Universität Wien

230121 SE M3 Lektüreseminar: Von der ökologischen Gleichgültigkeit zur ökologischen Nachhaltigkeit? (2024W)

Zur Soziologie der gesellschaftlichen Naturverhältnisse

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 10.10. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 17.10. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 24.10. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 31.10. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 07.11. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 14.11. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 21.11. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 28.11. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 05.12. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 09.01. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 16.01. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 23.01. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Donnerstag 30.01. 11:30 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die ökologische Krise ist in den Massenmedien der modernen "Weltrisikogesellschaft" (Beck) zu einem Dauerthema geworden. Keine Nachrichtensendung oder Zeitungsausgabe, in der nicht über irgendeine Region berichtet wird, die von extremen Wetterereignissen betroffen ist. In allen halbwegs seriösen Medienformaten ist dabei klar, dass es sich bei den meisten der ökologischen Krisen nicht mehr um Krisen handelt, die natürliche Ursachen haben, sondern die durch menschliches Handeln bedingt sind. Da es naturwissenschaftlich möglich ist, die Niveauunterschiede in der Kohlenstoff- und Ressourcenintensität der Lebenspraxen der rund acht Milliarden Menschen zählenden Weltbevölkerung genau zu messen, kann nachgewiesen werden, dass nicht alle in gleicher Weise zur ökologischen Krise beitragen. So wissen wir beispielsweise, dass ein Großteil der klimarelevanten Treibhausgasemissionen (THGE) vorwiegend von den Mitgliedern der oberen Schichten und in den Ländern des globalen Nordens verursacht werden, wohingegen rund 50% der Weltbevölkerung, vornehmlich in den Ländern des globalen Südens, nur rund 7% erzeugen. Bislang ist die Bevölkerung in den Ländern des Globalen Nordens mehrheitlich nicht gewillt, ein ökologisch nachhaltigeres Leben zu führen. Mehrheitlich ebenso abgelehnt wird eine solidarische Finanzierung der globalen Folgekosten der ökologischen Krise, indem beispielsweise die afrikanischen Staaten durch einen radikalen Schuldenerlass bei der Umsetzung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen unterstützt werden.

In der Soziologie ist unbestritten, dass die gesellschaftlichen und individuellen Strukturen, die die gegenwärtigen und in Zukunft zu erwartenden globalökologischen Problemlagen bedingen, im Medium interaktiver und kommunikativer Praxen gebildet werden. Gleichwohl fällt schwer, die Relevanz der Praxisdimension auf gesellschaftstheoretischer Ebene zu klären, wie auch die kontroversen Positionen um deren Stellenwert im sozialökologischen (Nicht-)Transformationsprozess der modernen Gesellschaft zeigen. In der Luhmannschen Systemtheorie wird er beispielsweise für marginal erachtet, andere hingegen halten sogar die Bildung einer neuen "ökologischen Klasse" (Latour) für möglich. Und die Studierenden? Sie befinden sich inmitten dieser Kontroverse!

Ziel des Seminars wird sein, das Bedingungsverhältnis zwischen individuellen Praxen und gesellschaftlicher Strukturbildung mit Fokus auf das Problem der ökologischen (Nicht-)Nachhaltigkeit zu analysieren. Diskussionsbasis: Die Publikation „Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur in Zeiten des globalen Kapitalismus“ der beiden Politologen U. Brand und M. Wissen, in der in innovativer Weise ein (neo-)marxistisches Gesellschafts- und Kulturverständnis zusammengeführt wird, um die ökologischen, sozialen und kulturellen Folgen eines global expandierenden Kapitalismus zu analysieren. Den - systemisch integrierten - Praxen der Individuen wird hierbei eine strukturbildende Bedeutung beigemessen. Soziologisch von Interesse ist dabei, dass das Konzept der "Imperialen Lebensweise" in Teilen der aktuellen Klimaschutzbewegung als Reflexionsfolie dient, um die Klimaproblematik in einer verständlichen Weise zu soziologisieren und in einer nicht-moralisierenden Weise zu politisieren. Im Zuge der Auseinandersetzung mit diesem Konzept wird uns deshalb auch die Frage beschäftigen, inwiefern die politische Kompatibilität von wissenschaftlichen Texten und die Reduktion kognitiver Komplexität zusammenhängen und ob dieser Punkt auch beim Erfolg des Konzeptes der „Imperialen Lebensweise“ eine Rolle spielt. Die Auseinandersetzung mit weiteren theoretischen und empirischen Materialien, die mit Blick auf die Seminarthematik geeignet sind, ist vorgesehen. Eigene Ideen und Vorschläge zum Seminarprogramm seitens der Seminarteilnehmer:innen sind willkommen und können (in der ersten Sitzung) eingebracht werden. Mitgebracht werden sollte auch die Bereitschaft zur "Sozioanalyse" (Bourdieu).

