Universität Wien

240038 SE Themenfelder II (2016W)

Raum, Biografie und Gender zusammendenken

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Deutsch

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Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

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teilgeblockt

  • Mittwoch 05.10. 18:00 - 21:00 Seminarraum SG3 Gender-Studies, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Mittwoch 12.10. 18:00 - 21:00 Seminarraum SG3 Gender-Studies, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Mittwoch 19.10. 18:00 - 21:00 Seminarraum SG3 Gender-Studies, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Mittwoch 16.11. 18:00 - 21:00 Seminarraum SG3 Gender-Studies, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Mittwoch 14.12. 18:00 - 21:00 Seminarraum SG3 Gender-Studies, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Mittwoch 25.01. 18:00 - 21:00 Seminarraum SG3 Gender-Studies, Sensengasse 3, Bauteil 1

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

RAUM, BIOGRAFIE UND GENDER ZUSAMMENDENKEN

Gender als Ergebnis vieler Konstruktionsprozesse schwebt nicht im leeren Raum. Praktiken, Diskurse und Organisationsformen um Geschlechtlichkeit sind immer rückgebunden an biografische Erfahrungen und als solche verortet. Denn Individuen agieren in räumlichen Zusammenhängen. Das Seminar soll Studierende mit zwei großen Themenfeldern der Gender Studies vertraut machen: Biografie und Raum. Im Zuge des spatial turn wird auch in nicht raumbezogenen Wissenschaften nun immer öfter das Augenmerk auf Konstruktionsmechanismen von Räumen gelegt. Oft gerät dabei aus dem Blick, dass es sich bei Räumen um relationale Kategorien handelt, sie stets vergeschlechtlicht sind und immer einen konkreten biografischen Kontext haben. Die "Biografie" in ihrer Doppeldeutigkeit und ihren verschiedenen Ausformungen war immer sehr eindeutig ein "männliches" Konzept der Subjektivität und Individualität. In der Literatur zum Thema wird deutlich, wie schwierig es bleibt, stark genormte biografische Thematisierungen, Inszenierungen und Darstellungsformen umzudenken, die Verwicklung von biografischem Erzählen und Geschlechtlichkeit offenzulegen und kritisch mit der Kategorie Gender auf biografische Konstruktionen zuzugreifen.

Gerade im Zusammenhang mit den Kategorien "Privatheit" und "Öffentlichkeit" wird die Verschränkung von Raum und Biografie offenbar: Biografien können auch als "relationale Räume" begriffen werden. Dies eröffnet eine neue Perspektive auf zentrale Themenfelder der Gender Studies. So werden Sex und Gender nicht nur anhand der Achse des öffentlichen und privaten Raums, sondern auch im biografischen Zusammenhang auf verschiedene Weise konstruiert. Auch die Verschränkung von Identität und Alterität strukturiert Biografien wesentlich und ist zugleich prägend für die Wahrnehmung und Konstruktion von Räumen. Die Frage nach dem Zugang zu Öffentlichkeiten oder auch "Biografiewürdigkeit" beleuchtet Auseinandersetzungen um Gleichheit und Differenz sowie um Autonomie und Agency.

Durch die Hinführung an das Konzept des "relationalen Raumes" als Schlüsselbegriff der interdisziplinären Raumforschung lernen die Studierenden, Raum, Geschlecht und Biografie zusammenzudenken. Die Texte des Guided Reading leiten die Studierenden an, die Kategorie Gender in biografischen und räumlichen Kontexten zu reflektieren und die Zusammenhänge zwischen diesen verschiedenen Kategorien zu denken. Das geschieht durch kritische Auseinandersetzung mit theoretischen Texten aus (feministischer) Raumtheorie und Biografieforschung. Durch die Annäherung an räumliche und biografische Manifestationen von Geschlechtlichkeit, die selten zusammengedacht werden, aber untrennbar miteinander verbunden sind, erarbeiten sie sich ein tieferes Verständnis für den Konstruktcharakter von kulturellen bzw. sozialen Kategorien an sich sowie für zentrale Begriffsrelationen der Gender Studies.

