Universität Wien

240047 VO+UE VM1 / VM8 - Umkämpfte Expertise in Wissenschaft und Politik (2019W)

Institutionen, AkteurInnen, und Praktiken im Feld der Migrationsforschung

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
MOB

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 10.10. 16:00 - 19:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Donnerstag 24.10. 16:00 - 19:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Donnerstag 07.11. 16:00 - 19:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Donnerstag 21.11. 16:00 - 19:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Donnerstag 05.12. 16:00 - 19:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Donnerstag 09.01. 16:00 - 19:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Donnerstag 23.01. 16:00 - 19:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Wissen rund um Migration, Asyl und ‘Integration’ und die Interpretation von Daten und Fakten haben im politischen Diskurs der letzten Jahre stark an Bedeutung gewonnen. Wissenschaftliche Expertise wird verstärkt als Basis zur Rationalisierung, Legitimierung und Evaluierung vermeintlich evidenzbasierter politischer Vorhaben und Handlungen herangezogen. Die Migrationsforschung wird damit zunehmend ein politisch aufgeladenes Aushandlungsfeld zwischen Wissenschaft und Politik. Deren Verhältnis ist geprägt von gegenseitigen Finanzierungs- und Abhängigkeitsverhältnissen und vom wechselseitigen Versuch der Beeinflussung, Nutzbarmachung und Instrumentalisierung.
Diese zunehmende gegenseitige Verstrickung führt nicht nur zu deutlichen Veränderun-gen in der Forschungslandschaft, sondern auch in der konkreten Forschungstätigkeit. Sie zeigt sich beispielsweise bei den als relevant erachteten und gestellten (und in der Auftragsforschung bestellten) Forschungsfragen und den zu ihrer Beantwortung gewählten Ansätzen und Methoden. Sie zeigt sich weiters im Aufgabenfeld der ForscherInnen, die mit ihrer Tätigkeit zunehmend an die Politikberatung heranrücken und verstärkt auch die Vermittlung der Forschungsergebnisse übernehmen, und schließlich in der Forschungslandschaft, wo (internationale) Forschungseinrichtungen und Forschungsabteilungen bestehender Organisationen, sog. Think Tanks, politik- und regierungsnahe wissenschaftliche ExpertInnengremien und regierungseigene Forschungseinrichtungen die bestehende universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zunehmend ergänzen. Das so generierte Wissen orientiert sich an den Interessen der Auftraggeber und soll zumeist einem ‘besseren’ Migrationsmanagement und weniger der Entwicklung der Herkunftsländer oder gar der globalen Gerechtigkeit dienen.
Diese Entwicklungen werfen zentrale Fragen an das Wissenschaftsfeld auf, die mit den Studierenden der IE gemeinsam erörtert werden sollen. Die Lehrveranstaltung gibt einen Einblick in Geschichte, AkteurInnen, Forschungsfragen und Finanzierung der österreichischen Migrationsforschung und thematisiert das schwierige und ‘notwendigerweise spannungsgeladene’ (Kraler/Perchinig 2017: 63) Verhältnis von Wissenschaft und Politik und dessen Auswirkungen. Die Lehrveranstaltung soll zur kritischen Auseinandersetzung mit und zur gemeinsamen Analyse von Institutionen, AkteurInnen, und Praktiken im Feld der Migrationsforschung anleiten. Dabei sollen insbesondere auch aktuelle Bezüge hergestellt und empirischer Beispiele (z.B. Expertenrat für Integration, Forschungskoordinationsstelle BMEIA, Statistik Austria, Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens, Sicherheitsakademie des BMI Institut für Wissenschaft und Forschung) von den Studierenden unter Anleitung und mittels politikwissenschaftlichen Methoden wie der Politikfeldanalyse genauer beleuchtet werden.
Die ‘politiknahe Bauweise’ der Migrationsforschung (Bommes 2011: 43), in der auch außerhalb der Auftragsforschung scheinbar permanent auf ‘Politiktauglichkeit’ geachtet werden muss, fordert einen hohen Grad an Selbstreflexion und ein klares Selbstbild als WissenschafterIn und ForscherIn. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, die Studierende für die Mechanismen der Vereinnahmung und die gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Wissenschaft und Politik zu sensibilisieren. Trotz kritischer Auseinandersetzungen im Studium mit globalen Ungleichheitsverhältnisse müssen Forschende sich ihrer Verantwortung in Forschungsprojekten bewusst werden, um sich der Instrumentalisierung von Wissenschaft widersetzen zu können.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Geforderte werden aktive Mitarbeit im Kurs, Rezeption und gemeinsame Diskussion der angegebenen Literatur, laufende kleinere schriftliche Übungsarbeiten und Präsentationen sowie eine abschließende Hausarbeit.

