Universität Wien

240061 SE BM9 "Et al." eine transgressive Lehr- und Lernveranstaltung (2024S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Anwesenheitspflicht in der ersten Einheit!

Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
Plagiierte oder erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis). Es kommt die Plagiatssoftware Turnitin zum Einsatz.

Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) zur Erbringung von Teilleistungen ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich gefordert wird.
Mo 06.05. 16:45-20:00 Seminarraum A, NIG 4. Stock

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Anwesenheitspflicht in der ersten Einheit!

Montag 18.03. 16:45 - 20:00 Seminarraum A, NIG 4. Stock
Montag 08.04. 16:45 - 20:00 Seminarraum A, NIG 4. Stock
Montag 22.04. 16:45 - 20:00 Seminarraum A, NIG 4. Stock
Montag 27.05. 16:45 - 20:00 Seminarraum A, NIG 4. Stock
Montag 10.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum A, NIG 4. Stock
Montag 24.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum A, NIG 4. Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele
Die Lehr- und Lernveranstaltung (LLV) wird von Lehrenden und Studierenden der KSA gemeinsam gestaltet. Die LLV soll einen Ort schaffen, an dem Studierende und Lehrende gleichermaßen Wissen und Erfahrungen austauschen und sich somit gegenseitig bereichern. Das Ziel ist es, Wissen als Austausch, Prozess und Erfahrung zu betrachten und dadurch sowohl disziplinäre als auch nationale Grenzen zu überwinden. Es wird kein spezifisches Wissen oder Praxiserfahrung bezüglich Aktivismus vorausgesetzt.
Inhalte
„Et al.“ kurz für „Et alia“ [ɛt ˈaːlia], Bedeutung: „und andere“. In wissenschaftlichen Kontexten verwendet, wenn nicht alle beteiligten Personen genannt werden sollen. Mit „Et al.“ versuchen wir uns an der Spurensuche nach Alteritäten. Welche Stimmen werden überhört, wer findet nur in Fußnoten Platz, welches Wissen, welche Praxen werden und liegen verschüttet. „Et al.“ beschreibt hierbei die Gleichzeitigkeit von Personen und Positionen, die in den hegemonialen Diskursen der Anthropologie (noch) keinen Platz gefunden haben. Als Erb*innen der LLV „Freiheit“ bedeutet „Et al.“ auch, jenen die Freiheit zu geben, Lehrveranstaltungen in die Hand zu nehmen, die nicht bereits durch Fellowships, akademische Titel oder hochdatierte Forschungsprojekte institutionell etabliert sind. Mit der diesjährigen Ausführung der LLV „Et al.“ wollen wir den Fokus auf die Schnittstelle von anthropologischer und aktivistischer Praxis setzen.
Da die Lehr- und Lernveranstaltung (LLV) von den Teilnehmenden gestaltet wird, sind die Lehr- und Lerninhalte nicht fixiert, sondern werden gemeinsam kontinuierlich entwickelt. Die Organisationsgruppe der LLV hat zur Unterstützung dieses Prozesses einen thematischen Vorschlag herausgearbeitet, der im Laufe der Lehr- und Lernveranstaltung behandelt und ergänzt werden kann. Schwerpunkte sind die Rolle der Anthropologie und der Anthropolog*innen im Zusammenhang mit Aktivismen und den damit verbundenen Bewegungen – im Speziellen die Radikalisierung der Anthropologie und das partizipative Mitwirken in transformativen Wandlungsprozessen. Die Themen sind Vorschläge, die als Richtlinien konzipiert sind, die individuelle Themenwahl ist den Teilnehmenden aber freigestellt. Als Ausgangspunkt der gemeinsamen Reflexion stehen insbesondere die folgenden Fragen:
- Was kann Anthropologie zum Aktivismus beitragen?
- Oder untergräbt Anthropologie den Aktivismus?
- Wie kann anthropologische transformative Praxis in einem post/neokolonialen System ausgeübt werden, wie können Einflüsse durch die eigene Rolle und Positionalität transparent gemacht werden?
- Inwiefern spielt epistemische Gerechtigkeit/Gewalt eine Rolle, wenn es um Lösungsansätze/ Unterstützungsversuche geht?
- Welche Bilder (re)produziert die Anthropologie über Aktivismus?
- Wie werden/können Methoden der radikalen/transformativen Anthropologie aktivistisch genutzt werden?
- Was sind die Implikationen der anthropologischen Methode „teilnehmende Beobachtung“ im aktivistischen Kontext?
- Wie kann anthropologischer Aktivismus jenseits von Advocacy aussehen?
Methoden
Wesentliches Anliegen dieser LLV ist es, aus eigenem Interesse und eigener Initiative das Potential für die freie Gestaltung aller zu ermöglichen. Hierbei sollen Theorie und Praxis miteinander verknüpft werden. Es soll ein (Frei-)Raum geschaffen werden, Wissen selbstreflexiv aufzuarbeiten und eigene Ideen umzusetzen; d.h. Konzepte von Lehren und Lernen sollen mit einfließen, kritisch hinterfragt, und entsprechend angewandt werden. Die methodischen Grundlagen sind somit eng mit dem emanzipatorischen Umgang innerhalb von selbstbestimmten Lern- und Lehrprozessen verknüpft. Die Teilnehmenden sollen selbstständig, in Gruppen oder einzeln, die wesentlichen Aspekte aufspüren, die dem aktuellen Diskurs zum selbstgewählten Thema innewohnen. Möglich sind z.B.: Selbstorganisation von Gastdialogen, Video-/Fotodokumentationen, kritische Analysen sowie performative oder künstlerische Projekte.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Anwesenheit in der 1. Einheit ist erforderlich, da hier die konkreten Themen und Arbeitsmethoden gemeinsam festgelegt und mögliche und gewünschte Zusammenarbeiten auf den Weg gebracht werden. Die Modalitäten des Nachweises des erworbenen Wissens sollen in der ersten Einheit abgeklärt werden und orientieren sich an den individuellen Stärken und Bedürfnissen der Teilnehmenden.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Anwesenheit, aktive Teilnahme, Präsentation eines selbstgewählten Beitrags. Alle darüber hinaus gehenden Anforderungen werden in der LV gemeinsam erarbeitet. Für MA-Studierende ist eine Zusatzleistung im Ausmaß von 25 Arbeitsstunden vorgesehen, die durch die selbstbestimmte Konzeption und Organisation einer alternativen Lehr- und Lernpraktik erbracht werden kann.

