Universität Wien

240053 SE VM1 / VM5 - (Umstrittene) nationale Gedenkorte und Erinnerungskulturen in Ostasien (2022S)

Ihre Bedeutung für die globale Geopolitik

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die Termine sind geblockt und finden in einem zweiwöchigen Rhythmus statt. Bitte die beiden Simulationstage in jedem Fall freihalten!

  • Freitag 18.03. 09:45 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 01.04. 09:45 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 08.04. 09:00 - 12:00 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Freitag 29.04. 09:45 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 13.05. 09:45 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 20.05. 09:00 - 12:00 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Freitag 03.06. 09:45 - 13:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Donnerstag 09.06. 09:45 - 17:45 Seminarraum 3 Porzellangasse 4, EG05
  • Freitag 10.06. 09:45 - 17:45 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 24.06. 09:45 - 17:45 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Dieses Seminar behandelt zwei Konflikte in Ostasien, die von den verschiedenen Gesellschaften teilweise unterschiedliche erinnert werden. Ziel ist, die andauernden Rückwirkungen dieser Erinnerungskulturen und ausgewählter Gedenkorte auf die aktuelle Politik und Gesellschaft einzuordnen und zu bewerten. Einerseits sollen die verschiedenen Erinnerungskulturen aufgearbeitet und die Auswirkungen auf die nationale Politik und Gesellschaft aufgezeigt werden. Andererseits sollen die anhaltenden Folgen der unterschiedlichen Erinnerungen auf die internationalen Beziehungen thematisiert werden. Gemeinsam haben all diese Konflikte und Erinnerungskulturen, dass sie bis heute signifikante innergesellschaftliche und internationale Auswirkungen haben.
Das Seminar beginnt mit einleitenden Präsentationen der Seminar-Leiter in die Thematik und Methodik des Rollenspieles und von (Verhandlungs-)Simulationen, inklusive kleinerer gemeinsamer Übungen zum Festigen des Gelernten. In den anschließenden Einheiten sollen die Studierenden in Kleingruppen (und in regelmäßigem Austausch mit den Seminar-Leitern) einen Konflikt, dessen erinnerungspolitische Aufarbeitung und anhaltenden Folgen in Form eines Rollenspieles eingehend bearbeiten. Wesentlich hierbei ist das Element des angeleiteten Selbststudiums und der Recherche der Stakeholder und des Gesamtkontexts des Diskurses. Je nach ausgewähltem Konflikt, geschieht dies in Gestalt einer fiktiven Wahrheits- und Versöhnungskommission, einer Verhandlungssimulation oder eines internationalen Tribunals. Wesentlich ist dabei, dass in diesen Rollenspielen die zentralen Stakeholder realistisch, also entsprechend ihrer Interessen und ihres Einflusspotenziales, repräsentiert sind. Dank des Einsatzes verschiedener planspielerischer Methoden kann aufgezeigt werden, welcher Ansatz sich für die Aufarbeitung welcher Konflikte am besten eignet und welche Vorteile, aber auch Grenzen die einzelne Methoden haben, um eine nationale Versöhnung zu befördern. Die Lehrveranstaltung soll vor Ort stattfinden, kann aber, im Einklang mit den jeweils aktuellen COVID-19-Bestimmungen, auch im hybriden Modus oder komplett im digitalen Modus abgehalten werden.
Die möglichen Konflikte, die während des Seminars vorbereitet und an je einem „Simulationstag“ im Juni 2022 (ganztägig) behandelt werden können, sollen hier kurz skizziert werden, um einen knappen Eindruck zu gewinnen. Die TeilnehmerInnen werden im Laufe des März 2022 darüber abstimmen, welche Konflikte sie konkret behandeln möchten.

* Opium-Kriege (1839–1842 und 1856–1860)
Als Folge seiner Niederlage in den Opium-Kriegen musste China in „ungleichen Verträgen“ Großbritannien und Frankreich Handels- und territoriale Konzessionen zugestehen. Diese Demütigung ist bis heute im kulturellen und politischen Gedächtnis Chinas fest verankert und wird als Notwendigkeit dargestellt, Wirtschaft und Militär weiter zu stärken. – In diesem Modul soll diskutiert werden, wie in China an die Opium-Kriege erinnert wird und welche Auswirkungen diese Erinnerung auf Pekings gegenwärtige Außen- und Sicherheitspolitik hat.

