230113 VO Moderne Gesellschaften. Theorien und Befunde zu aktuellen Krisen und Transformationsprozessen (2018S)

Die modernen westlichen, aber auch die aufsteigenden Gesellschaften im globalen Süden, befinden sich seit einigen Jahrzehnten in einem fundamentalen Umbruch. Die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 hat die Weltwirtschaft erschüttert, nur durch massive staatliche Stützungen konnte das Bankensystem gerettet werden; die Einführung des Euro war ein markanter Schritt zur Vertiefung der europäische Integration, hat jedoch zu einer neuen Spaltung zwischen Nord und Süd geführt, die südlichen Mitgliedsländer leiden noch immer unter hoher Arbeitslosigkeit und Verschuldung; der Brexit hat die ungebrochene Erweiterung der EU jäh unterbrochen; der Aufstieg des Neoliberalismus und des internationalen Finanz- und Industriekapitals führt zu steigender Ungleichheit innerhalb vieler Staaten und unterminiert ihre politische Handlungsfähigkeit; die westliche Demokratie zeigt tiefe Krisenerscheinungen, in manchen davon sind autoritäre Führer an die Macht gekommen; der Trend zur Bildungs- und Wissensgesellschaft ist durch steigenden internationalen Wettbewerb, aber auch Tendenzen zu Hierarchisierung und sozialen Ausschließung im Bildungs- und Beschäftigungssystem charakterisiert; es gibt eine zunehmende Abschottung gegenüber Zuwanderern und Flüchtlingen aus dem Süden; der Norden ist bei sinkenden Geburtenraten auf Zuwanderung angewiesen, während die ärmsten Länder des Südens durch ein massives Bevölkerungswachstum charakterisiert sind. In der Vorlesung sollen diese Probleme aufgezeigt und diskutiert werden, inwieweit sie zusammen hängen. Die allgemeine These lautet, dass manche Aussagen von Marx (Konzentration der Kapitals, wiederkehrende Krisen) zwar weiterhin gültig sind, andererseits jedoch durch steigende Bildung, Demokratisierung und Durchsetzung universeller Werte auch massive Verbesserungen in den weltweiten Lebensbedingungen stattgefunden haben. Dabei dient die Konzeption der Soziologie als "Wirklichkeitswissenschaft" von Max Weber als Leitfaden.

02.03.2018
(1) Was ist eine "Gesellschaft?" Unterschiedliche Ebenen der Analyse und das Mikro-Makro-Problem in der Soziologie
(2) Ist der Nationalstaat überholt?
16.03.2018
(3) Der Kapitalismus - ein System oder eine wirtschaftliche Produktionsweise? Definitionen der Klassiker (Marx, Weber) und ihre Implikationen
(4) Der neue Kapitalismus: Ausbeutung des Südens durch globale Unternehmen, Finanz- und internationale Arbeitsmärkte?
13.04.2018
(5) Ungleichheit national und international: Zunahme oder Aufholprozess der armen Länder?
(6) Westliche oder universelle Werte? Entzauberung der Welt, Säkularisierung und Pluralisierung oder Durchsetzung neuer Werte und Menschenrechte?
27.04.2018
(7) Arbeit und Beschäftigung im Wandel: Was kommt nach der protestantischen Ethik?
(8) Bildung und Wissen als Motoren der gesellschaftlichen Entwicklung. Leben wir in einer Wissensgesellschaft?
25.05.2018
(9) Der Aufstieg der Konsumgesellschaft und die Folgen für neuen Stress und soziale (Des-) Integration
(10) Die Krise des Wohlfahrtsstaates: Abbau oder notwendige Transformation?
08.06.2018
(11) Nationale und internationale Probleme westlicher Demokratien: Politikverdrossenheit, ethnische Spaltungen, Verstrickungen in neue Kriege
(12) Europäische Integration: Zukunftsmodell für die Welt oder Aufstieg neuer Eliten und Bürokratien?