Universität Wien

240080 SE VM3 / VM6 - Sorge, Altern und Migration in globaler Abhängigkeit (2019W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
SGU

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch, Englisch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Teilnahme am ersten Termin ist verpflichtend.
Falls Sie Bedarfe für die barrierefreie Teilnahme an der Lehrveranstaltung haben, melden Sie diese bitte vor Beginn des Semesters der LV-Leitung und dem Büro des Instituts für Internationale Entwicklung.

Mittwoch 16.10. 09:00 - 12:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
Mittwoch 30.10. 09:00 - 12:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
Mittwoch 13.11. 09:00 - 12:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
Mittwoch 27.11. 09:00 - 12:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
Mittwoch 11.12. 09:00 - 12:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
Mittwoch 15.01. 09:00 - 12:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
Mittwoch 29.01. 09:00 - 12:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Höheres Alter und Arbeitsmigration sind angesichts sich global verändernder Demographien, binnen- und zwischenstaatlicher Bewegungen Kategorien, die in den Sozialwissenschaften und in wohlfahrtspolitischen Debatten zunehmend Aufmerksamkeit erfahren. Zum einen hängt der gesellschaftliche Status alter Menschen von deren kultureller Anerkennung, ihren körperlichen und kognitiven Fähigkeiten (siehe die Definition von „funktionaler Kapazität“ durch die WHO), sowie von medialer Darstellung von Pflege als „Last“ für Familien und Nationalstaaten ab. Zum anderen wird die Relevanz reproduktiver Arbeit (Sorge bzw. Care) zwar als Notwendigkeit diskutiert, diese spiegelt sich aber relativ schwach in politisch-ökonomischer Anerkennung wider. Gerade die Interdependenz zwischen Sorgebedürftigen und Sorgeleistenden hat in zahlreichen theoretischen Ansätzen aus Pflege, feministischer Ökonomie, rechtswissenschaftlicher, soziologischer und Migrationsforschung eine Sensibilität für Veränderungen menschlicher Gesellschaften generieren können. Die in diesem Seminar aufbereiteten Themen sollen an den Nahtlinien besagter Forschung ansetzen, um Studierenden eine Einbettung beobachtbarer Ist-Stände in deren theoriegeschichtlicher Genese zu erlauben.
Im Laufe des Semesters sollen erst Rechtsgrundlagen zu den Ansprüchen von älteren Menschen und denen migrierter SorgearbeiterInnen (migrant care /domestic workers) diskutiert werden. In Anlehnung an die Rechte von Menschen mit Behinderungen werden sodann die Spezifika von Menschenrechten älterer Personen betrachtet, und wie diese sich auf Ansprüche von Sorgeleistenden auswirken. In weiterer Folge tauchen wir in das Feld der Global Care Circulation ein, welche emotionale Arbeit zusehends als ökonomisches Gut debattiert und kritisch auf vergeschlechtlichte Migrationsbewegungen blickt. Mit Bezug Alter und Care werden neben Fragen zu Gender auch solche zu Mobilität, transnationalen Familien, tabuisierter Sexualität, demenziellen Veränderungen, Gebrechlichkeit, Verletzlichkeit und rechtsbasierter Interessensvertretung behandelt. Zuletzt bewegt sich der Fokus zu Fragen transnationaler Gouvernmentalität, d.h. welche Bemühungen in einer internationalen „Community“ um strukturelle Berücksichtigung dieser benachteiligten sozialen Akteure unternommen werden (können).
In diesem Seminar analysieren wir die Abhängigkeiten zwischen Sorgearbeit und alten Menschen, um eventuelle Lücken in Politik und Forschung zu erkennen. Zugleich stellen wir die Beschreibung einer internationalen Entwicklungshierarchie – Norden, Süden, Geber, Empfänger, etc. – unter diesen Gesichtspunkten kategorisch infrage. Wir kontrastieren wissenschaftliche mit nicht-wissenschaftlichen Informationsquellen, verschaffen uns eine kritische Einschätzung zu Wohlfahrts-, Arbeitsmarkt- und Migrationsstrategien in Europa und darüber hinaus. Im Abschluss wollen wir beschreiben, wie Praktiken um Migration und Sorgearbeit unsere kulturellen Vorannahmen mitbestimmen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Kritisches Lesen der Kern- und Komplementärliteratur;
Präsentation;
Diskussion im Plenum;
Empirische Beobachtung und Dokumentation;
Peer Review unter den Teilnehmenden;
Seminararbeit.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Schriftliche Arbeiten sollen auf mindestens 3 der im Seminar behandelten Texte inhaltlich verweisen; zu individueller Recherche und Einbezug von Quellen aus anderen Wissensbereichen wird herzlich eingeladen.

Prüfungsstoff

s.o. - Inhalte werden per Moodle geteilt

Literatur

Aulenbacher, Brigitte, Fabienne Décieux, and Birgit Riegraf. 2018. ‘The Economic Shift and beyond: Care as a Contested Terrain in Contemporary Capitalism’. Current Sociology 66(4):517–30.

Bauer, Gudrun and August Österle. 2013. ‘Migrant Care Labour: The Commodification and Redistribution of Care and Emotional Work’. Social Policy and Society 12(3):461-73.

Bochumer Zentrum für Disability Studies (BODYS): Stellungnahme zur Verfassungsbeschwerde Triage, 15. Dezember 2020. http://cto4.bodys-wissen.de/corona-protokoll.html

Brennan, Frank. 2007. ‘Palliative Care as an International Human Right’. Journal of Pain and Symptom Management 33(5):494–499.

Clark, Nigel and Giovanni Bettini. 2017. ‘“Floods” of Migrants, Flows of Care: Between Climate Displacement and Global Care Chains’. Sociological Review 65:36–54.

ENNHRI – European Network of National Human Rights Institutions. (2017). Human Rights of Older Persons and Long-Term Care Project: The Application of International Human Rights Standards to Older Persons in Long-Term. Brussels.

International Labour Office. 2011. Convention No. 189 and Recommendation No. 201 Concerning Decent Work for Domestic Workers. Geneva: ILO.

Kilkey, Majella. 2010. ‘Men and Domestic Labor: A Missing Link in the Global Care Chain’. Men & Masculinities 13(1):126–49.

Kröger, Teppo. 2009. ‘Care Research and Disability Studies: Nothing in Common?’ Critical Social Policy 29(3):398–420.

Kornfeld-Matte, R. (2016). Report of the Independent Expert on the enjoyment of all human rights by older persons, A/HRC/33/44. Geneva.

Locke, Catherine. 2017. ‘Do Male Migrants “Care”? How Migration Is Reshaping the Gender Ethics of Care’. Ethics and Social Welfare 11(3):277–95.

Lutz, Helma. 2018. ‘Care Migration: The Connectivity between Care Chains, Care Circulation and Transnational Social Inequality’. Current Sociology 66(4):577–89.

Mahon, Rianne. 2018. ‘Through a Fractured Gaze: The OECD, the World Bank and Transnational Care Chains’. Current Sociology 66(4):562–76.

Shutes, Isabel and Carlos Chiatti. 2012. ‘Migrant Labour and the Marketisation of Care for Older People: The Employment of Migrant Care Workers by Families and Service Providers’. Journal of European Social Policy 22(4):392–405.

Yeates, Nicola. 2012. ‘Global Care Chains: A State-of-the-Art Review and Future Directions in Care Transnationalization Research’. Global Networks 12(2):135–54.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

VM3 / VM6

Letzte Änderung: Do 09.02.2023 00:24