Universität Wien

230152 SE M6 Populismus, Radikalismus und exkludierende Solidarität (2024W)

Soziologische Vertiefung nach Wahl

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Update FR 4.10.2024: die für heute geplante erste Einheit muss krankheitsbedingt leider entfallen. Ein Ersatztermin wird in Absprache mit den Teilnehmer*innen festgesetzt.

  • Freitag 15.11. 13:15 - 16:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Freitag 29.11. 13:15 - 16:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Freitag 13.12. 13:15 - 16:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Freitag 10.01. 13:15 - 16:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Freitag 24.01. 13:15 - 16:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Erstarken der rechtsradikalen Parteien in einem unter neoliberalem Druck, Krieg (in der Ukraine und Gaza) und Populismus veränderten Europa (siehe auch die EP Wahl 2024) ist ein breit diskutiertes Phänomen. Wie verschiedene Forschungen über Krisenzeiten zeigen, können Unsicherheitsgefühle und Deprivation, aber auch „Gewinner“-Positionen zu exklusiven Einstellungen wie Xenophobie, Wohlfahrtchauvinismus, Rassismus, Anti-Semitismus oder Nationalismus und dadurch zur Wahl rechtsradikaler Parteien führen (vgl. Flecker, 2012; Grajczjár, 2020). Beispiele lassen sich neben Österreich auch in den Niederlanden, Ungarn, der Slowakei, Deutschland, Italien oder Frankreich finden.
Unsicherheitsgefühle und Deprivation führen jedoch nicht zwangsläufig zu einer Ausweitung des Rechtsradikalismus. Auch Formen der inklusiven Solidarität – wie die Unterstützung karitativer Aktionen, internationale Proteste, der Kampf gegen Armut oder die Unterstützung von MigrantInnen/Flüchtlinge – können in Krisenzeiten beobachtet werden, wie es während der sogenannten „Flüchtlingskrise“ 2015 auch zu erfahren war. Jedoch nach Becker, Eckert, Kohli und Streeb (2004) ist auch das Konzept der Solidarität kein universalistisches. Die Verpflichtung zur Solidarität beginnt mit der Zugehörigkeit zu einer Gruppe und ist auf diese limitiert. Aus dieser Sicht kommt dem Nationalstaat eine besonders wichtige Rolle als „Solidargemeinschaft“ zu. Laut Hondrich und Koch-Arzberger (1992) ist Solidarität eine durch und durch moderne Art sozialer Bindung, insofern sie auf der freien Entscheidung der Einzelnen beruht. Die Einzelnen haben nicht nur die Wahl, sich solidarisch oder nicht solidarisch zu verhalten, sondern auch die Wahl zwischen verschiedenen, inklusiven oder exklusiven Solidaritäten. Diese exklusive Solidarität kann auch bei den linksradikalen Gruppierungen und Proteste gegenüber Israels Krieg in Gaza beobachten, die teils durch die Vermischung der Politik der Israeli Regierung mit dem Judentum als Ganzes anhand der 3 D-Regel als antisemitisch eingestuft werden kann.
In Anlehnung an oben erwähnten Themen, das Ziel der LV ist der Vergleich des Radikalisierungs- bzw. Solidarisierungswandels unterschiedlicher europäischen Gesellschaften anhand 1) der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur und früherer Forschungen und 2) der Daten von European Social Survey, Eurobarometer, Socris Projektes und Anti-Semitismusforschungen. Die Studierenden bilden Gruppen und wählen jeweils ein europäisches Land und Thema für eine Analyse aus. Sie arbeiten die vorhandene Literatur und früheren Forschungen auf und stellen sie sie dar. Als Validierung der Vorträge, der LV-Leiter ergänzt die Referaten mit Längsschnittanalysen mithilfe linearer und logistischer Regressionsmodelle und Clusterzentrenanalyse. Zum Schluss werden die verschiedenen Forschungsergebnisse verglichen und diskutiert.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Es besteht Anwesenheitspflicht. Einmaliges Fehlen ist erlaubt. Lesen der Pflichtliteratur, Erstellen Referate, Gruppenarbeit, Essay à ca. 15.000 Zeichen/Person.

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Hinweis der SPL Soziologie:
Alle Studierenden, die einen Lehrveranstaltungsplatz erhalten haben, sind zu beurteilen, sofern sie sich nicht zeitgerecht abgemeldet haben oder unverzüglich nach Wegfall des Hindernisses einen wichtigen Grund für die Nichtdurchführung der Abmeldung glaubhaft machen.
Bei Vorliegen eines solchen Grundes (zB eine längere Erkrankung) kann d* Studierende auch nach Ablauf der Frist von der LV abgemeldet werden.
Über das Vorliegen eines wichtigen Grundes entscheidet die Lehrveranstaltungsleitung. Der Antrag auf Abmeldung ist unverzüglich zu stellen.
Für eine positive Beurteilung der Lehrveranstaltung ist die positive Absolvierung aller Teilleistungen erforderlich.
Im Zuge der Beurteilung kann eine Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen.
Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich gefordert wird (z. B. für einzelne Arbeitsaufgaben).
Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann die Lehrveranstaltungsleitung eine mündliche Reflexion ("Notenrelevantes Gespräch") der abgegebenen Seminararbeit vorsehen, die erfolgreich zu absolvieren ist.
Wurde eine Teilleistung erschlichen, d.h. etwa bei einer Prüfung oder einem Test geschummelt, bei einer schriftlichen Arbeit plagiiert oder auch Unterschriften auf Anwesenheitslisten gefälscht, wird die gesamte Lehrveranstaltung als "nicht beurteilt" gewertet und entsprechend erfasst.
Dies uns weitere Bestimmungen finden sie im studienrechtlichen Satzungsteil: https://satzung.univie.ac.at/studienrecht/.
Wenn Sie eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung bereits dreimal negativ absolviert haben und sich für einen vierten Antritt anmelden wollen, kontaktieren Sie bitte die StudienServiceStelle Soziologie während der Anmeldephase (vgl: Zusatzinformation "Dritte Wiederholung bei prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen" https://soziologie.univie.ac.at/info/pruefungen/#c56313)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderungen an die Studierenden für eine positive Beurteilung:
umfassende Kenntnisse der ausgewählten Literatur, Einbau empirischer Untersuchungen in die Essays, ein kritisches, erklärendes Referat, aktive Teilnahme an Diskussionen

