230569 SE Akademische Migration, Anschluss und Ausschluss im Wissenschaftssystem (2008S)

Die Wissenschaften sind ebenso von Wanderungsbewegungen ihrer AkteurInnen/TeilnehmerInnen geprägt wie andere Bereiche der Gesellschaft. Die Staaten stehen in einem Wettbewerb um die besten Wissenschaftler/innen und versuchen diese anzulocken oder vom Weggehen abzuhalten. Politiker/innen beschwören die Angst vor einem so genannten Brain Drain. In totalitären Systemen sind gut Ausgebildete oft Zielscheibe der Regimes und müssen in andere Länder flüchten, wo sie geringe Möglichkeiten haben, an ihre ursprünglichen beruflichen Karrieren anzuknüpfen. Was bedeutet dieser freiwillige und erzwungene "Personenverkehr" jenseits der nationalen Grenzen für die wissenschaftliche Praxis? Wie wirken sich unterschiedliche Wissen(schafts)kulturen und Bildungsabschlüsse aus?
Ziel des Seminars ist es, auf der Basis der Literatur aus der Wissenschaftsforschung (B. Latour, L. Fleck, etc.), welche die soziale/kulturelle Komponente der Produktion von wissenschaftlichem Wissen thematisieren, eine Diskussionsgrundlage über eine grenzübergreifende wissenschaftliche Praxis und deren Einschluss und Ausschlussmechanismen zu erarbeiten. Dazu werden außerdem historische und zeitgenössische Materialien von vertriebenen Intellektuellen hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Karriereverläufe/-brüche und aktuelle Debatten zu Brain Drain & Gain hinzugezogen.