Universität Wien

240105 UE Wahllehrveranstaltung Individuelle Schwerpunktsetzung (pi; 5 ECTS) (2022S)

Intimität als Arbeit, der Körper als Arbeitsplatz

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 10.03. 09:45 - 13:00 Hörsaal 29 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Donnerstag 24.03. 09:45 - 13:00 Hörsaal 29 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Donnerstag 07.04. 09:45 - 13:00 Hörsaal 29 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Donnerstag 28.04. 09:45 - 13:00 Hörsaal 29 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Donnerstag 19.05. 09:45 - 13:00 Hörsaal 29 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Donnerstag 02.06. 09:45 - 13:00 Hörsaal 29 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
  • Donnerstag 30.06. 09:45 - 13:00 Hörsaal 29 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

'The inside of a woman’s body is not a workplace' lautet die sexarbeitsfeindliche Formel von Julie Bindel. Das Seminar Intimität als Arbeit, der Körper als Arbeitsplatz geht dem von Bindel artikulierten Tabu auf den Grund und fragt nach den Bedingung, unter denen feminisierte Körper zum Arbeitsplatz werden. Dabei werden nicht nur jene körperlichen Praktiken in den Blick genommen, die in kommodifizierter Form als Dienstleistungen zum Kauf angeboten werden Sexarbeit und Leihmutterschaft , sondern es wird auch danach gefragt, mit welchem Arbeitsbegriff diese korrespondieren.
Komplementär dazu werden Intimitäten des Privaten von Liebe und Sex hin zur Reproduktion von Leben in Gebären und Stillen als Teil desselben Paradigmas der Feminisierung und Unsichtbarmachung von Arbeit diskutiert. Den theoretischen Rahmen dieser Untersuchung bilden feministische Debatten um Reproduktion und Care, die im Kontext der Technisierung von Reproduktion und der prekären Lebens- und Arbeitsverhältnissen im Neoliberalismus eine wichtige Aktualisierung erfahren.
Die medialen und aktivistischen Diskurse um Sexarbeit und Leihmutterschaft sitzen zumeist einer binären Logik auf, die in zwei Lager teilt: in anti und pro, in Kriminalisierung und Liberalisierung. Das Seminar zielt nicht nur darauf ab, diese paradigmatischen Positionen zu rekonstruieren, sondern vielmehr darauf, diese Diskurse dahingehend zu befragen, ob und inwiefern diese proprieträe, heteronormative, rassistische und klassistische Prämissen in Bezug auf Körper, Geschlecht und Arbeit normieren und festigen oder gegebenfalls destabilisieren und subvertieren. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt jenen Bruchstellen und Perspektiven, an denen die Möglichkeit aufscheint, die modern-bürgerliche Raumbildung in öffentlich und privat, das binäre Geschlechteregime und heteronormative und rassistische Logiken zu durchkreuzen und Intimitäten und soziale Formationen hervorzubringen, die sorgende Arbeit kollektivieren und queeren. In den Worten von Sophie Lewis: 'It always takes a village to make a baby.'

Die zentralen Lehrmethoden sind moderierte Gruppendiskussionen und Close-Readings von zentralen Textabschnitten der Basistexte. Das Verfassen von Thesenpapieren soll die selbstständige und systematische Erarbeitung der Texte vor den jeweiligen Unterrichtseinheiten unterstützen. Ausgewählte Thesen und Argumentationen aus den Thesenpapieren werde ich einleitend vor jeder Unterrichtseinheit vorstellen.
Ich bin zudem sehr um eine performative Reflexivität des Unterrichtsgeschehens bemüht. Mit Methoden wie Kommentarrunden, Leserunden oder Flüstergruppen interveniere ich situativ in die Dynamiken des Seminarraum, um alle Seminarteilnehmer’innen zum Sprechen zu bringen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die durchgehende Teilnahme und die aktive mündliche Beteiligung am Seminar werden vorausgesetzt. Als Prüfungsleistung verfassen die Studierenden entweder vier Thesenpapiere oder zwei Thesenpapiere und ein Essay.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die zentralen Lehrmethoden sind moderierte Gruppendiskussionen und Close-Readings von zentralen Textabschnitten der Basistexte. Das Verfassen von Thesenpapieren soll die selbstständige und systematische Erarbeitung der Texte vor den jeweiligen Unterrichtseinheiten unterstützen. Ausgewählte Thesen und Argumentationen aus den Thesenpapieren werde ich einleitend vor jeder Unterrichtseinheit vorstellen.
Ich bin zudem sehr um eine performative Reflexivität des Unterrichtsgeschehens bemüht. Mit Methoden wie Kommentarrunden, Leserunden oder Flüstergruppen interveniere ich situativ in die Dynamiken des Seminarraum, um alle Seminarteilnehmer’innen zum Sprechen zu bringen.

Das Seminar vermittelt einen vertieften Einblick in die feministische Reproduktionsdebatte. Dabei wird nicht nur die zentrale marxistisch-feministische Intervention in liberale und marxistische Diskurse1 diskutiert, sondern diese wird darüber hinaus mit den Perspektiven von Schwarzen Feminist'innen2 und postkolonialen Theoretiker'innen3 kontrastiert. Zudem wird der Begriff der Reproduktion auf seine Aktualität in neoliberalen Regimes der Entsicherung von Arbeits- und Lebensverhätltnissen hin geprüft.4 Entlang dieser theoretischen Achsen werden auch unterschiedliche Arbeitsbegriffe ausdifferenziert.
Das Seminar legt überdies ein besonderes Augenmerk auf die meist unreflektierten epistemologischen Voraussetzungen, die den Diskursen um Sexarbeit und Leihmutterschaft zugrunde liegen.
Sämtliche Lehrinhalte werden aus einer intersektionalen Perspektive vermittelt. Das Seminar reflektiert darüber hinaus die internationale Aufteilung des Arbeitsregimes, die den globalen Norden als verflochten mit dem globalen Süden begreift.

Prüfungsstoff

Literatur

Briggs, Laura. How All Politics Became Reproductive Politics. from Welfare Reform to Foreclosure to Trump. Berkeley: University of California Press, 2018.
Davis, Angela Y. ‚Surrogates and Outcasts Mothers. Racism and Reproductive Politics in the Nineties.‘ In The Angela Y. Davis Reader, edited by Joy James, 21021. Malden: Blackwell, 2006.
Federici, Silvia. ‚Why Sexuality Is Work (1975).‘ In Revolution at Point Zero: Housework, Reproduction, and Feminist Struggle, 2327. Oakland / Brooklyn / London: PM Press / Common Notions / Autonomedia, 2012.
Grant, Melissa Gira. Playing the Whore. the Work of Sex Work. London: Verso Books, 2014.
Hartman, Saidiya. ‚The Belly of the World. A Note on Black Women’s Labors.‘ Souls 18, no. 1 (2016): 16673.
Lewis, Sophie. Full Surrogacy Now. Feminism against Family. London / New York: Verso, 2019.
Smith, Molly, and Juno Mac. Revolting Prostitutes. The Fight for Sex Workers’ Rights. London / New York: Verso, 2018.
Vora, Kalindi. Life Support. Biocapital and the New History of Outsourced Labor. Difference Incorporated. Minneapolis: University of Minnesota Press, 2015.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 03.03.2022 15:48