Universität Wien

230221 SE Moral Distress und care-ethische Reflexion in der Pflege (2024S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
VOR-ORT

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die LV beginnt um 9 Uhr!

Mittwoch 06.03. 08:00 - 12:30 Seminarraum 19, Kolingasse 14-16, OG02
Mittwoch 13.03. 08:00 - 12:30 Seminarraum 19, Kolingasse 14-16, OG02
Mittwoch 10.04. 08:00 - 12:30 Seminarraum 19, Kolingasse 14-16, OG02
Mittwoch 17.04. 08:00 - 12:30 Seminarraum 19, Kolingasse 14-16, OG02
Mittwoch 29.05. 08:00 - 12:30 Seminarraum 19, Kolingasse 14-16, OG02
Mittwoch 05.06. 08:00 - 12:30 Seminarraum 19, Kolingasse 14-16, OG02

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Es gibt Situationen im beruflichen Alltag in Gesundheitsorganisationen, in denen weiß man, was richtig wäre, zu tun, aber die Rahmenbedingungen hindern einen daran. In solchen Situationen entsteht Moral Distress, der für viele mit Gefühlen, wie Wut, Trauer oder Ohnmacht verbunden ist. Die schwieriger werdenden Rahmenbedingungen führen dazu, dass Moral Distress in der Pflege häufiger wird, fast alle Pflegenden haben damit Bekanntschaft gemacht. Die Auslöser von Moral Distress, vor allem fehlende Ressourcen, aber auch die Tatsache, dass Pflegende nicht ausreichend in Entscheidungen einbezogen werden, lassen sich oft nicht – oder nicht einfach – beseitigen.
Reflexion als eine Möglichkeit, über Situationen von Moral Distress nachzudenken und auch ins Gespräch zu kommen kann dennoch Erleichterung bringen. Dies wollen wir im Rahmen der Lehrveranstaltung vor dem Hintergrund von Care-Ethik anbieten. Care Ethik ist eine feministische Theorie, die von Achtsamkeit und Bezogenheit getragen ist und von der Verletzlichkeit der Menschen ausgeht. Gefühle werden als wichtige Quelle von Erkenntnis gesehen. Die Care Ethik anerkennt, dass Pflegebeziehungen asymmetrische Beziehung sind und dass Konflikte in der Pflege unvermeidlich sind.
In der Lehrveranstaltung wollen wir uns mit den konzeptiven und empirischen Grundlagen von Moralischem Stress auseinandersetzen und die Grundlagen der Care Ethik kennenlernen. Wir lesen und diskutieren dazu relevante Literatur, lernen Forschungsprojekte in diesem Bereich kennen und arbeiten mit Beispielen aus der Erfahrung der Teilnehmer*innen. Wir diskutieren und erproben, inwiefern care-ethische Reflexion eine Möglichkeit sein kann, mit Moralischem Stress umzugehen und ihn zu „lindern“.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Lehrveranstaltung ist als Seminar konzipiert und hat prüfungsimmanenten Charakter. Der Leistungsnachweis setzt sich zusammen aus
> aktiver Beteiligung an der Lehrveranstaltung
> aktiver Beteiligung an den Diskussionen und Gruppenarbeiten in der Lehrveranstaltung.
> Einbringen von Beispielen aus der eigenen Praxis
> kritischem Lesen und Analysieren von Literatur
> Erarbeiten eines Portfolios

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Im ersten Lehrveranstaltungsblock ist Anwesenheitspflicht. Mindestanforderung für die positive Beurteilung ist (1) Aktive Beteiligung an der LV (30%), wofür regelmäßige Anwesenheit erforderlich ist, entschuldigtes Fehlen bei einem halbtägigen Block ist möglich. (2) Das Einbringen eines Beispiels für Moral Distress aus der Praxis entlang eines Leitfadens (20%) (3) Kurzzusammenfassung eines wissenschaftlichen Artikels zum Thema (20%). (4) Die forschungsethische Reflexion und Zusammenfassung der Einzelaufgaben zu einem Portfolio (30%). Jede Teilleistung wird eigenständig beurteilt.

