230480 SE SE aus Interpretativen Theorien (2007S)

Mit dem "linguistic turn" setzte die Kritik an einem normativen Identitäts-Begriff an, der ein scheinbar konstantes Subjekt charakterisieren sollte und somit dessen vielfältigen, ständigen Veränderungsprozessen und auch Fragmentierungen nicht gerecht wurde. Die Kritik und daran anschließende Debatten sollen in der Lehrveranstaltung rekapituliert werden, mit den Vorschlägen alternativer Begriffsbildung wie beispielsweise Biographie, Zugehörigkeiten, Intersektionalität, Positionalität. Zum einen soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern und auf welche Weise diese Begriffe sich von - unterschiedlichen - früheren interaktionstheoretischen Identitätsbegriffen in der Nachfolge von G. H. Mead unterscheiden, wie sie insbesondere von Anselm L. Strauss und Erving Goffman kritisch gegen strukturfunktionalistische Identitätsbegriffe konzipiert wurden. Zum anderen soll gefragt werden, ob und inwiefern sich ein kritisches Erkenntnisinteresse - weiterhin - auf "Identität" richtet; mit anderen Worten, wieso bleibt "Identität" interessant? Dazu soll anhand ausgewählter Bereiche der Forschung referiert und diskutiert werden, wie gegenwärtig über das, was mit "Identität" umschrieben werden kann, geforscht wird. Zu den Themenbereichen gehören soziologische, soziolinguistische, biographieanalytische, sozialpsychologische und psychoanalytische Forschungen u. a. zu Adoleszenz, zu veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen, zu "kollektiven Identitäten", zu Einwanderungsgesellschaften, zu sozialen und politischen Konflikten in Geschichte und Gegenwart.