Universität Wien

230119 SE Un-Wohl-Gefühle (2012S)

Zur therapeutischen Kultur in der westlichen Gegenwartsgesellschaft

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 28 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 09.03. 17:30 - 18:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Freitag 16.03. 17:30 - 20:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Freitag 20.04. 17:00 - 21:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Samstag 05.05. 10:00 - 12:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Samstag 05.05. 12:00 - 17:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Samstag 02.06. 12:00 - 17:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Freitag 15.06. 18:30 - 19:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ausgangsperspektive ist das Wohlfühl-Dispositiv, welches sich mit dem Wellness-Diskurs zu verbreiten beginnt. Wellness ist zentraler Teil des allgemeinen Emotionen-Diskurses, der die westlichen Kulturen spätestens mit dem Postfordismus durchflutet. Damit einher geht das Öffentlich-machen bisher als intim geltender Gefühle und eine Pathologisierung von Unwohlgefühlen. Transformationen finden statt: die (Toleranz)Grenzen zwischen Zuständen/Empfindungen haben sich mit dieser gesellschaftlichen Verpflichtung auf Wohlgefühle verschoben. Neue Ideosynkrasien entstehen. Es kommt zu einer quantitativen Verbreitung sowie zu einer Normalisierung, Naturalisierung und Biologisierung psychischer Zustände, die mittlerer Weile als Krankheiten im ICD gelistet sind. Dazu zählen neben Burnput, v.a. Depressionen und Angststörungen, welche in den letzten Jahren eine quantitative Explosion und eine enorme diagnostische Differenzierung zu verzeichnen haben. Nicht zuletzt werden sie von der WHO aktuell auch als Epidemien&; eingestuft.
Es stellt sich die Frage, warum sich gerade jetzt eine Öffentlichkeit um die seelische Gesundheit vermehrt formiert, verwiesen sei hier u.a. auf die Initiative Ganz normal; oder Burn Aut in Wien - und wie es kommt, dass zunächst dem psychischen Apparat Zugerechnetes nun vielmehr als Physisches, folglich Biologisches diskursiviert wird.
Denn es scheint nicht zufällig, dass gerade zu einem Zeitpunkt, zu dem psychische Leiden als häufigste Zivilisationskrankheiten firmieren, derartige Diskurse zugleich zur Normalisierung von Un-Wohl-Gefühlen (weil psychisches Leiden als alltäglich thematisiert wird) und jenseits wohlgemeinter Intentionen zu Pathologisierungen (weil dem Biologischem gleichgestellt) beitragen.
Es wird versucht, das Entstehen und die maßgebliche Verbreitung neuer emotionaler Leidens-Zustände im Kontext mit dem Emotionen-Diskurses zu analysieren und dabei der Frage nachzugehen, ob und inwiefern Transformationen einzelner Gefühle damit einhergehen. Als ein Beispiel dient die Angst Urgefühl und scheinbar anthropologische Konstante. Ihren aktuellen Gestaltungen wird nachgegangen, nicht zuletzt aufgrund ihrer zunehmenden Differenzierung und Dominanz in westlichen Kulturen. Aber auch Gefühle der Erschöpfung (Burnout) und der Traurigkeit (Depressionen) werden aus genealogischer Perspektive in den Blick genommen. Die bisher deutlich weibliche Konnotation psychischer Grenzphänomene, deren aktuelle Diskursivierung und scheinbare statistische Evidenz, wird zentraler Gegenstand der Analysen sein.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Literaturbibliographie, Mündliche Präsentation der Forschungsarbeit, Seminararbeit, Wiss. Poster

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Eine soziologische Analyse des gegenwärtigen gesellschaftlich-kulturellen Emotionendiskurses, eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema `Emotionen` sowie entsprechende Analysen zu Teil-Themen (Angst, Depression, Erschöpfung, weiblicher Wahnsinn).

Prüfungsstoff

Theorie-Inputs (Gastvorträge sind geplant), Literaturstudium- und recherchen, Materialrecherchen, Forschungsarbeiten (Gruppen- und/oder Einzelarbeiten);
Wiss. Skills: Literaturrecherche und die Entwicklung eines wissenschaftlichen Posters

Literatur

u.a. Frank Furedi: Therapy Culture. Cultivating Vulnerability in an Uncertain Age (London/New York 2004); ders: Culture of Fear (London/New York 2007); Mixa/Vogl: E-Motions. Transformationsprozesse in der Gegenwartskultur (Wien 2012); Konstantin Ingenkamp: Depression und Gesellschaft. Zur Erfindung einer Volkskrankheit (Bielefeld 2012).

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 905: MA F Kultur und Gesellschaft oder MA EF Erweiterung einer gewählten Forschungsspezialisierung

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39