Methoden: Close Reading, Referate oder kleinere schriftliche Arbeiten (kurze Zusammenfassung von Texten, Fragen vorbereiten), Reflexion und Diskussion in Kleingruppen und im Plenum, Verfestigung des theoretischen Wissens durch Transfer in forschungspraktische Anwendung anhand von Beispielen (Texten, Bildern...) aus der Biografieforschung und der Raumforschung; Blended Learning mit Unterstützung von Moodle.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung: aktive Mitarbeit und regelmäßige Teilnahme; Referat oder adäquate schriftliche Leistung; Diskussionen und Arbeiten in Kleingruppen; Arbeitsaufgaben im Rahmen des E-Learning; Seminararbeit.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für den erfolgreichen Abschluss der LV sind zumindest 50 von 100 möglichen Punkten zu erreichen.
Notenschlüssel:
30 Punkte für die Seminararbeit
20 Punkte für die Mitarbeit
25 Punkte für das Referat
25 Punkte für Zusatzaufgaben (schriftlich & mündlich)

Notenskala:
> = 87,5 sehr gut (1)
> = 75 gut (2)
> = 62,5 befriedigend (3)
> = 50 genügend (4)
< 50 nicht genügend (5)

Prüfungsstoff

Literatur

Literatur:

RELATIONALITÄT

Ní Dhúill, Caitríona: Biographie von ,er' bis ,sie'. Möglichkeiten und Grenzen relationaler Biographik. In: Fetz, Bernhard / Schweiger, Hannes (Hrsg.): Die Biographie. Zur Grundlegung ihrer Theorie. Berlin / New York 2009, S. 199-226.

Stanley, Liz: Introduction, in: dies.: The Auto/biographical I: The Theory and Practice of Feminist Auto/biography. Manchester 1992, S. 2-19.

Lefebvre, Henri: "Die Produktion des Raums (1974)", in: Dünne, Jörg; Günzel, Stephan (Hg.), Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2012, S. 330-343.

Löw, Martina: Raumsoziologie, Frankfurt, Main: Suhrkamp 2001.

PRODUKTION VON RAUM UND INDIVIDUALITÄT

Marian, Esther: Zum Zusammenhang von Biographie, Subjektivität und Geschlecht In: Fetz, Bernhard / Schweiger, Hannes (Hrsg.): Die Biographie. Zur Grundlegung ihrer Theorie. Berlin / New York 2009, S. 169-197.

Katharina Prager, Exemplary Lives? Thoughts on Exile, Gender and Life-Writing, in: Charmain Brinson / Andrea Hammel (Hg.): Yearbook of the Research Center for German and Austrian Exile Studies, 17: Exile and Gender I: Literature and the Press, Leiden 2016. [erscheint Anfang April]

Bourdieu, Pierre: "Sozialer Raum, symbolischer Raum", in: Dünne, Jörg; Günzel, Stephan (Hg.), Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2006, S. 354-369.

Coutras, Jacqueline: " Les pratiques spatiales des sexes : quelles problématiques ? ", in: Espace, populations, sociétés 7 (1989), Nr. 1, S. 111-115.

PRIVATER RAUM UND ÖFFENTLICHKEIT

Dausien, Bettina: Leben für andere oder eigenes Leben? Überlegungen zur Geschlechterdifferenz in der biographischen Forschung. In: Peter Alheit / Bettina Dausien / Andrea Hanses / Antonius Scheuermann (Hrsg.): Biographische Konstruktionen. Beiträge zur Biographieforschung. Bremen 1992.

Angelika Schaser, Bedeutende Männer und wahre Frauen. Biographien in der Geschichtswissenschaft, in: Querelles. Jahrbuch für Frauenforschung 6 [= Biographisches Erzählen], Stuttgart und Weimar 2001, 137–152, 138-139.

Arendt, Hannah: "Der Raum des Öffentlichen und der Bereich des Privaten (1960)", in: Dünne, Jörg; Günzel, Stephan (Hg.), Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2012, S. 420-434.

Terlinden, Ulla: "Räumliche Definitionsmacht und weibliche Überschreitungen. Öffentlichkeit, Privatheit und Geschlechterdifferenzierung im städtischen Raum", in: Löw, Martina (Hg.), Differenzierungen des Städtischen, Opladen: Leske & Budrich 2002, S. 141-156.

GESCHLECHTLICHE MARKIERUNGEN UND FEMINISTISCHE KRITIK

Massey, Doreen: Space, Place and Gender, Cambridge, Oxford: Blackwell Publishing 1994 (Kap. Politics and Space/Time, S. 249-272).

Rossberg, Anne- Katrin: "Zur Kennzeichnung von Männlichkeit und Weiblichkeit im Interieur", in: Kuhlmann, Dörthe, Jormakka, Kari (Hg.), Building Gender. Architektur und Geschlecht, Wien : edition selene 2002, S. 105- 123.

Reulecke, Anne-Kathrin:'Die Nase der Lady Hester'. Überlegungen zum Verhältnis von Biographie und Geschlechterdifferenz. In: Röckelein, Hedwig (Hrsg.): Biographie als Geschichte. Tübingen 1993, S.117-142.

Runge, Anita: Gender Studies. In: Klein, Christian (Hrsg.): Handbuch Biographie. Methoden, Traditionen, Theorien. Stuttgart 2009, S. 402-407.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39