* Japanische Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg
Bis heute leugnen oder relativieren zahlreiche JapanerInnen die gravierenden Menschenrechtsverletzungen, die japanische Truppen während des Zweiten Weltkrieges in Ostasien, vor allem in China und auf der koreanischen Halbinsel, begingen. – In diesem Modul analysieren wir, wie sich die Erinnerungskultur in China und Südkorea mit diesen Verbrechen befasst. Dieser wird die Erinnerung des offiziellen Japans wie auch von zivilgesellschaftlichen AkteurInnen an den Zweiten Weltkrieg und die beiden Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki gegenübergestellt. Zudem wird untersucht, welche Auswirkungen Japans nicht aufgearbeitete Kriegsvergangenheit auf die Beziehungen mit China und Südkorea hat.
Fortsetzung unter "Art der Leistungskontrolle"

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Fortsetzung von "Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung"

* Japans Besetzung von Singapur 1942 und die Folgen für die Unabhängigkeitsbewegungen
Anfang 1942 gelang es Japan völlig überraschend, die britische Hochburg Singapur zu besetzen. Diese Niederlage beendete den Mythos der Überlegenheit der westlichen Kolonialmächte und stärkte das Unabhängigkeitsstreben in Ostasien. Während Großbritannien Malaya und Singapur bis Anfang der 1960er Jahre in die Unabhängigkeit entließ, hielten die Niederlande und Frankreich an ihren kolonialen Besitztümern fest. Die Folge waren blutige Unabhängigkeitskriege in Indonesien und Vietnam. – In diesem Modul sollen die unterschiedlichen Erinnerungen an und Darstellungen des westlichen wie japanischen Kolonialismus behandelt werden. Gefragt wird dabei auch, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Erinnerungskulturen auf die aktuellen Beziehungen zu den früheren Kolonialmächten, aber auch auf die regionale Zusammenarbeit in Ostasien haben.

* Indochina-Konferenz in Genf 1954
Bei dieser Konferenz versuchten die Großmächte, die koreanische Halbinsel und Vietnam zu befrieden. In beiden Fällen einigten sie sich darauf, die Länder in eine prowestliche und eine kommunistische Hälfte zu teilen. Damit wurde jedoch die Grundlage für neue, im Falle der koreanischen Halbinsel bis heute anhaltende Konflikte gelegt. – In diesem Modul sollen die Folgen der Teilung für die koreanische und vietnamesische Gesellschaft sowie die internationale Politik ausführlich behandelt werden.

* Genozid der Roten Khmer in Kambodscha (1975–1979)
Der Terrorherrschaft der Roten Khmer fielen bis zu 2 Millionen KambodschanerInnen zum Opfer. Aufgearbeitet wurde der Genozid des Pol Pot-Regimes erst in den 1990er Jahren. Aufgrund des Widerstandes der politischen Führung unter Hun Sen spielte die internationale Gemeinschaft von Anfang an eine treibende Rolle für die Aufarbeitung und Bestrafung der VerbrecherInnen. Zahlreiche Museen und Gedenkstätten bezeugen heute die Menschenrechtsverbrechen. – In diesem Modul sollen die unterschiedlichen Zugangsweisen zur Aufarbeitung der Vergangenheit analysiert werden, nämlich eine internationale strafrechtliche Aufarbeitung im Vergleich zu einer die Bevölkerung aktiv involvierenden Wahrheitskommission. Herausgearbeitet werden dabei auch die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen auf die nationale Versöhnung.

* Das Massaker von Mỹ Lai (1968)
Dieses Ereignis ist zentral für den Wandel der (weltweiten) öffentlichen Meinung zum 2. Vietnamkrieg, den die USA in Südostasien führte. In diesem Szenario sollen Schlaglichter auf den Konflikt, ebenso auch auf die Art der asymmetrischen Kriegsführung, der Informationspolitik und die Entstehung der Antikriegsbewegung geworfen werden. Dieses Ereignis gilt als zentraler Angelpunkt dieses Konfliktes und hat weiterhin vielfältige Bedeutung in der medialen Wahrnehmung.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Sowie Leistungskontrolle:
Die Studierenden erbringen im Laufe des Seminars formativ unterschiedliche mündliche und schriftliche Leistungen (insgesamt mind. 15 Seiten). Ein am Anfang des Semesters bekanntgegebenes Punktesystem ermöglicht eine genaue Einordnung und bildet mit den zentralen Elementen der Rollenspiele und einer schriftlichen Ausarbeitung dazu die Abschlussnote. Es gibt keine schriftliche Abschlussprüfung.

Prüfungsstoff

Siehe Mindestanforderungen

Literatur

Wird zu Anfang des Semesters auf der Moodle Plattform bekanntgegeben. Beispielsweise:
Kratoksa, Paul (2005): Asian Labor in the Wartime Japanese Empire: Unknown Histories. M.E. Sharpe and Singapore University Press.
Nhem, Boraden (2013): Khmer Rouge: Ideology, Militarism, and the Revolution that Consumed a Generation. Praeger.
Yahuda, Michael (2019): The International Politics of the Asia-Pacific. Routledge.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

VM1; VM5
MA JAP: M6, MA KOR: M2

Letzte Änderung: Fr 03.06.2022 09:49