Universität Wien

230125 UE M3 Subjektbildung im digitalen Kapitalismus (2024W)

Theoretische und empirische Perspektiven im Anschluss an die Soziologie P. Bourdieus - Theoriewerkstatt

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Update 7.10.2024: die für 7.10.2024 geplante erste Einheit muss leider entfallen.

  • Montag 14.10. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 28.10. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 04.11. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 11.11. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 18.11. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 25.11. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 02.12. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 09.12. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 16.12. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 13.01. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 20.01. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Montag 27.01. 13:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Im prozesslogischen Denken der Soziologie werden weder die Strukturen der Gesellschaft noch die Strukturen der Subjekte verabsolutierend vorgegeben, sondern es wird davon ausgegangen, dass sie sich immer erst empirisch bilden müssen. In die Strukturbildungsprozesse gehen dabei die empirischen Erfahrungen ein, die die Subjekte in ihrer konkreten Praxis machen. Nach N. Elias und G. Dux hat besonders der Soziologe P. Bourdieu auf die strukturbildende Macht der sozialisatorischen Erfahrungen der frühen und späten Kindheit (Hexis, Habitus allgemein) hingewiesen. In Gestalt eines System von inneren, der psychosomatischen Organisation integrierten Dispositionen haben sie einen strukturgenerierenden Einfluss auf die Gestaltung der alltäglichen Praxen. Bekanntlich bringt Bourdieu dabei die psychischen Dispositionen, die sich in schichtspezifischen Sozialisationsprozessen zu einem spezifischen (individuellen und sozialen) Habitus verdichten, mit dem System der gesellschaftlichen Positionen in Verbindung und begründet darüber auch den herrschaftskritischen Anspruch seiner soziologischen Analysen.

In diesem Seminar soll das Erkenntnispotential der Theorie Bourdieus anhand der digitaltechnologischen Revolutionen, die inzwischen die Subjektbildungsprozesse in allen modernen Gesellschaftsschichten erfassen, analysiert werden. Das Konzept des „digitalen Habitus“ soll in diesem Erkenntniszusammenhang im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stehen. Die „strukturbildende“ Bedeutung digitaler Medientechnologien soll sowohl in ontogenetischer (Kindheit – Jugend – Erwachsenalter) als auch in gesellschaftlicher (Familie – Erziehung – Freizeit – Wirtschaft u.a.) Dimension in den Blick genommen werden und auf der Grundlage diverser theoretischer und empirischer Materialien erörtert werden.

Von besonderem Interesse wird dabei sein, die gesellschaftlichen Bildungsprozesse digitaler Habitusformationen unter herrschaftskritischen Gesichtspunkten zu beleuchten. Denn ganz offensichtlich ist es so, dass nicht nur bestimmte Altersgruppen, sondern auch Mitglieder bestimmter gesellschaftlicher Schichten besonders gefährdet sind, sich im Sog der digitalen Medientechnologien zu verlieren. Wie das gesellschaftliche und (demokratie-)politische Risikopotential einer fortschreitend digitaltechnologisch modernisierten Gesellschaft einzuschätzen ist, wird abschließend erörtert. Mit Bezug auf Bourdieu, der immer auf die Bedeutung von Theorien im symbolischen Machtbildungsprozesse der Gesellschaft hingewiesen hat, wird die Frage zu stellen sein, ob sich mit einer fortschreitenden Digitalisierung aller gesellschaftlicher Sphären nicht eine neuartige, gewissermaßen ideologiefreie Konstellation ergibt: Das Bild ersetzt den Diskurs, die Perzeption die Reflexion. Und weiter wäre zu fragen, ob wir es in diesem Fall nicht mit einem neuen Niveau und einer neuen Form gesellschaftlicher Herrschaft zu tun haben.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Textlektüre, Referate, Arbeit in Kleingruppen, Diskussionen im Plenum, kleinere schriftliche Arbeiten, aktive Teilnahme und Anwesenheit

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Hinweis der SPL Soziologie:
Alle Studierenden, die einen Lehrveranstaltungsplatz erhalten haben, sind zu beurteilen, sofern sie sich nicht zeitgerecht abgemeldet haben oder unverzüglich nach Wegfall des Hindernisses einen wichtigen Grund für die Nichtdurchführung der Abmeldung glaubhaft machen.
Bei Vorliegen eines solchen Grundes (zB eine längere Erkrankung) kann d* Studierende auch nach Ablauf der Frist von der LV abgemeldet werden.
Über das Vorliegen eines wichtigen Grundes entscheidet die Lehrveranstaltungsleitung. Der Antrag auf Abmeldung ist unverzüglich zu stellen.
Für eine positive Beurteilung der Lehrveranstaltung ist die positive Absolvierung aller Teilleistungen erforderlich.
Im Zuge der Beurteilung kann eine Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen.
Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich gefordert wird (z. B. für einzelne Arbeitsaufgaben).
Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann die Lehrveranstaltungsleitung eine mündliche Reflexion ("Notenrelevantes Gespräch") der abgegebenen Seminararbeit vorsehen, die erfolgreich zu absolvieren ist.
Wurde eine Teilleistung erschlichen, d.h. etwa bei einer Prüfung oder einem Test geschummelt, bei einer schriftlichen Arbeit plagiiert oder auch Unterschriften auf Anwesenheitslisten gefälscht, wird die gesamte Lehrveranstaltung als "nicht beurteilt" gewertet und entsprechend erfasst.
Dies uns weitere Bestimmungen finden sie im studienrechtlichen Satzungsteil: https://satzung.univie.ac.at/studienrecht/.
Wenn Sie eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung bereits dreimal negativ absolviert haben und sich für einen vierten Antritt anmelden wollen, kontaktieren Sie bitte die StudienServiceStelle Soziologie während der Anmeldephase (vgl: Zusatzinformation "Dritte Wiederholung bei prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen" https://soziologie.univie.ac.at/info/pruefungen/#c56313)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für eine positive Beurteilung müssen folgende Teilleistungen erbracht werden:

