Universität Wien

230124 SE Lektüreseminar: Soziologie der Normen (2024S)

2.00 ECTS (1.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 28 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 08.03. 17:00 - 18:30 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
Freitag 12.04. 13:15 - 17:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
Freitag 07.06. 13:15 - 17:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Bei Normen handelt es sich um einen der Kernbegriffe und ‚Urphänomene‘ der Soziologie, sodass eine Reflexion der soziologischen Theoriebildung anhand der Perspektivierung, Relationalisierung und Bedeutung der Normen der theoretischen Ansätze naheliegt und Erkenntnisgewinn garantiert. Normen können aus dieser Perspektive wie ein integrierendes, analytisches Element der (als Common Sense erscheinenden) Multiparadigmatik des Faches der Soziologie betrachtet werden.

Im Rahmen der Lehrveranstaltung werden einschlägige, soziologische Texte zu sozialen Normen gelesen, diskutiert und verglichen.

Einige Schlaglichter zur Bedeutung des Konzeptes der Normen in der Geschichte der Soziologie:
Emile Durkheim als einer der Gründungsväter der Soziologie kann die Bestimmung der sozialen Normen („soziologische Tatbestände“) zugeordnet werden, womit er der Soziologie einen ihrer eigenständigen Gegenstände zugeordnet hat. Auch im Anschluss an Durkheim stellt Talcott Parsons Normen in das Zentrum seines soziologischen Denkens. Die Systemtheorie Parsons erfreute sich nicht nur in den USA einer enormen Popularität und ihr wurde eine derartig umfassende Erklärungsfähigkeit sozialer Phänomene zugeschrieben, dass mitunter sogar das Ende soziologischer Theorieentwicklung postuliert wurde.
Thomas P. Wilson nahm diese Entwicklungen zum Anlass, die soziologische Forschung zwei verschiedenen Paradigmen zuzuordnen: Dem sogenannten „normativen“ und „interpretativen Paradigma“, wobei das letztgenannte als das jüngere und weniger etablierte Forschungsparadigma betrachtet wird. So haben Autor:innen wie Harold Garfinkel und Erving Goffman auf die Notwendigkeit der Interpretation und sozialen Konstruktion vermeintlich objektiver, überindividueller und -situativer Normen in situ aufmerksam gemacht. Nicht nur, dass die Autor:innen die Pluralität von (durchaus widerstreitenden) Normen aufzeigen (und damit auch auf einen sozialen Wandel der Differenzierung und Individualisierung reagieren), sie öffnen zudem einen interpretativen und damit verstehenden Zugang zu Normen. Es stellt sich die Frage, wie Interagierende in situ Normen schaffen, anzeigen und relevant machen, verstehen und erleben.
Auch hat sich das Verständnis von sozialen Normen weiterentwickelt und differenziert. Nicht nur Heinrich Popitz hat Normen zu einem seiner Hauptuntersuchungsgegenstände gemacht; ebenso Ralf Dahrendorfs viel beachtetes Werk „Homo Sociologicus“ trägt zur Weiterentwicklung des Konzeptes der sozialen Normen bei (insbesondere anhand der Weiterentwicklung des Rollenkonzeptes), beispielsweise durch das Hervorheben der Unterscheidung von Kann-, Soll- und Mussnormen.
...Womit ich die Bedeutung des Konzeptes der Normen in der Soziologie an dieser Stelle nur andeuten kann und will…