Prüfungsstoff

Literatur

Bommes, Michael (2011): Nationale Paradigmen der Migrationsforschung. In: Vorstand des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (Hg.): Migration und Migrationsforschung in der modernen Gesellschaft. Eine Aufsatzsammlung. IMIS-Beiträge, Heft 38/2011, S. 15-52.
Blum Sonja/Schubert Klaus (2017): Politikfeldanalyse. Springer, Wiesbaden.
de Jong, Sara/Messinger, Irene/Schütze, Theresa/Valchars, Gerd (2017): Migrations-management: Praktiken, Intentionen, Interventionen. In: Journal für Entwicklungspolitik, 33, 1/2017, S. 4-21.
Hadj-Abdou, Leila (2007): Zum Verhältnis von Migrationsforschung und politischer Pra-xis. In: Fröschl, Erich/Kramer, Helmut/Kreisky, Eva (Hg.): Politik Beratung. Zwischen Affirmation und Kritik. Braumüller, Wien. S. 183-195.
Haug, Werner; Kreis Georg (2017): Zukunft der Migration. Reflexion über Wissenschaft und Politik. NZZ Libro, Zürich.
Horvath Kenneth (2017): Migrationshintergrund. Überlegungen zu Vergangenheit und Zukunft einer Differenzkategorie zwischen Statistik, Politik und Pädagogik. In: Miethe, Ingrid/Tervooren, Anja/ Ricken, Norbert (Hg.): Bildung und Teilhabe. Zwischen Inklusi-onsforderung und Exklusionsdrohung. Springer VS, Wiesbaden. S. 197-216.
Kaloianov, Radostin (2014): Kritik und Migration. Eine Studie. Unrast, Münster.
Karasz, Lena (Hg.) (2017): Migration und die Macht der Forschung. Kritische Wissen-schaft in der Migrationsgesellschaft. Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Wien.
Kraler, Albert/Perchinig, Bernhard (2017): Der Nexus von Politik und Forschung im Bereich Migration, Integration und Asyl. In: Karasz, Lena (Hg.) (2017): Migration und die Macht der Forschung. Kritische Wissenschaft in der Migrationsgesellschaft. Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Wien. S. 63-90.
Koch, Anne/ Weber, Annette/ Werenfels, Isabelle (Hg.) (2018) Migrationsprofiteure? Autoritäre Staaten in Afrika und das europäische Migrationsmanagement, SWP-Studie 3, April 2018, https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2018S03_koc_web_wrf.pdf
Mayer, Stefanie (2010): Rotation, Integration and Social Exclusion. Discourse and Change in/of Migration Policies in Austria. In: Roth, Klaus/Hayden, Robert (Hg.): Migration in, from, and to South-eastern Europe. Ethnologia Balcanica, Vol. 13. S. 129-146.
Mecheril, Paul/Thomas-Olalde, Oscar/Melter, Claus/Arens, Susanne/Romaner, Elisabeth (Hg.) (2013): Migrationsforschung als Kritik? Konturen einer Forschungsperspektive, Springer, Wiesbaden.
Perchinig, Bernhard (2010): Migration Studies in Austria Research at the Margins? In: Thränhardt, Dietrich/Bommes, Michael (Hg.): National Paradigms of Migration Research. IMIS Schriften 13. V&R Unipress, Göttingen. S. 187-204.
Plehwe, Dieter (2010): Think-Tanks und Entwicklung: Bessere Integration von Wissen-schaft und Gesellschaft? In: Journal für Entwicklungspolitik, 26, 2/2010, S. 9-37.
Pühringer, Stephan/ Stelzer-Orthofer, Christine: (2016) Neoliberale Think-Tanks als (neue) Akteure in österreichischen gesellschaftspolitischen Diskursen. Die Beispiele des Hayek-Instituts und der Agenda Austria. In: SWS-Rundschau 1/2016. 7596, http://sws-rundschau.at/archiv/SWS_2016_1_Puehringer.pdf
dies (2016): Replik zur Replik: Von Vorwürfen der Unwissenschaftlichkeit. In: SWS Rundschau 3/2016. 447-449, http://swsrundschau.at/archiv/SWS_2016_3_Puehringer.pdf

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

VM1 VM8

Letzte Änderung: Mi 21.04.2021 13:34