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Textlektüre, Referate, Arbeit in Kleingruppen, Diskussionen im Plenum, kleinere schriftliche Arbeiten, aktive Teilnahme und Anwesenheit

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Hinweis der SPL Soziologie:
Alle Studierenden, die einen Lehrveranstaltungsplatz erhalten haben, sind zu beurteilen, sofern sie sich nicht zeitgerecht abgemeldet haben oder unverzüglich nach Wegfall des Hindernisses einen wichtigen Grund für die Nichtdurchführung der Abmeldung glaubhaft machen.
Bei Vorliegen eines solchen Grundes (zB eine längere Erkrankung) kann d* Studierende auch nach Ablauf der Frist von der LV abgemeldet werden.
Über das Vorliegen eines wichtigen Grundes entscheidet die Lehrveranstaltungsleitung. Der Antrag auf Abmeldung ist unverzüglich zu stellen.
Für eine positive Beurteilung der Lehrveranstaltung ist die positive Absolvierung aller Teilleistungen erforderlich.
Im Zuge der Beurteilung kann eine Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen.
Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich gefordert wird (z. B. für einzelne Arbeitsaufgaben).
Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann die Lehrveranstaltungsleitung eine mündliche Reflexion ("Notenrelevantes Gespräch") der abgegebenen Seminararbeit vorsehen, die erfolgreich zu absolvieren ist.
Wurde eine Teilleistung erschlichen, d.h. etwa bei einer Prüfung oder einem Test geschummelt, bei einer schriftlichen Arbeit plagiiert oder auch Unterschriften auf Anwesenheitslisten gefälscht, wird die gesamte Lehrveranstaltung als "nicht beurteilt" gewertet und entsprechend erfasst.
Dies uns weitere Bestimmungen finden sie im studienrechtlichen Satzungsteil: https://satzung.univie.ac.at/studienrecht/.
Wenn Sie eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung bereits dreimal negativ absolviert haben und sich für einen vierten Antritt anmelden wollen, kontaktieren Sie bitte die StudienServiceStelle Soziologie während der Anmeldephase (vgl: Zusatzinformation "Dritte Wiederholung bei prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen" https://soziologie.univie.ac.at/info/pruefungen/#c56313)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für einen positiven Abschluss der Lehrveranstaltung müssen alle Teilleistungen absolviert werden:

1. Referat in Kleingruppen (ca. 30 Min.) + Gestaltung der Diskussion + Handout (Notenanteil: 25 %)
2. Seminararbeit, gegebenenfalls mit zusätzlicher mündlicher Prüfung (50 %)
3. Kleine schriftilchen Arbeiten + Gruppenmemos (25%)
4. Regelmässige Seminarteilnahme und aktives Mitarbeiten

