Universität Wien

230174 SE Geld und Geschlecht: Geld und Macht (2010S)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Externe Termine:
FR 19.03.2010 10.00-14.00 - Ort: "Frauen beraten Frauen", Seitenstettengasse 5/7, 1010 Wien. ACHTUNG: ANWESENHEIT FÜR DIE SEMINARTEILNAHME UNBEDINGT ERFORDERLICH AUFGRUND DER REFERATSEINTEILUNG!
FR 28.05.2010 09.00-16.00
Ort: "Frauen beraten Frauen", Seitenstettengasse 5/7, 1010 Wien

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 30.04. 13:30 - 18:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 11.06. 09:00 - 16:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern klafft trotz Gleichstellungsplänen und Gender Mainstreaming – Maßnahmen in Österreich zunehmend weiter auseinander. Frauen verdienen in Österreich durchschnittlich 26,5% weniger als Männer, der „Equal Pay Day“ am 25. September spiegelt diesen Unterschied wider: An diesem Tag haben Männer bereits jenes Einkommen erreicht, das Frauen erst bis zum Ende des Jahres erzielen werden. Anders ausgedrückt: In Österreich arbeiten Frauen statistisch gesehen die letzten 3 Monate des Jahres gratis.
Die Tatsache, dass viele Frauen in Beziehungen verarmen, wird gesellschaftlich tabuisiert, denn wie ein Paar seine finanziellen Angelegenheiten regelt, ist angeblich Privatsache. Finanzielle Abhängigkeit ist demütigend und schwächt das Selbstbewusstsein. Geld und die Verfügbarkeit darüber werden als Machtmittel eingesetzt. Neben der Lohnschere schafft die in Beziehungen massenhaft geleistete unbezahlte Reproduktionsarbeit grobe Einkommensnachteile für Frauen. Das für statistische Erhebungen verwendete „Haushaltseinkommen“ verschleiert die reale Situation von Frauen, die zumeist sehr viel weniger für sich zur Verfügung haben als der aus dieser Summe erhobene Pro-Kopf-Anteil einer Familie.
Spätestens im Fall einer Trennung wird klar, dass die Ehe keineswegs die Versorgungsinstitution darstellt, als die sie propagiert wird.
Andererseits bedingt die Veränderung von Familieneinkommen durch die wachsende Erwerbsbeteiligung von Frauen auch strukturelle Verschiebungen innerhalb der (Klein)Familie als wirtschaftlicher Identität.
„Wer das Geld hat, hat die Macht.“ Ausgehend von diesem Satz wollen wir im anhand feministischer Theoriebildung und frauenspezifischer Beratungspraxis analysieren, ob und wie sich durch veränderte Einkommensverhältnisse von Frauen und Männern auch Machtverhältnisse in Paarbeziehungen ändern (Verschiebung von Abhängigkeit und Verantwortlichkeit, Verschiebung prekärer Reproduktionsarbeit durch Migration - „internationale Putz- und Pflegekolonne“, Effekte neoliberaler Globalisierung, die in Krisenzeiten den in seiner Kontroll- bzw. Regulierungsfunktion abgelehnten Staat wieder zu Hilfe ruft).
Produktions- und Reproduktionsarbeit sowie deren gute, schlechte und fehlende Bezahlung werden auf geschlechtsspezifische Arbeits- und Zeiteinteilung reflektiert.
„Zeit ist Geld.“ Aus diesem Spruch ableitbare Gleichheiten sowie Differenzen und Ungleichzeitigkeiten werden im Hinblick auf Paarbeziehungen überprüft und in die geschlechtsspezifische Analyse miteinbezogen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Anwesenheitskontrolle; Referat, Diskussionsbeteiligung, schriftliche Arbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Konstruktion von Geschlecht und „doing gender“ wurden in der Frauen- und Geschlechterforschung hinlänglich erforscht und analysiert (von Braun/ Stephan 2006, Knapp/ Wetterer 2003, 2008; West/ Zimmerman 1987).
Ziel des angeboteten Seminars in Feministischer Theorie ist es, jene nachhaltigen Effekte und Auswirkungen des Geschlechterverhältnisses im Realen zu untersuchen, welche die Aufrechterhaltung von theoretisch längst überholten Rollenstereotypen bis dato ermöglichen bzw. deren Perpetuierung befördern: bloße „rhetorische Modernisierung“ Wetterer 2003 anstatt real wirksamer Gleichstellung.
Die soziologische Erforschung von Familienbildern ebenso wie von Mann- und Fraubildern (Beck-Gernsheim 1993, 2000) wird mit sozialen, ökonomischen und medialen Analysen in Bezug gesetzt (Krondorfer/ Mostböck 2000, Schipfer 2007, Dorer/ Geiger 2002). Ein Hauptfokus gilt hierbei einer Analyse der Effekte der Ökonomisierung nahezu aller Lebensbereiche: diese wird als Einflussfaktor auf und „Garant“ für die Perpetuierung traditioneller Rollenbilder analysiert (Abbildung sozialer Ungleichheit auf öffentlicher und privater Ebene und die Wechselwirkung der beiden Ebenen; thematische Hauptbezugspunkte in der Diskussion der LV: Arbeit, Armut und Armutsgefährdung, Prekarität, Bildung, Recht

