Universität Wien

240022 VO NUR 'Heil' und Ganz'? (3.2.5) (2020W)

Krankheits- und Gesundheitskonzepte im Spannungsfeld von Biomedizin und traditionellem Wissen

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 07.10. 13:15 - 16:30 Hörsaal A, NIG 4.Stock
  • Mittwoch 21.10. 13:15 - 16:30 Digital
  • Mittwoch 11.11. 13:15 - 16:30 Digital
  • Mittwoch 25.11. 13:15 - 16:30 Digital
  • Mittwoch 09.12. 13:15 - 16:30 Digital
  • Mittwoch 13.01. 13:15 - 16:30 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

1. Lehrinhalte

Weltbild und symbolische Ordnung einer Kultur wirken sich normativ auf ihre Gesellschaft aus, bedingen einander und finden ihren Niederschlag in der sozialen Praxis. In diesem Sinne setzt sich die Lehrveranstaltung mit den unterschiedlichen Weltbildern indigener und westlicher Gesellschaften auseinander im Hinblick auf die verschiedenen Vorstellungen / Konzepte zu Gesundheit, Krankheit, Sterben, Tod, (Wieder-)Geburt sowie Seelen,- Menschen- und Geschlechterbilder und deren jeweiligen kulturellen Impact. Daraus ergeben sich angesichts der derzeitigen globalen Gesundheitskrise Forschungsfelder, die sich im Spannungsfeld von feministischer Theorie, emischen Vorstellungen westlichen Normierungsdiskursen im Kontext der Medical Anthropology konstituieren und Unterschiede/Ähnlichkeiten in den diversen Lebenswelten aufzeigen:

Im Focus: nicht-westliche Gesellschaften:
Globale Ungleichheiten des Gesundheitssystems <-> Gesundheit muss leistbar sein, ist es aber für viele nicht.
'Auslagerung' gesundheitlicher Belange im indigenen Bereich auf 'weibliche Fürsorge'
Eine weitere Dichotomisierung indigener/westlicher Welt
Kollektive und individuelle Verantwortung als ein heterogener Komplex von ethischen Standards und sozialem 'Gewissen'.

Im Focus: westliche Gesellschaften (aber nicht nur):
(Keine) Rücksichtnahme auf die unterschiedlichen Körperreaktionen der Geschlechter
Die Problematik Überwachung Produktion, Durchführung und Verfolgung im Kontext von großräumigen Krisen & (Pan)epidemien.
Das Risiko der staatlichen Einmischung, Überwachung und die damit verbundenen psychischen Auswirkungen auf die individuelle seelische Gesundheit/Wohlbefinden
Überwachungsstaat Notstand als politisches Machtinstrument und die damit verbundenen Auswirkungen auf individuelles und kollektives Verhalten
Disziplinierung über den (Todes)angst-Mechanismus
Freud- & Antriebslosigkeit aufgrund von Einsamkeit <-> Ansteigen der Erkrankungs-Rate
Isolation: Personale Vereinsamung (speziell älterer Menschen, junger Menschen, die in polyamoren oder 'Distanz'-Beziehungen leben)
Gewöhnen an eine neue Normalität?
Gesellschaftliche Auswirkung von sozialen Differenzen auf das individuelle & kollektive Bewusstsein

2. Lehrziele

Auf Basis der Medical Anthropology unter Einbeziehung von Theorien zu Ritual und Weltbild wird im Rahmen der LV der Frage nachgegangen, ob und wie Gesundheits-, Krankheits- und Heilungsvorstellungen in westlichen und nichtwestlichen Kulturen gelebt und angewandt werden, welche (sozio-kulturellen) Differenzen in puncto Bewältigung von psychischen und physischen Krisen den jeweiligen Konzepten (nicht) inhärent sind. Weiterer Schwerpunkt sind das Bewusst-Machen von ethischen Verpflichtungen und sozialer Verantwortlichkeit.