Prüfungsstoff

siehe Inhalte und Grundlagenliteratur

Literatur

A. Grundlagen
Conradi, Elisabeth & Vosman, Frans (Hrsg.) (2016): Praxis der Achtsamkeit. Schlüsselbegriffe der Care-Ethik. Frankfurt am Main: Campus
Corley, Mary C. (2021). Moralischer Stress von Pflegenden: Vorschlag für eine Theorie und für eine Forschungsagenda. In: Biller-Andorno, Nicola, Monteverde, Settimo, Krones, Tanja, Eichinger, Thomas (eds) Medizinethik. Grundlagentexte zur Angewandten Ethik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27696-6_11.
Heimerl, Katharina & Müller, Dirk (2024): Wenn die Organisation schmerzt – bürokratische Hürden und andere organisationale Schmerzen. In: Heimerl Katharina, Millius Sabine (Hg.): Total Pain in der Palliativen Geriatrie. Vom Umgang mit dem existentiellen Schmerz im hohen Alter. Bern: Hogrefe, 251-260
Jameton, Andrew (2017). What moral distress in nursing history could suggest about the future of health care. AMA J Ethics 19, 617–628
McCarthy, Jane & Gastman, Chris (2015). Moral distress: A review of the argument-based nursing ethics literature. Nursing Ethics 22(1):131-52. doi: 10.1177/0969733014557139. Epub 2014 Dec 10. PMID: 25505098.
Reitinger, Elisabeth (2013): Sorge-Ethik im Leben mit hochbetagten Frauen und Männern: Gefühle, Bezogenheit, Achtsamkeit und die Notwendigkeit angemessener Strukturen. In: Forum Supervision, 21. Jg., Heft 41, S. 37-46.
Tronto, Joan C. (2010): Creating caring institutions: politics, plurality, and purpose. Ethics Soc Welf 4. Jg, Heft 2, S. 158-171, https://doi.org/10.1080/17496535.2010.484259.
B. Weiterführende Literatur
Browne, Victoria; Danely, Jason & Rosenow, Doerthe (2021): Introduction. In: dies. (Hrsg.): Vulnerability and the Politics of Care: Transdisciplinary Dialogues. Oxford: Oxford University Press, S. 1-30.
Conradi, Elisabeth (2001): Take Care. Grundlagen einer Ethik der Achtsamkeit. Frankfurt am Main: Campus.
Fourie, Carina (2015). Moral distress and moral conflict in clinical ethics. Bioethics 29/2, p. 91-97. doi: 10.1111/bioe.12064. Epub 2013 Nov 8. PMID: 2460209.
Gastmans, Chris (2013): Dignity-enhancing nursing care: A foundational ethical framework. Nurs Ethics, 20. Jg., Heft 2, S. 142-149, https://doi.org/10.1177/0969733012473772.
Jameton, Andrew (1984). Nursing Practice: The Ethical Issues. Englewood Cliffs, NJ: Prentice Hall.
Kada, Olivia; Lesnik Tanja (2019): Facetten von „moral distress“ im Pflegeheim. Eine qualitative Studie mit examinierten Pflegekräften. Z Gerontol Geriat 2019 · 52:743–750. https://doi.org/10.1007/s00391-019-01645-w
Monteverde, Settimio (2019): Komplexität, Komplizität und moralischer Stress in der Pflege. In: Ethik in der Medizin 31, S. 345-360, https://doi.org/10.1007/s00481-019-00548-z.
Pajakoski, Elina; Rannikko, Sunna, Leino-Kilpi, Helena & Numminen Olivia (2020): Moral courage in nursing – An integrative literature review. Nurs Health Sci. 2021;23:570–585. DOI: 10.1111/nhs.12805
Rogers, Wendy; Mackenzie, Catriona & Dodds Susan (2021): Warum die Bioethik ein Konzept von Vulnerabilität benötigt. In: Biller-Andorno, Nikola; Monteverde, Settimo; Krones, Tanja & Eichinger, Tobias (Hrsg.): Medizinethik. Wiesbaden: Springer VS, S. 189-219.
Schrems, Berta (2020): Vulnerabilität in der Pflege. Was verletzlich macht und Pflegende darüber wissen müssen. Weinheim: Beltz Juventa.
Tronto, Joan C. (1994): Moral boundaries. A political argument for an Ethic of Care. New York: Routledge.
Walser, Angelika (2010): Autonomie und Angewiesenheit: ethische Fragen einer relationalen Anthropologie. In: Reitinger, Elisabeth & Beyer, Sigrid (Hrsg.): Geschlechtersensible Hospiz- und Palliativkultur in der Altenhilfe. Frankfurt am Main: Mabuse, S. 33-44.
Young, Amanda; Froggatt, Katherine & Brearley, Sarah G (2017): ‘Powerlessness’ or ‘doing the right thing’ – Moral distress among nursing home staff caring for residents at the end of life: An interpretive descriptive study. Palliative Medicine 1–8. DOI: 10.1177/0269216316682894

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: So 03.03.2024 11:06