Universität Wien

230104 WS Gesellschaftsdiagnosen: Moderne Gesellschaft als Disziplinargesellschaft (2013S)

Theoretische und empirische Perspektiven

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 07.03. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 14.03. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 21.03. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 11.04. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 18.04. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 25.04. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 02.05. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 16.05. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 23.05. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 06.06. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 13.06. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 20.06. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 27.06. 16:15 - 17:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Mit der Entstehung der modernen Gesellschaft ist ein geschichtlich neuartiger Reorganisationsprozess der Subjektbildung einhergegangen. Er hat sich in kognitiver, sozialer und affektiver Dimension vollzogen und wurde seit dem 17. Jahrhundert verstärkt einer reflexiven Organisierung unterzogen. Die Genese einer Subjektorganisation, die zu immer größeren Distanzierungsleistungen in der Lage ist, war zunächst latentes, später dann wissenschaftlich reflektiertes Ziel familialer und gesellschaftlicher - schulischer, militärischer, unternehmerischer u.a. - Disziplinierungsprozeduren. Haben schon Karl Marx und Max Weber die gesellschaftlichen und individuellen Dimensionen der Disziplinierungsproblematik klar gesehen, so waren es waren es doch vor allem Norbert Elias und Michel Foucault, die die Ambivalenzen des historischen Subjektbildungsprozesses anhand der Reorganisation des Körperverhältnisses zugunsten der Steigerung von Selbstdisziplinierungskompetenz in systematischer Absicht untersucht haben.
In der Auseinandersetzung mit den Arbeiten dieser Autoren soll in diesem Seminar zunächst der Frage nachgegangen werden, wie dort das Bedingungsverhältnis von gesellschaftlicher und individueller Strukturbildung verstanden wird, in welchen sozialen Systemen und mittels welcher Sozialisationstechniken die Generierung von Disziplinierungskompetenz vorangetrieben wird und worin die Ambivalenzen dieses Prozesses bestehen. Denn so einig sich beispielsweise Elias und Foucault sich darin sind, die historische Genese der modernen Subjektorganisation als einen fortschreitend subtiler organisierten Prozess der "Unterwerfung" (Foucault) bestimmen zu können, der mit einer massiven "Anästhesierung" (Elias) des Körperverhältnisses verbunden war, so verschieden sind ihre normativen und politischen Perspektivierungen im Anschluss an diesen Befund: Hat Foucault die "Genealogie der modernen Seele" als Herrschaftskritik verstanden, sieht Elias in der Emergenz einer Kultur des "Selbstzwanges" schon eher das subjektstrukturell notwendige Pendant zu einer Gesellschaft, die aufgrund ihrer funktionssystemischen Ausdifferenzierungen ohne ein hohes Niveau an Selbstdisziplinierungskompetenz lebenspraktisch überhaupt nicht zu bewältigen ist.
Wie die Subjekte in der Gegenwart das Verhältnis zu ihren Körpern gestalten bzw. die Körperverhältnisse gestaltet werden, soll im Anschluss an die theoretischen Auseinandersetzungen anhand diverser Materialien (mediale Körperinszenierungen, neuere Disziplinierungsstrategien im schulischen Kontext, ADHS, Koppelung von Ernährungsverhalten und Leistungsorientierung, technologisch modernisierte Formen der Selbstkontrolle und imaginärer Identitätskonstruktion usw.) erörtert werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Arbeiten, (Gruppen-)Referat inkl. Handout, schriftliche Abschlussprüfung bzw. Hausarbeit, aktive Teilnahme, Anwesenheit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Textlektüre, Referate, Exzerpte, Arbeit in Kleingruppen, Diskussionen im Plenum, schriftliche Abschlussprüfung bzw. Hausarbeit.

Literatur

LV-Literatur (Theorieteil)

-Norbert Elias, Über den Prozess der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen, 2 Bände.
-Norbert Elias, Zivilisation und Gewalt. Über das Staatsmonopol der körperlichen Gewalt und seine Durchbrechungen.
-Michel Foucault, Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses.
-Michel Foucault, Mikrophysik der Macht: Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin.
-Frank Hillebrandt, Disziplinargesellschaft.
-Karl Marx, Das Kapital. Zur Kritik der politischen Ökonomie (12. Kapitel: Teilung der Arbeit und Manufaktur)
-Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (Kap. IX § 3: Disziplinierung und Versachlichung)

Materialien zum Thema "Gesellschaft - Macht - Körper"

-Katharina Rutschky, Schwarze Pädagogik. Quellen zur Naturgeschichte der bürgerlichen Erziehung.
-Christoph Conti, Abschied vom Bürgertum. Alternative Bewegungen in Deutschland von 1890 bis heute.
-Torsten Junge, Marginalisierte Körper . Zur Soziologie und Geschichte des anderen Körpers.
-Elisabeth Rohr (Hg.), Körper und Identität: Gesellschaft auf den Leib geschrieben.
- Sighard Neckel, Status und Scham. Zur symbolischen Reproduktion sozialer Ungleichkeit.
- Robert Gugutzer, Soziologie des Körpers.
- Daniela Raststetter, Zum Lächeln verpflichtet. Emotionsarbeit im Dienstleistungsbereich.
- Rolf Haubel, Medikamentierte Wut. Wie Jungen mit einer AD(H)S um Selbstkontrolle ringen.
- Kirstin Teuber, "Ich blute, also bin ich". Aspekte autoaggressiven Hautritzens bei Jungen und Mädchen.
- Inszenierte Nackheit und die Fiktion des "Natürlichen": http://derstandard.at/1360681904435/Nackte-Maenner-und-angezogene-Medien-im-Leopold-Museum
- Medientechnologie, imaginäre Identität, Körperkontrolle: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/quantified-self-das-handy-wird-zum-koerperteil-11889193.html
- Schönheitsindustrie und die Frage nach der weiblichen Identität. Veranstaltungsinformationen: http://www.frauen.bka.gv.at/DocView.axd?CobId=50286

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 505: BA T2 Workshop Gesellschaftsdiagnosen

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39