Prüfungsstoff

Theorie-Inputs der Vortragenden, Kleingruppenübungen, Referate, Diskussionen, Filmausschnitte

Literatur

BECKER, Ruth/ KORTENDIEK, Beate (Hg.innen): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. Wiesbaden 2004
BREITER, Marion: Un-Equal Pay und Armutsgefährdung von Frauen in Österreich. Wien 2006 http://www.netzwerk-frauenberatung.at/klara/dokumente/artikel_unequal_pay_frauenarmut.pdf
DÜCKER, Elisabeth von: Lustgewinne? Vom „Großen Geld“ in der Sexarbeit und anderen Mythen. In: REGNATH, Johanna/ RUDOLF, Christine (Hg.innen): Frauen und Geld. Königstein/ Taunus 2008, 187 – 216
MAYERHOFER, Elisabeth/ MOKRE, Monika: Prekäre Verhältnisse als Zuckerseiten des Lebens. Künstlerinnen und die Creative Class. In: REGNATH, Johanna/ RUDOLF, Christine (Hg.innen): Frauen und Geld. Königstein/ Taunus 2008, 167 - 187
MICHALITSCH, Gabriele: Kein Haushalt ist geschlechtsneutral. In: Haushalt für alle! Mit Gender Budgeting zum geschlechtergerechten Haushalt. Dokumentation der Fachtagung vom 27. 11. 2004 in München, 8-22
GSCHWANDTNER, Ulrike: Die Gegenwart aus der Zukunft gestalten. Was aus den Zukunftsvorstellungen von Jugendlichen gelernt werden kann – eine feministische Bestandsaufnahme. In: Buchmayr, Maria (Hg.in): Alles Gender? Feministische Standortbestimmungen. Innsbruck 2008, 212-227
HAUG, Frigga: Patientin im neoliberalen Krankenhaus. www.friggahaug.inkrit.de
ILLOUZ, Eva: Der Konsum der Romantik: Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus. Frankfurt/ M. 2003
JOCHIMSEN, Maren A.: Für andere sorgen heißt: sich in Beziehung setzen. Die Analyse von Sorgebeziehungen und die Ökonomie. In: Prätorius, Ina (Hg.in): Sich in Beziehung setzen. Zur Weltsicht der Freiheit in Bezogenheit. Königstein 2005, 25-36
ROSENDORFER, Tanja: Geld und Liebe – Geldarrangements in Partnerschaften. In: REGNATH, Johanna/ RUDOLF, Christine (Hg.innen): Frauen und Geld. Königstein/ Taunus 2008, 87 – 111
WETTERER, Angelika: Rhetorische Modernisierung: Das Verschwinden der Ungleichheit aus dem zeitgenössischen Differenzwissen. In: Knapp / Wetterer (Hg.innen): Achsen der Differenz II Münster, 2003, 286 – 319
ZEPF, Siegfried: Konsum und Konsumverzicht – zwei Seiten einer Medaille? In: SORGO, Gabriele (Hg.in): Askese und Konsum. Wien 2002, 154 - 169

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 905: MA Forschungsspezialisierung - Kultur und Gesellschaft oder MA EF Erweiterung einer gewählten Forschungsspezialisierung |
in 121: Angewandte Soziologie (Praxisfelder), 3. Abschnitt oder Analyse sozialer Problemfelder, 2. Abschnitt |

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39