3. Lehrmethoden

In der Vorlesung werden die Inhalte der LV präsentiert und diskutiert; zur Vertiefung der einzelnen Themen/Fallbeispiele ist zu jeder Einheit ein Text zu lesen (Pflichtliteratur). Diese Lernunterlagen werden auf der Lernplattform MOODLE zur Verfügung gestellt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

1) Lesen von 2 Basistexten zur jeweiligen Einheit (= Pflichtliteratur)

2) Wahlweise: 1 schriftliche Übungsarbeit zu einem selbst gewählten Artikel der Pflichtliteratur auf MOODLE (ca. 400 Wörter, = obligatorisch für alle Prüfungsteilnehme*nnen) ODER 1 PPP (4-6 Folien) zu einem selbst gewählten Artikel der Pflichtliteratur auf MOODLE. Im Falle einer Schließung der Universität aufgrund von Pandemie wird ausschließlich diese Rezension eingefordert. Sie muss 5 Tage VOR Stattfinden der Prüfung an die LV-Leiterin gesandt werden.

3) Schriftliche – wahlweise mündliche - Prüfung (offene Fragen zu Vorlesungsstoff und der Pflichtliteratur zur jeweiligen Einheit – beides auf MOODLE zur Verfügung gestellt).

4) Im Falle einer Schließung der Universität aufgrund von Pandemie wird ausschließlich Prüfungsformat: Die Prüfung wird in Abhängigkeit von den dann geltenden COVID-19-Maßnahmen als schriftliche Open Book-Prüfung über Moodle abgehalten. Details werden rechtzeitig über Moodle bekanntgegeben.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prozentuelle Aufschlüsselung der Teilleistungen zur Beurteilung

> Schriftliche Rezension bzw. PPP (=30 %) der Gesamtbenotung.
> (Schriftliche / mündliche) Prüfung: besteht aus 50% Kenntnisse des Vorlesungsstoffes und 20 % der Kenntnisse der Basistexte (Pflicht-Literatur) - insgesamt werden bei der Prüfung also 70% für die Gesamtbenotung eingefordert.

Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
Plagiierte oder erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis). Es kommt die Plagiatssoftware (‘Turnitin') zum Einsatz.

Prüfungsstoff

Literatur

(Pflicht)Literatur

wird in Form eines virtuellen Readers zusammengestellt und VOR der 1. Einheit auf MOODLE hochgeladen.

Auswahls-Beispiele:

BOEHNLEIN, James 2006: Religion and Spirituality in Psychiatric Care: Looking Back, Looking Ahead, in: Transcultural Psychiatry, Vol. 43, Nr. 4, pp. 634-651.
HAHN, Robert / KLEINMANN, Arthur 1983: Belief as pathogen, belief as medicine. In: Medical Anthropology Quarterly, Vol. 14, Nr. 4, S. 16 19.
HELLER, Birgit / WINTER, Franz (Hg.) 2007: Tod und Ritual. Interkulturelle Perspektiven zwischen Tradition und Moderne. LIT Verlag. Berlin.
KNIPPER, Michael 2003: Was ist ‚Krankheit’?- Anmerkungen zur transkulturellen Anwendung des wissenschaftlichen Krankheitsbegriffs. In: Hörbst, Viola und Angelika Wolf (Hg.): Medizin und Globalisierung: Universelle Ansprüche - lokale Antworten. Münster: LIT-Verlag 2003, S. 153-175.
KOSS-CHIOINO, Joan 2006: Spiritual Transformation, Relation and Radical Empathy: Core Components of the Ritual Healing Process, in: Transcultural Psychiatry, Vol 41, Nr. 5, pp. 877-892.
LEWIN, Ellen (Ed.) 2006: Feminist Anthropology. A Reader. UK: Blackwell Publishing Ltd.
PUCHEGGER-EBNER, Evelyne 2004: Gott ist Mann und Frau. Zum Bild des Weiblichen in Mythos und Ritus bei den Tarahumara. Dissertation an der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften der Universität Wien (3 Bände).
REDKO, Cristina 2003: Religious construction of a first episode of psychosis in urban Brazil, in: Transcultural Psychiatry, Vol. 40, Nr. 4.
VENTURA I OLLER, Montserrat 2003: Schamanische Austauschbeziehungen und Identität. Das Netzwerk der Colorados. In: WÖRRLE, Bernhard / SCHWEITZER DE PALACIOS, Dagmar: Heiler zwischen den Welten. Transkulturelle Austauschprozesse im Schamanismus Ecuadors. Reihe Curupira, Band 15 (73- 95), Förderverein 'Völkerkunde in Marburg' e.V., Marburg/Lahn.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:20