunehmender gesellschaftlicher Multikulturalität, Migration und Internationalisierung der soziologischen Forschung ist diese Problematik aber zunehmend brisanter, nicht zuletzt auch auf methodischer Ebene. Dabei können ForscherInnen in verschiedene Forschungsphasen mit Fremdsprachigkeit konfrontiert sein: sei es bei der Datengenerierung, weil Forschende und Beforschte nicht die gleiche Sprache sprechen oder Dokumente in einer fremden Sprache (für die Forschenden) verfasst sind, weil interkulturelle oder länderübergreifende Vergleiche angestellt werden sollen oder weil sie bei Forschungsberichten mit verschiedenen Sprachen umgehen müssen (z.B. beim Verwenden von Interviewzitaten.) Als problematisch erweisen sich dabei aus einer methodologischen Perspektive die Möglichkeiten und Grenzen des Verstehens fremder Kulturen. Daran schließen sich Fragen nach dem Umgang mit interkultureller Kommunikation an, oder grundsätzliche Fragen des interkulturellen Verstehens. Diskutiert wird dabei u.a. das Dilemma von zu vermeidendem Going-Native und den Fallen des Missinterpretierens aufgrund der Außenseiterperspektive.
Auf einer praktischen methodischen Ebene geht es um notwendige (auch organisatorische und finanzielle) Vorkehrungen beim Umgang mit Fremdsprachigkeit seitens der Forschenden: Angefangen vom Erwerb der entsprechenden Fremdsprache über die Zusammenarbeit mit (professionellen) ÜbersetzerInnen bis zur Kooperation mit einem Ko-Interpreten oder `Kultur-Mediator`, der/die mit der `fremden` Kultur vertraut ist.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Bewertung des Seminars erfolgt auf Basis der Mitarbeit, studentischer Präsentationen (ein Drittel) und einer individuellen schriftlichen Abschlussarbeit (zwei Drittel). Es besteht Anwesenheitspflicht.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die LV will sich sowohl den methodologischen Herausforderungen als auch methodischen Fragen der Forschungsorganisation und praxis in Bezug auf Fremdsprachkeit bei qualitativen Forschungsprojekten befassen. Die Studierenden sollen befähigt werden, methodisch abgesicherte Lösungen für Probleme der Forschungspraxis zu finden.

Prüfungsstoff

Die LV wird durch Inputs seitens der Leiterin, Präsentationen der Studierenden sowie Arbeit in Kleingruppen und Plenumsdiskussionen gestaltet. Darüber hinaus werden methodische Probleme der Studierenden im Umgang mit Fremdsprachigkeit diskutiert.

Literatur

Cappai, Gabriele 2003: Einleitung: Übersetzung zwischen Kulturen als interdisziplinäre Aufgabe. In: Zingerle, Arnold; Cappai, Gabriele: Sozialwissenschaftliches Übersetzen als interkulturelle Hermeneutik / Il tradurre nelle scienze sociali come ermeneutica interculturale. Milano/Berlin: Angeli/Duncker & Humbolt, S. 11-29

Enzenhofer, Edith & Resch, Katharina (2011). Übersetzungsprozesse und deren Qualitätssicherung in der qualitativen Sozialforschung [111 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12(2), Art. 10, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1102106.

Lopez, Griselda I. et al. 2008: Translation Barriers in Conducting Qualitative Research With Spanish Speakers. In: Qualitative Health Research 18, H.12, S. 1729-1737

Scheffer, Thomas 1997: Dolmetschen als Darstellungsproblem. Eine ethnographische Studie zur Rolle der Dolmetscher in Asylanhörungen. In: Zeitschrift für Soziologie 26(3), S. 159-180

Senft, Gunter 2008: Zur Bedeutung der Sprache in der Feldforschung. In: Beer, Bettina (Hg): Methoden ethnologischer Feldforschung, Berlin: Dietrich Reimer Verlag, 2. Auflage, S. 103-118

Schröer, Norbert 2009: Hermeneutic Sociology of Knowledge for Intercultural Understanding [37 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 10(1), Art 40, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0901408

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 905: MA EM Erweiterung Methoden oder MA F Kultur und Gesellschaft

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39