1. Referat in Kleingruppen (ca. 30 Min.) + Gestaltung der Diskussion + Handout (Notenanteil: 25 %)
2. Seminararbeit, gegebenenfalls mit zusätzlicher mündlicher Prüfung (50 %)
3. Kleine schriftliche Arbeiten wie z.B. Exzerpte, Gruppenmemos (25%)
4. Regelmässige Seminarteilnahme und aktives Mitarbeiten
5. Bereitschaft zur "Sozioanalyse" im Sinne Bourdieus und mit Blick auf die Seminarthematik (d. h. Reflexion der ontogenetischen Konstitutionsbedingungen des eigenen Medienhabitus, der biographischen und aktuellen praktischer Nutzungsformen und libidinöser Bindungen - z.B. Dauer und Art der täglich am Smartphone konsumierten Videos, Lektüre von qualitativ hochwertigen Zeitungsartikeln - von und an diverse Medientechnologien und Medieninhalte usw.)

Prüfungsstoff

Seminartexte, Seminarvorträge, gemeinsam im Seminar analysierte Materialien

Literatur

Baudrillard, Fraktale Subjekte / Bergmann, Computersüchtig?: Kinder im Sog der modernen Medien / Bildungsministerium, Nutzung digitaler Geräte – Tipps für Eltern und Erziehungsberechtigte / BMBWF, Smartphone und Tablet in der Schule / Bourdieu, Sozialer Sinn / Bourdieu, Zur Genese der Begriffe Habitus und Feld / Bourdieu, Über das Fernsehen / Brüggen, Müller, Rösch, Medien / Carstensen et al. (Hg.), Theorien des digitalen Kapitalismus : Arbeit, Ökonomie, Politik und Subjekt / Dander et al., Bildung und digitaler Kapitalismus: Medienpädagogische Perspektiven / Dander, Sechs Thesen zum Verhältnis von Bildung, Digitalisierung und D i g i t a l i s i e r u n g / Fuchs, Krise, kOMMunikatiOn, kapitalisMus. Zur pOlitischen ÖkOnOMie sOZialer Medien / Götsch/Bliemetsrieder, Digitalisierung an Hochschulen: Bildung oder Employability, Akademisierung ohne Akademie? / Haidt, Has Social Media Destroyed a Generation? / Jäggi, Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft. Ökonomische, soziale und ökologische Auswirkungen, Fragen und Perspektiven / Kafka, In der Strafkolonie / Krotz, Wie konstituiert das Kommunizieren den Menschen? Zum Subjektkonzept der Kommunikationswissenschaft im Zeitalter digital mediatisierter Lebensweisen / Lacan, Das Spiegelstadium als Bildner der Ich-Funktion / Lankau, Kein Mensch lernt digital / Lehnen, Digitales Lesen und Schreiben / McLuhann, Das Medium is the Message / Müller, Denken ist grundsätzlich schuldhaft. Die Kunst als Waffe gegen das Zeitdiktat der Maschinen / Piaget, Das Erwachen der Intelligenz / Profil, Abgedreht: Brauchen wir ein Handyverbot an Schulen?/ Schimmelpfennig, Digitale schwarze Pädagogik. Der Computer als Kontroll- und algorithmisches Steuersystem der Gesellschaft / Stiegler, Die Logik der Sorge. Verlust der Aufklärung durch Technik und Medien / Zeitonline, Handyverbot: Ohne Smartphone in die Schule – ja, das geht / Vaneigem, Die Gesellschaft des Spektakels / Wagner, Niklas Luhmanns Aktualität. Macht der Computer die Gesellschaft unsichtbar? / WHO, Public Health Implications of Excessive Use of the Internet, Computers, Smartphones and Similar Electronic Devices. Meeting report / Wolpers, Mein fremdes Kind: Wie wir die Computerspielsucht unseres Sohnes überwanden /
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https://www.kinderaerzte-im-netz.at/news-archiv/artikel/news/kleinkinder-mehr-bildschirmzeit-bedeutet-weniger-reden-mit-eltern/
https://topos.orf.at/ki-liebe100
https://netaddiction.com/
https://www.sueddeutsche.de/leben/digital-detox-sieben-tipps-zur-digitalen-entgiftung-1.3754567
https://taz.de/Digitale-Schulen/!vn6024868/

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.10.2024 09:06