Beurteilungsmaßstab:
Die Beurteilung hängt von der effektiven Mitarbeit und Anwesenheit, der Qualität des Referats, und der Essays ab. Anwesenheit und aktive Teilnahme an
- Diskussionen: 20%,
- Referat: 30%,
- Essays: 50%

Für einen positiven Abschluss der Lehrveranstaltung müssen sämtliche Teilleistungen absolviert werden.

Prüfungsstoff

Literaturbearbeitung, Präsentationen/Diskussionen, Essay

Literatur

Bayertz, K. (Ed.). (1999). Solidarity. Dordrecht: Kluwer.
Guger, Alois (Hrsg., 2009): Umverteilung im Wohlfahrtstaat. Sozialpolitische Studienreihe Nr.1. Wien: BMASK.
Duriez and Van Hiel (2002): The march of modern fascism. A comparison of social dominance orientation and authoritarianism, Personality and Individual Differences, 32: 1199-1213
Rathkolb, Oliver (Hrsg, 2010): Authoritarianism, history and democratic dispositions in Austria, Poland, Hungary and the Czech Republic. Wien: Studienverlag.
Mudde, Cas:The Populist Radical Right: A Pathological Normalcy, West European Politics, Vol.33, No.6, 2010, pp.1167-1186.
Betz, H.-G. (2001). Radikaler Rechtspopulismus im Spannungsfeld zwischen neoliberalistischen Wirtschaftskonzepten und antiliberaler autoritärer Ideologie. In D. Loch & W. Heitmeyer (Eds.), Schattenseiten der Globalisierung (pp. 167-185).
Butterwegge, Christoph/ Hentges, Gudrun (Hrsg., 2008). Rechtspopulismus. Arbeitswelt und Armut. Befunde aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
Georgi, F. (2013). Notizen zu einer Kritik der Migrationspolitik. Kurswechsel, 1(2013), 41-50.
Koch, Eckart (2014): Globalisierung: Wirtschaft und Politik. Berlin: Springer.
Schiffer-Nasserie, Arian (2015): Flüchtlingspolitik: Ein Jahr nach Lampedusa. Die Toten an den EU-Außengrenzen sind unvermeidlich – wofür? Sopos3/2015. http://www.sopos.org/aufsaetze/55191d63348f7/1.phtml.
United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) (2015): Mid-Year Trends 2015. http://www.unhcr.org/statistics.
Wallerstein, Immanuel (1983): Klassenanalyse und Weltsystemanalyse. In: Reinhard Kreckel (Hrsg.): Soziale Ungleicheiten. Göttingen. S. 301-320.
Wolff, Ernst (2015): Wie Europas Politik den Terror für sich instrumentalisiert. Vom 21.11.15 http://www.heise.de/tp/artikel/46/46623/1.html.
Grajczjár, István ; Nagy, Zsófia ; Örkény, Antal (2021): Types of Solidarity in a Hybrid Regime: The Hungarian Case. GOVERNMENT AND OPPOSITION 56 : 4 pp. 1-20. , 20 p. (2021)
Grajczjár, István ; Nagy, Zsófia ; Örkény, Antal (2019): Different types of solidarity in times of crises: a changing European landscape. INTERSECTIONS: EAST EUROPEAN JOURNAL OF SOCIETY AND POLITICS 5 : 1 pp. 1-24. , 24 p. (2019)
Jörg, Flecker ; Gudrun, Hentges ; Grajczjár, István ; Carina, Altreiter ; Saskja, Schindler (2019): Extreme und populistische Rechtsparteien und die soziale Frage in Europa: Ein Überblick über Frankreich, Österreich, Ungarn und die Niederlande. WSI-MITTEILUNGEN 18 : 3 pp. 212-219.
István Grajczjár – Zsófia Nagy – Antal Örkény – Julia Hofmann (2018)
Routes to right-wing extremism in times of crisis. An Austrian-Hungarian comparison based on the SOCRIS survey. Socio.hu Social Science Review, Special issue in English No. 6 (2018)
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Schwarz-Friesel, M. (2019). Judenhass im Internet: Antisemitismus als kulturelle Konstante und kollektives Gefühl. Hentrich & Hentrich.
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Bering, D. (2021). Der Name als Stigma: Antisemitismus im deutschen Alltag 1812-1933. Mit einem aktuellen Vorwort (Vol. 74). LIT Verlag Münster.
Achour, S., Berghan, W., Delto, H., Häusler, A., Krott, N. R., Lamberty, P., ... & Rump, M. (2021). Die geforderte Mitte.
Zick, A., Küpper, B., & Berghan, W. (2019). Verlorene Mitte-feindselige Zustände. Dietz.
Decker, O., Kiess, J., Heller, A., Schuler, J., & Brähler, E. (2022, October). 2. Die Leipziger Autoritarismus Studie 2022: Methode, Ergebnisse und Langzeitverlauf. In Autoritäre Dynamiken in unsicheren Zeiten (pp. 31-9

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 04.10.2024 11:06