Universität Wien

230506 SE Freundschaft als Lebensweise (2008S)

Zur Soziologie einer affektiven Verbindung zwischen Singularität und Universalität

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

4stündige Exkursion im April, Termin wird noch bekanntgegeben
Sprechstunden 15:00-19:00
06.05., 27.05., 10.06. am Inst.f.Soziologie, GastprofessorInnenzimmer

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 04.03. 11:00 - 12:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Montag 10.03. 18:30 - 20:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Dienstag 01.04. 14:00 - 16:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Dienstag 15.04. 14:00 - 16:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Samstag 21.06. 09:00 - 18:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Sonntag 22.06. 09:00 - 18:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Freundschaft erfährt unter gegenwärtigen Bedingungen einen Wandel. Globalisierung, Mobilität und Auflösung bislang vorherrschender sozialer, institutionalisierter Gemeinschafts- und Gesellschaftsformen gehen mit Ausdifferenzierungsprozessen einher, die vertraute Beziehungsformen und Selbstverständnisse aushöhlen, auflösen, freisetzen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Freundschaft scheint durch zwei kontroverse Zugänge gekennzeichnet: Einerseits wird Freundschaft als Gesellschaft kompensierendes Phänomen, als Teilaspekt von "Bastelexistenzen" (Hitzler) betrachtet, andererseits als subversive Beziehungsform, die sich jeder gesellschaftlichen Institutionalisierung entzieht (Foucault, Bovenschen). In allen großen ethisch-politisch-philosophischen Diskursen ist Freundschaft von einem doppelten Ausschluss des Weiblichen geprägt: der Ausschließung der Freundschaft zwischen Frauen und der Ausschließung der Freundschaft zwischen Frauen und Männern (Derrida). In Frage steht, wie sich in aktuellen Diskursen dieser doppelte Ausschluss zeigt. Zentrales Thema ist, wie sich im gegenwärtigen Freundschaftsdiskurs, insbesondere in der visuellen Kultur, Begrifflichkeiten, Darstellungen und Definitionen von Freundschaft und damit Vorstellungen von Emotion, Geschlechtlichkeit und Sexualität in genealogischer Perspektive zeigen und verändern. Freundschaft wird als Beispiel für den aktuellen Wandel intimer Beziehungen diskutiert. Die bevorstehende Fußball-EM wird als Arena kollektiver Vergeschlechtlichungsprozesse und heterotoper Ort kollektiver Emotionalität und gemeinschaftlicher Rituale betrachtet werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Im Seminar und über eigenständige Arbeiten der Studierenden sollen Kenntnisse über Freundschaftsbegriffe und Theorien (historisch und aktuell), Kenntnisse über Geschlechterdiskurs und Gegenwartskulturen intimer Beziehungen vermittelt werden, wobei die Kategorien Geschlecht, Emotion, Sexualität, Intimität und Vergesellschaftung dabei den Analysefokus bilden werden.

Prüfungsstoff

Einführend werden wissenschaftliche Konzepte von Freundschaft über Literaturstudium und Vorträge erarbeitet. Anhand eines zeitgenössischen Films über Frauenfreundschaft (Gespenster), verbunden mit einem Gastkommentar aus den Visual Studies, werden Frage der visuellen Kultur und deren Analyse vermittelt. Ein Gastreferat aus einem Ausstellungsprojekt zu Fußball wird eine gemeinsame Exkursion samt Reflexion einleiten. In Arbeitsgruppen sollen ausgewählte Teilaspekte des Themas eigenständig recherchiert, bearbeitet und präsentiert werden. Die Gruppen werden über Supervisionen begleitet.

Literatur

BOVENSCHEN, Silvia: Ach wie schön. Ein Kapitel über Freundschaft und idiosynkratische Befremdungen mit einem Exkurs über ein Stück von Nathalie Sarraute, in: dies., Über-Empfindlichkeit, Frankfurt am Main 2000, S. 119-148
EICHLER, Klaus-Dietrich: Philosophie der Freundschaft, Leipzig 1999 (Anthologie)
FOUCAULT, Michel: Von der Freundschaft als Lebensweise, dt.von Marianne Karbe und Walter Seitter, Berlin o.J., S85-93
RECKWITZ, Andreas: Das hybride Subjekt. Eine Theorie der Subjektkulturen von der bürgerlichen Moderne zur Postmoderne, Weilerwist 2006
SIMMEL, Georg: Soziologie der Freundschaft, in: Soziologie. Untersuchungen über Formen der Vergesellschaftung, S. 309-405, in ders.. Gesamtausgabe Bd. 11, hg von Otthein Rammstedt, Frankfurt am Main 1992

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39