Universität Wien

230507 SE SE aus feministischen Theorien: Gewalt und Geschlecht (2008S)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

am 04.04.08 findet das SE in 1010 Wien , Seitenstettengasse 5/7, Verein "Frauen beraten Frauen" 09:00-16:00 statt

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 14.03. 10:00 - 13:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 16.05. 09:00 - 16:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 20.06. 09:00 - 15:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In der LV werden Erkenntnisse aus der feministischen Theorie und der Frauenberatungspraxis dargestellt und vermittelt: Hierbei werden schwerpunktmäßig geschlechtsspezifische Implikationen von struktureller und sogenannter "häuslicher Gewalt" thematisiert. (Letztere betrifft v.a. Frauen und stellt somit einen "Verschleierungsbegriff" bzw. eine entpersonalisierte "Beschönigung" dar.)
Im weiteren wird dem Verhältnis zwischen struktureller Gewalt und Gewalt(ausübung) in der Paarbeziehung nachgegangen: Mit Fokus auf geschlechtsspezifische Implikationen im Erdulden bzw. Ertragen von Gewalt. In der Analyse wird auf kulturelle und religiöse Bilder sowie künstlerische Darstellungen von Gewaltakten und -taten Bezug genommen. Frauen- und männerspezifischen "Gewaltgeschichten" wird theoretisch und aus dem beratungspraktischen Erfahrungswissen nachgespürt im Hinblick auf Gewalt als Grenzverletzung psychischer und physischer Integrität. Inwieweit diesen Grenzverletzungen bis dato geschlechtspezifische Implikationen inhärent sind, ist weiters Inhalt und Analysegegenstand der LV. Darüber hinaus, wie "doing gender" (u.a. West/ Zimmermann 1989) die Weitergabe tradierter Rollenverständnisse prägt, und wie dem theoretisch sowie beratungspraktisch zu begegnen ist bzw. was dem entgegenzusetzen ist, um einen Bruch der Grenzüberschreitung und damit ein Ende persönlicher Grenzverletzungen zu initiieren. In der Verknüpfung mit struktureller Gewalt werden die Wirkungsweisen von Unterdrückungsmechanismen (Existenzängste, Lohnschere, geschlechtsspezifische Segregation von Arbeit, "gläserne Decke" etc.) und deren geschlechtsspezifische Implikationen abschließend analysiert.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

-Darstellung der Verknüpfung allgemeiner gesellschaftlicher Spannungsfelder mit dem -Spezialgebiet" Frauenforschung in Theorie und Praxis.
-Analyse der subjektiven Handlungsfähigkeit in sich wandelnden gesellschaftlichen Strukturen, Analyse der Effekte struktureller Gewalt ("prekäre Lebensverhältnisse", Lohnschere, Entwertung bzw. Minderbewertung reproduktiver Arbeit etc.).
-Analyse der Einschreibung von Macht in Körper (Habitus und Geschlecht, kulturelle Bilder, religiöse Bilder, ...).
-Darstellung von Körpergeschichte als Geschichte geschlechtsspezifischer Prägungen die bis heute wirken; Analyse normativer Setzungen und ihrer Auslassungen (vgl. u.a. Irigaray 1989)
-Darstellung des Wechselverhältnisses von Individualisierung und Pluralisierung (u.a. Überforderung durch multiple Entscheidungen erzwingende brüchige Arbeits- und Beziehungs-Biografien), Innovation und Beschleunigung von Lebenswelten als (weitere) Basis verschärfter sozialer Ungleichheiten.
-Vermittlung von Widersprüchen und Ambivalenzen in (geschlechtsspezifischen) Normen und Rollenanforderungen, mit dem Ergebnis multipler / brüchiger / neuer Identitäten (vgl. u.a. Showalter 1997).
-Vermittlung und weitere Erarbeitung kritischer Sichtweisen auf Therapiediskurse, v.a. im Hinblick auf eine phallozentrische Entwicklungslogik betreffend Frauen als "behandlungsbedürftiges Geschlecht" (vgl. "Krankheit Frau", aktuelle Neuauflagen bzw. Neudefinitionen der Verknüpfung von Rollenverhalten und Medikalisierung, insbesondere von Weiblichkeit bzw. von als weiblich definierten Verhaltensweisen; Fokus: geschlechtsspezifische Analyse von Aggression und Depression)

Prüfungsstoff

-Vorträge der LV-Leiterinnen
-Referate der TeilnehmerInnen zu ausgewählten Texten (Reader wird zur Verfügung gestellt)
-Plenar- und Gruppendiskussionen

