Universität Wien

230093 SE Aufklärung - Das Thema zwischen Staatsreform und Soziologie (2018S)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

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  • Mittwoch 07.03. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 14.03. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 21.03. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 18.04. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 25.04. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 02.05. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 09.05. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 16.05. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 23.05. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 30.05. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 06.06. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 13.06. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 20.06. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 27.06. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Aufklärung war für das 18. Jahrhundert das bekannteste Schlagwort. Nicht erst mit der ungewöhnlichen Charakterisierung durch Kant war Aufklärung ein Schlüsselbegriff geworden, wenn er sie als Weg aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit bezeichnete. Nun war im Rückblick die Aufklärung nicht nur ein "Epoche-Begriff" geworden, sondern mehrfach betrachtete man sie als die Geburtshelferin der französischen Revolution. Seither waren darob "Parteiungen" entstanden, die schnell zum politischen Begriff wurden und zugleich zur laizistischen Weltauffassung führten. Die Politische Romantik suchte nach einer Alternative, wollte also im Grunde die Aufklärung über die Aufklärung sein, doch die Rekonstruktionen über die Revolution hinweg erzeugten den nachhaltigen Historismus. Dieser war einerseits zum Stil aller historischen Wissenschaften geworden, also war hier Aufklärung als Thema erhalten geblieben, andererseits war der Historismus als "Geschmacksrichtung" die sonderbare ästhetische Grundlage eines "modernen" Konservativismus geworden. Immerhin hatte Karl Popper diesen Arten des Modernen nicht nur "Historizismus" vorgeworfen, was so viel bedeutete wie einem unzulässigen politischen Platonismus zu folgen was er bis auf Marx ausgedehnt hatte, sondern darin sah er überhaupt die Neigung zur Ideologisierung, wodurch Politik generell in den Bereich dogmatischer Glaubensüberzeugungen gerückt wurden. Da selbst einem Fortschritt verpflichtete politische Perspektiven in diesem "Ideologisierungsverdacht" beurteilt wurden, entzündete sich schon vor der Jahrhundertwende ein "Positivismus-Streit" also Ideologiekritik gegen Fortschrittsoptimismus.
An diesen Kontroversen war die Soziologie maßgeblich beteiligt: Die ersten Soziologentagungen während der 20er Jahre zeigten das verblüffende Bild, dass sowohl "rechts" orientierte Theoretiker wie Othmar Spann, als auch die Austromarxisten ins Fadenkreuz der Ideologiekritik gerieten. Die Nachfahren Max Webers hatten sich diesem Wissenschaftsprogramm verpflichtet gesehen. Letztlich hatte der Zweite Weltkrieg jede weitere Debatte in diesem Wissenschaftsdiskurs unterbunden. Erst in den 60er Jahren war ein neuer Positivismus-Streit entbrannt, der das alte Thema wieder aufgenommen hatte. Und in der Position der Frankfurter Schule war nun die erneuerte Terminologie der Aufklärung das Thema geworden, sei es, dass man durch sie die Konstitution des bedrückten und entmündigten Individuum als Eindimensionalität des Menschen nach Herbert Marcuse erneut beschrieben hatte, sei es, dass damals überhaupt das Ende der Aufklärung befürchtet worden war, wie es Jürgen Habermas behauptet hatte. Jedenfalls war Aufklärung in der jüngsten Phase gesellschaftspolitischer Entwicklung nicht mehr als ein dialektisches Modell nach Adorno und Horkheimer verstanden worden. Sogar das kritische Raisonnement in der Analyse des "Alltags" und dessen autoritärer Alltäglichkeit war inzwischen verloren gegangen. Diese Ansätze verkamen zum Missverständnis sexueller Aufklärung jedweder Art.
Es wird der Gegenstand der Vorlesung sein, jene Linie der Aufklärung nachzuzeichnen, die nach der englischen Revolution zur Staatspolitik Josef von Sonnenfels geführt hatte und hierauf zum inzwischen wenig geläufigen "Josefinismus", jenem politischen Tugendkatalog, der immerhin die Modernisierung der Donaumonarchie ermöglichte und in der Wiener Form der Modernisierungen nach 1918 einen kreativen Entwurf anzubieten vermochte.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die für die LV vorgezeichnete Leistung zum Erwerb einer Beurteilung sieht einerseits eine rege Mitarbeit vor, andererseits wird eine prägnante schriftliche Arbeit eingefordert. Die etwa am Ende des Semesters verfasst sein sollte.

Hinweis der SPL: bei Feststellung einer erschlichenen Teilleistung (Abschreiben, Plagiieren, Ghostwriting, etc.) muss die gesamte Lehrveranstaltung als geschummelt gewertet und als Antritt gezählt werden.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Seminararbeit, regelmäßige Teilnahme

1. Die TeilnehmerInnen an der Lehrveranstaltung sollen für eine Beurteilung Ihrer Leistung aus der Literatur einen Autor nach Belieben wählen, um an dessen Beispiel die soziologische Relevanz der Aussagen, Handlungen oder sozialen Verhältnisse in der Dichtung zu analysieren. Bei dieser Gelegenheit soll auch bei handelnden Personen das dahinter stehende rollentheoretische Konzept behandelt werden, wie es in der Lehrveranstaltung am Beispiel von Moliere gezeigt wurde. Dennoch werden zur Analyse vornehmlich Romane empfohlen, die durchaus auch zeitgenössische sein können.

2. Die Kandidatinnen haben für Ihre Beurteilung an Hand der Beispiele, die in der Lehrveranstaltung gebracht wurden, das Verhältnis von Dichtung und Gesellschaft zu beschreiben, wobei zu berücksichtigen ist, welche literarische Gattung besonders geeignet ist, die soziokulturellen Bedingungen zu kommentieren, zu kritisieren oder durch welche im Roman imaginierten Reformen wünschenswertere Bedingungen geschaffen werden könnten.

Prüfungsstoff

Literatur

Als Unterlage für weitere Studien der Aufklärung werden die Werke empfohlen: Th. Adorno, M. Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, H. Marcuse, Der eindimensionale Mensch, K. Popper, Das Elend des Historizismus, E. Topisch, Die Logik der Sozialwissenschaften.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39