Prüfungsstoff

Seminartexte, Seminarvorträge, gemeinsam im Seminar analysierte Materialien

Literatur

Barth, Thomas (2022), Gesellschaftliche Naturverhältnisse. Ein Konzept der sozial-ökologischen Umwelt- und
Klimaforschung, S. 533 - 539.
Bauhardt, Christine, Ökofeminismus und Queer Ecologies: feministische Analyse gesellschaftlicher Naturverhältnisse, S. 467 – 477.
Beck, Ulrich (2008), Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit
Beckert, Jens (2024), Verkaufte Zukunft. Warum der Kampf gegen den Klimawandel zu scheitern droht.
Beckert, Jens (2023), Dilemmata des globalen Kapitalismus in der Klimakrise, S. 558 - 567.
Blühdorn, Ingolfur, Klimadebatte und Postdemokratie. Zur gesellschaftlichen Bewältigung der Nicht-Nachhaltigkeit, S. 46 – 64.
Blühdorn, Ingolfur (2024), Unhaltbarkeit. Auf dem Weg in eine andere Moderne
Borries, Friedrich von (2024), Klimakapseln. Überlebensbedingungen in der Katastrophe
Brand, Ulrich (2020), Post-Wachstum und Gegen-Hegemonie. Klimastreiks und Alternativen zur imperialen Lebensweise.
Brand, Ulrich/ Markus Wissen (2024), Kapitalismus am Limit. Öko-imperiale Spannungen, umkämpfte Krisenpolitik und solidarische Perspektiven.
Brand, Ulrich/ Markus Wissen (2020), Jenseits der Green Economy. Die imperiale Lebensweise als entscheidendes Hindernis für eine Kreislaufwirtschaft, in: Kreislaufwirtschaft in der EU, Wiesbaden: Springer, S. 151–57.
Brand, Ulrich/ Wissen, Markus (2017), Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur in Zeiten des globalen Kapitalismus.
Brand, Ulrich/Markus Wissen (2017), Unsere schöne imperiale Lebensweise, S. 75 – 82.
Conrady, Roland et al. (2019) (Hg.), Grundlagen und neue Perspektiven des Luxustourismus.
Dissens Podcast vom 08.11.2023. Erbschaften: Warum es an der Zeit ist, die Reichen zu enterben. Yannick Haan von "Tax me now" über die große Ungleichheit beim Erben und Wege zu mehr Steuergerechtigkeit. URL: https://blogs.taz.de/dissenspodcast/erben/
I.L.A. Kollektiv, Mobilität. Schnell, schneller, imperial, in: dies., Auf Kosten anderer? Wie die imperiale Lebensweise ein gutes Leben für alle verhindert, S. 77 – 89
Latour, Bruno/ Schultz, Nikolaj (2022), Zur Entstehung einer ökologischen Klasse: Ein Memorandum | Wie gelingt politisches Handeln in Zeiten des Klimawandels?
Lessenich, Stephan (2016), „Weil wir es uns leisten können.“ Wie und warum wir über die Verhältnisse anderer leben, S. 91 – 102.
Luhmann, Niklas (1985), Ökologische Kommunikation. Kann sich die moderne Gesellschaft auf ökologische Gefährdungslagen einstellen?
Marx, Karl (1867), Das Kapital. Zur Kritik der politischen Ökonomie.
Nasssehi, Armin (2024), Kritik der großen Geste. Anders über gesellschaftliche Transformation nachdenken.
Neckel, Sieghart (2023), Zerstörerischer Reichtum. Wie eine globale Verschmutzerelite das Klima ruiniert. URL: https://www.blaetter.de/autoren/sighard-neckel
Novy, Andreas (2019), Kritik der westlichen Lebensweise.
OXFAM-Publikation (2020), Confronting extrem Carbon Inequality. URL: https://oxfamilibrary.openrepository.com/bitstream/handle/10546/621052/mb-confronting-carbon-inequality-210920-en.pdf
Schimank, Uwe (2016), Ökologische Integration der Moderne – eine integrative gesellschaftstheoretische Perspektive, S. 59–84.
Schaupp, Simon (2024), Stoffwechselpolitik. Arbeit, Natur und die Zukunft des Planeten
Statista (2022), Flugpassagiere. Statistik-Report zu Flugpassagieren weltweit
SZ (2024), Milliardärsurlaub: Käpt’n Zuckerberg und seine Gigayacht.
Besse, Vera/ Tanja Kotik (2020), Globale Produkte – globale Probleme. Globale Güterketten, Klimakrise und die Rolle der Schule, in: Schulhefte (178): Unser Haus brennt! Schule und Gesellschaft in der Klimakrise, Innsbruck: Studienverlag, S. 99 – 109.
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https://www.moment.at/story/warum-dieser-klimawissenschafter-unbedingt-die-reichen-besteuern-will-tax-dirty-rich/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
https://de.stay-grounded.org/
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Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 18.09.2024 15:46