Literatur

Becker, Ruth / Kortendiek, Beate (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. Wiesbaden 2004.
Bei, Neda: Das Gesetz im Namen des Vaters: die Frauen und das österreichische Strafrecht. Exemplarisches zu Wertprämissen patriarchalischer Rechts- und Gesellschaftssysteme, 36-63, in: Bundeskanzleramt, Frauen und Recht, Wien 1981.
Braun, Christina von / Stephan, Inge (Hg.): Gender@Wissen. Ein Handbuch der Gender Theorien. Köln/ Weimar/ Wien 2005.
Dackweiler, Regina/ Reinhild Schäfer, Gewalt-Verhältnisse. Feministische Perspektiven auf Geschlecht und Gewalt. Frankfurt/New York. 2002b.
Doyal, Lesley: What makes women sick: Gender and the political economy of health, Buckingham 1995.
Fischer-Homberger, Esther: Krankheit Frau und andere Arbeiten zur Medizingeschichte der Frau, Bern 1979.
Dies.. Hunger-Herz-Schmerz-Geschlecht. Brüche und Fugen im Bild von Leib und Seele. Bern 1997.
Dies.: Die traumatische Neurose: vom somatischen zum sozialen Leiden, Gießen 2004.
Foucault, Michel: Vom Licht des Krieges zur Geburt der Geschichte, Berlin 1986.
Frey Steffen, Therese / Rosenthal, Caroline / Väth, Anke (Hg.): Gender Studies. Wissenschaftstheorien und Gesellschaftskritik. Würzburg 2004.
Fröschl, Elfriede / Löw, Sylvia: Über Liebe, Macht und Gewalt. Wien 1995.
Godenzi, Alberto: Gewalt im sozialen Nahraum. 1996.
Hausen, Karin: Die Polarisierung der ,Geschlechtscharaktere' - eine Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben, 363-393, in: CONZE, Werner (Hg.), Sozialgeschichte der Familie in der Neuzeit Europas, Stuttgart 1976.
Heintzel, Kathrin: Vergewaltigung als territoriale Vereinnahmung im Kontext neuzeitlicher Wahrnehmung - Besitzergreifung als Amtshandlung, 349-360, in: Wiener Philosophinnen-Club (Hg.), Krieg/War. Eine philosophische Auseinandersetzung aus feministischer Sicht, München 1997.
Herman, Judith Lewis: Die Narben der Gewalt. Paderborn 1994/2003.
Hofmeister, Lilian: Ambivalenz der Gesellschaft zu Gewalt an Frauen, 19-28, in: Verein Wiener Frauenhäuser (Hg.), Dokumentation der Fachtagung "Strategien gegen Gewalt an Frauen - Wege aus der Ambivalenz", Wien 1999.
Irigaray, Luce: Das Geschlecht, das nicht eins ist, Berlin 1979
Dies.: Speculum. Spiegel des anderen Geschlechts, Frankfurt/Main 1980
Knapp, Gudrun-Axeli / Wetterer, Angelika (Hg.): Achsen der Differenz. Gesellschaftstheorie und feministische Kritik II. Münster 2003.
Dies.: Traditionen. Brüche. Entwicklungen feministischer Theorie I. Freiburg 1992
Mauerer, Gerlinde: Medeas Erbe: Kindsmord und Mutterideal, Wien: Milena 2002.
Dies.: Unter aller Kritik und über alle Maße: die Mutter. In: Figurationen 01/06: Köln (u.a.) 2006: 87-102.
Sauer, Birgit / Knoll, Eva-Maria (Hg.): Ritualisierungen von Geschlecht. Wien 2006.
Thürmer-Rohr, Christina: Vagabundinnen. Feministische Essays. Berlin 1992.
Dies.: Die Gewohnheit des falschen Echos. In: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis 17. Neue Heimat Therapie. Köln 1986, 113 - 120.
Trömel-Plötz, Senta (Hg.in): Frauengespräche: Sprache der Verständigung. Frankfurt 1996.
Verein "Frauen beraten Frauen" und KulturSoziologieWerkstatt: Qualitätskriterien in der Frauenberatung: www.wien.gv.at/ma57/pdf/qualitaetsstandards.pdf 2002.
Wendl-Kempmann, Gertrud / Wendl, Philipp: Partnerkrisen und Scheidung. Ursachen, Auswirkungen und Verarbeitung aus psychoanalytischer und richterlicher Sicht. München 1986.
Zehetner, Bettina / Stekl, Barbara: "Ent / Scheidung" - Frauenspezifische Beratung bei Trennung und Scheidung. Psychosoziale und rechtliche Aspekte: www.frauenberatenfrauen.at/download/Unterlagen.pdf 2005.
Zehetner, Bettina: Postmoderne Identitäten in schwindsüchtigen Körpern oder Vom Nutzen und Nachteil des Poststrukturalismus für den Feminismus, 29-36, in: Weg und Ziel, Nr.5, 1999.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39