Universität Wien

240016 SE VM3 /VM6 - Jenseits der 'Megastadt': Periphere Urbanisierung in Lateinamerika (2023W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 02.02. 16:00 - 18:00 Digital
  • Dienstag 13.02. 09:00 - 13:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Mittwoch 14.02. 09:00 - 13:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Donnerstag 15.02. 09:00 - 13:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Freitag 16.02. 09:00 - 13:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 19.02. 09:00 - 13:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Dienstag 20.02. 09:00 - 13:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Darstellung lateinamerikanischer Städte als ‘Megastädte mit Megaproblemen’ und apokalyptische Räume der Verzweiflung stammt aus den 1960er und 70er Jahren - einer Zeit, in die massive Landflucht und Bevölkerungsexplosion der großen Metropolen sowohl Regierungen als auch internationale Beobachter fassungslos machte. Seitdem wird das dystopische Bild lateinamerikanischer Städte im akademischen Diskurs und in der Populärkultur reproduziert, z.B. durch Blockbuster wie ‘City of God’ (2002) und Mike Davis' ‘Planet of Slums’ (2006). Diese Darstellungen sind nicht ‘falsch’: in vielen Ländern Lateinamerikas ist der Anteil der Bevölkerung, die in Siedlungen ohne funktionierende städtische Infrastruktur leben, immer noch hoch, und rund die Hälfte der Bevölkerung Lateinamerikas überlebt durch Aktivitäten in der informellen Ökonomie. Postkoloniale Autor*innen kritisieren diese Darstellungen von Städten im Globalen Süden jedoch mit Verweis auf deren Reduktionismus und Eurozentrismus sowie auf koloniale, dualistische Denkweisen. Wie können Stadtentwicklung und städtisches Leben in Lateinamerika wissenschaftlich erfasst werden, um den vorhandenen Komplexitäten gerecht zu werden?
Der Kurs befasst sich mit den Charakteristika, Ursachen und Politiken aktueller Urbanisierungsprozesse in Lateinamerika sowie mit den zentralen Theorien, Konzepten und methodischen Herangehensweisen, die zum Verständnis wichtiger aktuellen Urbanisierungsmuster in Lateinamerika beitragen können. Zentrales ‘Brückenkonzept’ des Kurses ist das der ‘peripheren Urbanisierung’, wie es von neomarxistischen und postkolonialen Strömungen der lateinamerikanischen Stadtforschung ausgearbeitet wurde. In diesem Sinn wirft der Kurs einen umfassenden Blick auf die Beziehung zwischen makrostrukturellen Phänomenen (wie Neo-Extraktivismus und Finanzialisierung) und Städten als gelebte Räume. Zu den Themen gehören:
Dependenz und abhängige Urbanisierung; Marginalität und Autokonstruktion; Periphere Urbanisierung aus postkolonialer Perspektive; (Post-)Neoliberalismus und informelle städtische Ökonomie; Finanzialisierung und Stadtentwicklung; Neo-Extraktivismus, planetäre und erweiterte Urbanisierung; Finanzialisierung und urbaner Extraktivismus.
Alle Sitzungen beinhalten eine thematische Einführung durch die Dozentin, Diskussionen (im Plenum und/oder Kleingruppen) der Pflichtlektüre; Kurzpräsentationen durch die Kursteilnehmer*innen sowie interaktive Dynamiken zur Diskussion und Anwendung der erworbenen Inhalte.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderungen: Aktive Teilnahme; Vorbereitung auf die Sitzungen durch Lesen der Pflichtlektüre und ggf. kurzen Rechercheaufgaben; Präsentation eines Kurzreferats; Verfassen einer Hausarbeit.
Beurteilungsmaßstab:
Hausarbeit: Originalität und Relevanz der Fragestellung; Form; Aufbau; Theorie, Begriffe, Literatur; Analyse, Ergebnisse, Fazit.
Präsentation: Inhalt; Darstellung.

Prüfungsstoff

Literatur

(Auswahl):
Caldeira, Teresa, 2017. Peripheral urbanization: Autoconstruction, transversal logics, and politics in cities of the global south. Environment and Planning D: Society and Space, 35(1): 3-20.
Connolly, P. (2017). Latin American informal urbanism: Contexts, concepts and contributions, with specific reference to Mexico. In F. Hernández & A. Becerra Santacruz (Eds.), Marginal urbanisms: Informal and formal Development in cities of Latin America (pp.2246). Cambridge Scholar Publishing.
Gago, V., & Mezzadra, S. (2017). A critique of the extractive operations of capital: Toward an expanded conception of extractivism. Rethinking Marxism, 29(4), 574591.
Lukas, M. (2022): Worlding the Atacama Desert. Peripheral urbanization and transnational resource extraction urbanism in Antofagasta, Chile. In: Reis, N.; Lukas, M. (eds) Beyond the Megacity. University of Toronto Press.
Perlman, J. The myth of marginality. Urban poverty and politics in Rio de Janeiro. University of California Press, Berkeley.
Portes, A. & K. Hoffman 2003. Latin American Class Structures: Their Composition and Change during the Neoliberal Era. Latin American Research Review 38(1): 41-82.
Reis, N. (2017). Finance capital and the water crisis: insights from Mexico. Globalizations, 14(6), 976990.
Reis, N. & M. Lukas (eds.) (2022) Beyond the Megacity. University of Toronto Press.
Slater, David, 1978. Towards a political economy of urbanization in peripheral capitalist societies: problems of theory and method with illustrations from Latin America. International Journal of Urban and Regional Research, 2(1-3): 26-52.
Soederberg, S. (2015). Subprime housing goes south: Constructing securitized mortgages for the poor in Mexico. Antipode, 47(2), 481499.
Tonucci & Castriota. Occupy the periphery: housing occupations and the production of urban commons in Belo Horizonte. In: Reis, N. & M. Lukas 2022. Beyond the Megacity.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Di 30.01.2024 09:46