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

1.) Aufmerksame Erarbeitung der verpflichtenden Lektüre, die Sie durch je zwei schriftliche Fragen zu jeder Sitzung nachweisen, und aktive Beteiligung an der Diskussion im Plenum (50%).
2.) Schriftliche Reflexion eines der diskutierten theoretischen Ansätze (3 bis max. [!] 5 Seiten) (50 %).
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Hinweis der SPL Soziologie:
Im Zuge der Beurteilung kann eine Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen.
Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich gefordert wird (z. B. für einzelne Arbeitsaufgaben).
Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann die Lehrveranstaltungsleitung eine mündliche Reflexion ("Notenrelevantes Gespräch") der abgegebenen Seminararbeit vorsehen, die erfolgreich zu absolvieren ist.
Die Erbringung aller Teilleistungen ist Voraussetzung für eine positive Beurteilung, wenn nicht explizit etwas anderes vermerkt wurde.
Alle Studierenden, die einen Lehrveranstaltungsplatz erhalten haben, sind zu beurteilen, sofern sie sich nicht zeitgerecht abgemeldet haben oder unverzüglich nach Wegfall des Hindernisses einen wichtigen Grund für die Nichtdurchführung der Abmeldung glaubhaft machen.
Bei Vorliegen eines solchen Grundes (zB eine längere Erkrankung) kann d* Studierende auch nach Ablauf der Frist von der LV abgemeldet werden.
Über das Vorliegen eines wichtigen Grundes entscheidet die Lehrveranstaltungsleitung. Der Antrag auf Abmeldung ist unverzüglich zu stellen. Wurde eine Teilleistung erschlichen, d.h. etwa bei einer Prüfung oder einem Test geschummelt, bei einer schriftlichen Arbeit plagiiert oder auch Unterschriften auf Anwesenheitslisten gefälscht, wird die gesamte Lehrveranstaltung als "nicht beurteilt" gewertet und entsprechend erfasst.
Dies uns weitere Bestimmungen finden sie im studienrechtlichen Satzungsteil: https://satzung.univie.ac.at/studienrecht/.
Wenn Sie eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung bereits dreimal negativ absolviert haben und sich für einen vierten Antritt anmelden wollen, kontaktieren Sie bitte die StudienServiceStelle Soziologie (vgl: Zusatzinformation "Dritte Wiederholung bei prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen" https://soziologie.univie.ac.at/info/pruefungen/#c56313)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

- Anwesenheit bei den Terminen sowie kontinuierliche Mitarbeit (obligatorisch)
- Lektüre der Pflichttexte, Fragenerarbeitung (bzw. Diskussionsanregungen) sowie Diskussion zu ausgewählter Pflichtliteratur. Dabei muss die Fragenausarbeitung spätestens um 20 Uhr, 2 Tage vor der darauffolgenden Einheit abgegeben werden (50 %)
- Schriftliche Reflexion – 3 bis max. (!) 5 Textseiten (50 %).
Alle Einzelleistungen müssen positiv absolviert werden, um die Lehrveranstaltung positiv abzuschließen.

Prüfungsstoff

Literatur

Die vollständige Liste der Pflichtlektüre und der konkrete Veranstaltungsplan wird in der LV bekanntgegeben. Der Großteil der Texte wird via Moodle bereitgestellt.

Auszug aus der Liste der Pflichtliteratur und Büchern, aus denen Abschnitte gelesen und diskutiert werden:
- Wilson, Thomas P. (1970): Normative and Interpretive Paradigms in Sociology. In: Douglas, Jack D. (Hg.): Understanding Everyday Life. Towards a Reconstruction of Sociological Knowledge. Chicago: Aldine Publishing, S. 57-70.
- Durkheim, Émile (1984): Die Regeln der soziologischen Methode. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 105-114.
- Popitz, Heinrich (2010): Soziale Normen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
- Becker, Howard S. (2014): Außenseiter. Zur Soziologie abweichenden Verhaltens. Wiesbaden: Springer VS.
- Goffman, Erving (1975): Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 156-192.
- Foucault, Michel (1976): Überwachen und Strafen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 220-250.
- Hochschild, Arlie (1990). Das gekaufte Herz: Zur Kommerzialisierung der Gefühle. Campus-Verl.
- Joerges, Bernward (1989): Technische Normen - Soziale Normen? In: Soziale Welt 40 (1/2), S. 242-58.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 22.02.2024 13:06