Universität Wien

230097 SE Gendersensible Sozialberichterstattung (2009S)

Was sagen Indikatoren über die soziale Lage von Frauen aus?

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 04.03. 09:00 - 12:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Mittwoch 18.03. 09:00 - 12:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Mittwoch 01.04. 09:00 - 12:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Mittwoch 29.04. 09:00 - 12:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Mittwoch 13.05. 09:00 - 12:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Mittwoch 27.05. 09:00 - 12:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Mittwoch 10.06. 09:00 - 12:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Mittwoch 24.06. 09:00 - 12:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In diesem Seminar werden Definitionen und methodische Grundlagen für statistische Sozialindikatoren diskutiert, sowie das Gesamtbild der Sozialberichterstattung in Hinblick auf die soziale Lage von Frauen kritisch analysiert.
Die Lehrveranstaltung führt dabei in das europäische und nationale Sozialindikatorensystem ein mit besonderem Fokus auf Armut, Einkommen, Arbeitsmarkt, Bildung, Gesundheit sowie Familien- und Haushaltssituation. Es werden aktuelle sozialpolitische Ziele, Maßnahmen und die Sozialberichterstattung in der EU und Österreich vorgestellt.
Die Deklaration der vierten Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 zur Gleichstellung von Frauen in rechtlicher, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht wurde von Österreich unterzeichnet und ist Grundlage für die Gleichstellungspolitik in der Europäischen Union. Die Mitgliedsstaaten sind aufgefordert, "Gender Mainstreaming" in den Nationalen Aktionsplänen zur sozialen Eingliederung stärker zu berücksichtigen. Sozialindikatoren dienen dabei zur Beurteilung politischer Maßnahmen und deren Wirkung. Während die Bereiche und Ziele der Gleichstellung von Frauen oftmals klar formuliert sind, fehlen sowohl auf europäischer wie auf nationaler Ebene verbindliche konkrete Maßnahmen. Für das Monitoring gemeinsamer Zielvereinbarungen fehlt es wiederum an Daten, geeigneter Indikatoren sowie sozialstatistischem Verständnis mit spezifischer Frauenperspektive. Es ist zwar gängiger Standard, konventionelle statistische Indikatoren wie etwa zu Armut, Einkommen oder Arbeitsmarkt nach Geschlecht getrennt zu betrachten, diese können die Benachteiligung von Frauen aber oftmals nicht adäquat abbilden, sondern reproduzieren traditionelle Rollenbilder. In der EU-Statistik gibt es beispielsweise einen zentralen Leitindikator zur Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern. Dieser so genannte "gender pay gap" ist heftig umstritten und hängt von einer Reihe von methodischen Entscheidungen ab, wobei diese nicht immer einer geschlechtssensiblen Logik folgen. Klar ist auch, dass ein einzelner Indikator kaum geeignet ist, die Einkommenssituation von Frauen zutreffend zu beschreiben. Im Falle des genannten Strukturindikators kann evidenterweise nur die Situation beschäftigter Frauen berücksichtigt werden. Grob die Hälfte der Wertschöpfung findet jedoch außerhalb der bezahlten Erwerbsarbeit statt, woran Frauen einen besonders hohen Anteil haben.
Voraussetzung für die Teilnahme:
Interesse an sozialpolitischen Fragestellungen, Vorkenntnisse in empirischer Sozialforschung und quantitativer Methoden erwünscht, aber nicht notwendig.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Derzeit finden frauenspezifische Aspekte zu wenig Eingang bei Entscheidungen zur Auswahl geeigneter Indikatoren. Ziel ist es, ein Bewusstsein für die enge Verflechtung von Sozialindikatoren und Sozialpolitik zu schaffen, sowie die bestehende Sozialstatistik auf Gender-Sensibilität hin, besonders in Österreich kritisch zu beleuchten. Die TeilnehmerInnen sollen befähigt werden, eigenständig Indikatoren zur politischen Zielerreichung der Gleichstellung von Frauen zu beurteilen, zu interpretieren und zu entwickeln.

Prüfungsstoff

Es werden Sozialberichte in der Europäischen Union und in Österreich vorgestellt und in Hinblick auf die soziale Lage von Frauen kritisch diskutiert. Die verwendeten Indikatoren und Datengrundlagen werden auf Validität, Relevanz und Vollständigkeit für eine "gendersensible" Statistik, sowie auf zugrunde liegende Problemlagen und Ziele geprüft und von den TeilnehmerInnen in Referaten beispielhaft diskutiert. Empirisch werden die Studierenden angeleitet, selbstständig Indikatoren aus bestehenden Statistiken zu entwickeln, sowie Lücken und Datenmängel zu identifizieren. Letztendlich soll die Übung an eine verantwortungsvolle Anwendung von Zahlen heranführen, die über die passive Rezeption von frauenrelevanten Statistiken hinausgeht.

Literatur

BMSK (2009, im Erscheinen): Bericht über die soziale Lage 2006-2007.
BMSK: Österreichische Strategieberichte für Sozialschutz und soziale Eingliederung: http://www.bmsk.gv.at/cms/site/liste.html?channel=CH0121
Wroblewski, Angela/Leitner, Andrea/Steiner,Peter (2005): Gendersensible Statistik - Vom Sex-Counting zur Gender-Analyse, Statistische Mitteilungen der Stadt Wien, Heft 1/2/2005, 7-45, Stadt Wien, Wien.
Draft Council Conclusions (2007): Indicators in Respect of the "Women and the Poverty": Review of the implementation by the Member States and the EU institutions of the Beijing Platform for Action.
Weitere Texte und Links werden zu Beginn der LV und in Fronter bekannt gegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39