Universität Wien

230091 SE Nicht-medizinische Interventionen für Gesundheit und Probleme (2013S)

Implementation in und durch komplexe Systeme

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 05.03. 16:30 - 18:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock (Vorbesprechung)
  • Samstag 20.04. 09:30 - 17:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Freitag 03.05. 09:30 - 17:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 30.05. 09:30 - 17:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die WHO hat bei ihrer Gründung 1948 mit ihrer Definition der Gesundheit als Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit (statt nur als Zustand des Freiseins von Krankheit) eine enorme Forschungsleistung der Gesundheitswissenschaften angestoßen. Als Kernerkenntnisse hat sich eindrucksvoll gezeigt, dass und wie sehr die Gesundheit von Individuen und Populationen einerseits von bestimmten Verhaltensweisen und andererseits von den Lebens- und Arbeitsbedingungen einer Gesellschaft abhängt. Ab den 1980er Jahren hat das zu einer enormen Steigerung der Aktivitäten im Sinne von Gesundheitsförderung und Prävention geführt, in deren Folge sich in allen Gesundheitsberufen und im Beratergewerbe Spezialisierungen für Gesundheitsförderung ausdifferenziert haben.
Dabei wurden die Potenziale der Gesundheitsförderung paradigmatisch durch den Settings Approach der Ottawa Charta (WHO 1986) in den Organisationen, Regionen und Gemeinden verortet, in denen "die Menschen arbeiten, leben, spielen und lieben" (Ottawa Charta). Interventionen für Gesundheit müssen daher vor allem und zuallererst diese Mesoebene der Gesellschaft erreichen und verändern. Das ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass in der globalisierten Weltgesellschaft durch die enorme Zunahme der vielschichtigen gegenseitigen Abhängigkeiten aller gesellschaftlichen Bereiche miteinander keine großen Reformhandlungen ("große Erzählungen", Lyotard 1979) mehr möglich erscheinen, da die dazu notwendige Übersicht nicht hergestellt werden kann, die Folgenabschätzung zu unsicher ist und die Risiken großer, umspannender Veränderungen zu hoch sind. Das Innovations- und Reformpotenzial der "nächsten" Gesellschaft (Baecker 2007) hat sich gewissermaßen auf die Mesoebene der Organisationen zurückgezogen.
Die Modelle der betrieblichen Gesundheitsförderung für Betriebe, der Whole School Approach für gesundheitsfördernde Schulen, Konzepte für die Gesundheitsförderung in Krankenhäusern, öffentlichen Verwaltungen, Universitäten, Gefängnissen und anderen Organisationen reflektieren diesen politischen Ansatz. Für dessen Umsetzung in der Praxis wurden Konzepte und Techniken des Qualitätsmanagements sowie der Organisations- und Unternehmensberatung entliehen und für die besonderen Zwecke der Gesundheitsförderung adaptiert. Nach einem Vierteljahrhundert verfügen die modernen Gesellschaften mittlerweile über einen reichen Schatz an Erfahrungen - und die sind nicht durchwegs positiv. Ähnlich wie für das Qualitätsmanagement selber (z.B. Kotter & Cohen 2002) sind auch für Interventionen der Gesundheitsförderung durch viele größere und kleinere Evaluationsstudien Zweifel an ihrer Effektivität und Effizienz genährt worden. Die Diskussion der Ursachen dafür hat sich in jüngster Zeit auf Fragen der Implementation von Interventionen in und durch komplexe Systeme konzentriert und fragt nach den allgemeinen und besonderen Implementationsbedingungen in Organisationen und deren "readiness for change" (Fixsen et al. 2005, Weiner 2009). In der Folge hat sich mit der implementation science ein eigenes Forschungsgebiet etabliert. Für die Gesundheitspolitik der kommenden Jahrzehnte gilt die Kompetenz für den Umgang mit Komplexität als zentral (Halfon 2012).
Das Seminar wird sich mit Problemstellungen, Forschungsfragen und Ergebnissen der Implementationsforschung im Gesundheitsbereich sowie mit den soziologisch-systemtheoretischen Konzepten zu deren Beschreibung befassen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mitarbeit/Anwesenheit, Referat, Verschriftlichung/Seminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Einführung in die Interventions- und Implementationsforschung, Einführung in die Systemtheorie, in die Organisationstheorie, in Konzepte der individuellen Partizipation, Gesundheitssoziologie

Prüfungsstoff

Thematische Inputs des LV-Leiters, Referate der TeilnehmerInnen, Diskussion plenar und in Kleingruppen

Literatur

Wird am Beginn ausgegeben und zugewiesen

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 905: MA F Gesundheit und Organisation oder MA EF Erweiterung einer gewählten Forschungsspezialisierung

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39