230142 SE Der amerikanische Zusammenhang: Parsons, Goffman, Garfinkel, Sacks (2010W)

Vor allem durch die verdienstvolle Nachforschung von Ann Rawls wurde deutlich, dass es über Jahre hinweg einen intensiven Gesprächszusammenhang zwischen vier maßgeblichen soziologischen Theoretikern gab: Talcott Parsons, Erving Goffman, Harold Garfinkel und Harvey Sacks. Alle vier Autoren waren Zeugen eines Modernisierungsschubs in den 1960er Jahren und antworteten aus ihren jeweiligen Kontexten und Erkenntnisinteressen heraus auf diese Entwicklung. Obwohl Garfinkel und Sacks sich später von Parsons distanzierten, so blieben sie in zentralen Fragen der Sozialtheorie mit ihm verbunden. Dies betrifft insbesondere den Status von Theorie gegenüber den empirischen Phänomenen. Dass Garfinkel sich stärker an Schütz orientierte, Goffman die theoretische Biologie von Uexkülls und Parsons die kybernetische Systemtheorie und die strukturale Linguistik (Jakobson) für den Zweck der Erarbeitung theoretischer Rahmen benutzte, soll darauf Aufmerksam machen, wie man auch über unterschiedliche Wege an dem von Weber grundgelegten objektiven Erkenntnisanspruch der Sozialwissenschaften festhielt. Die Lehrveranstaltung will dieser Theorieentwicklung nachgehen und dabei die Frage analysieren, inwiefern diese vier Sozialtheoretiker hinsichtlich eines genuin soziologischen Theorieverständnisses für die aktuelle Entwicklung soziologischer Theorie fruchtbar gemacht werden können. Die vier amerikanischen Soziologen bieten Anknüpfungspunkte für diese Fragen auf der Ebene gesamtgesellschaftlicher Prozesse, alltäglicher Lebensvollzüge, sprachliche Struktur- und Interaktionszusammenhänge und des Zusammenhangs von Institutionen und Biographien.