Prüfungsstoff

Relevant für die LV ist jener Stoff, der von den Teilnehmenden am Beginn des Lehrveranstaltungszyklus festgelegt wird. Die entsprechenden Unterlagen dazu bestehen einerseits aus den von den Teilnehmenden erarbeiteten Inputs und Materialien und andererseits in Form der darin angegebenen Literatur und anderen Lehr- und Lernpraktiken.

Literatur

Relevante Literatur wird im Verlauf der LV auf der Moodle-Plattform bereitgestellt. Hier einige Anregungen zu möglichen Forschungsbereichen:

Alberto Acosta, Buen Vivir. Vom Recht auf ein gutes Leben, München: Oekom 2015.
James R. Akerman (Hg.), Decolonizing the Map, University of Chicago Press 2017.
Gloria Anzaldúa, Borderland / La Frontera. The New Mestiza, San Francisco: Aunt-Lute 1987.
Hannah Arendt, Über das Böse: eine Vorlesung zu Fragen der Ethik (1965), München: Piper 2006.
Heike Behrend, Menschwerdung eines Affen, Berlin: Matthes & Seitz 2020.
Seyla Benhabib, The Rights of Others, New York: Cambridge University Press 2004.
Pierre Bourdieu, Entwurf einer Theorie der Praxis auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft (1972), Frankfurt/Main: Suhrkamp 1979.
—, Was heißt Sprechen? Die Ökonomie des sprachlichen Tausches (1982), Wien: Böhlau 1990.
Christopher Bracken, The Potlach Papers. A Colonial Case History, Chicago Press 1997.
Dipesh Chakrabarty, Provincializing Europe, Oxford: Princeton University Press 2000.
Gayatri Chakravorty Spivak, Can the Subaltern Speak? (1988), Wien: Turia + Kant 2008.
Noam Chomsky und Edward S. Herman, Manufacturing Consent, New York: Pantheon 1988.
Jeff Conant, A Poetics of Resistance. Stirling: AK Press 2010.
Philippe Descola, The Ecology of Others, Chicago: Prickly Paradigm Press 2013.
Tony Dowmunt (Hg.), Channels of Resistance. London: BFI 1997.
Joseph Errington, Linguistics in a Colonial World, Malden: Blackwell 2008.
Frantz Fanon, Schwarze Haut, weiße Masken (1952), Wien: Turia + Kant 2013.
—, Die Verdammten dieser Erde (1961), Frankfurt/Main: Suhrkamp 1981.
Michel Foucault, Dispositive der Macht, Berlin: Merve 1978.
Dina Gilio-Whitaker, As Long as Grass Grows. The Indigenous Fight for environmental Justice, Boston: Beacon Press 2019.
David Graeber, Fragments of an Anarchist Anthropology, Chicago: Prickly Paradigm Press 2004.
Dee Dee Halleck, Handheld Visions, New York: Fordham University 2002.
John Holloway, Die Welt verändern, ohne die Macht übernehmen, Münster: Dampfboot 2002.
Bell Hooks, Black looks: Popkultur–Medien–Rassismus, Berlin: Orlanda 1994.
Carol Karasik (Hg.), Every Woman Is a World, Austin: University of Texas Press 2008.
Bruno Latour, Down to Earth, Cambridge: Polity Press 2018.
Claude Lévi-Strauss, Das wilde Denken (1962), Frankfurt/Main: Suhrkamp 2001.
Audre Lorde, Sister Outsider, Berkeley: Crossing Press 2007.
Aníbal Quijano, Kolonialität, Eurozentrismus und Lateinamerika, hgg. von Tom Waibel und Jens Kastner, Wien: Turia+Kant 2016.
Michael Rothberg, The Implicated Subject. Beyond Victims and Perpetrators, Standford University Press 2019.
Edward Said, Representing the colonized, in: Critical Inquiry 15, 1989.
Ulrich Johannes Schneider, Die Erfindung des allgemeinen Wissens, Berlin: Akademie 2013.
Susan Sontag, Das Leiden anderer betrachten, München: Hanser 2003.
Isabelle Stengers, In Catastrophic Times: Resisting the Coming Barbarism, Open Humanities Press 2015.
Hito Steyerl, Die Farbe der Wahrheit. Dokumentarismen im Kunstfeld, Wien: Turia + Kant 2008.
Michael Taussig, Mimesis and Alterity, New York: Routledge 1993.
Tom Waibel, Praktiken des Ungehorsams, in: Zeitschrift für Kulturwissenschaften, No. 1, Bielefeld 2014.
—, et.al., Occupy! Kämpfe um die Besetzung des Politischen. Wien: Turia + Kant 2012.
Pamela Wilson, Michelle Stewart (Hg.), Global Indigenous Media, New York: Duke University Press 2008.
Eric Wolf, Anthropology, New Jersey: Prentice-Hall 1964.
Sol Worth, John Adair, Through Navajo Eyes, Bloomington: Indiana University Press 1972.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 07.03.2024 15:26