Universität Wien

240108 SE Seminar Individuelle Schwerpunktsetzung II (2022S)

Queere und Trans*Reproduktion, Familie und Verwandtschaft

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Bitte beachten Sie, dass die Lehreinheiten im März 2022 eventuell digital stattfinden können. Sie erhalten zeitgerecht eine Information seitens der Lehrveranstaltungsleitung.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Bitte beachten Sie, dass die Lehreinheiten im März 2022 digital stattfinden.

MO 07.03.2022 online
MO 21.03.2022 online
MO 04.04.2022 11.30-14.45 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1 (Bestätigt)
MO 02.05.2022 11.30-14.45 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1 (Bestätigt)
MO 16.05.2022 11.30-14.45 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1 (Bestätigt)
MO 30.05.2022 11.30-14.45 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1 (Bestätigt)
MO 13.06.2022 11.30-14.45 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1 (Bestätigt)
MO 27.06.2022 11.30-14.45 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1 (Bestätigt)


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

„We are family“ ist ein Slogan, der benutzt wird um die politischen und erfahrungsbezogenen Wahlverwandtschaften der LGBTIQ-Bewegungen und Communities erkennen zu lassen. Zugleich spielt dieses Motto mit der Idee, dass Menschen, die zu sexuellen oder geschlechtlichen Minderheiten gehören eine Gemeinsamkeit oder „Ähnlichkeit“ haben, in dem sie nicht-heterosexuell oder transgender/genderqueer sind, und gleichzeitig oft die Blutsverwandtschaft zur Abstammungsfamilie nach dem „coming out“ ersetzt wird, wenn sie von den heterosexuellen Ursprungsfamilien ausgeschlossen werden.
Politisch sind die Fragen um Verwandtschaft und Reproduktion umkämpft, da auf der einen Seite Kinder als fundamentales, universales und natürliches Verlangen unter Menschen gesehen werden, andererseits nicht alle Familienformen und Fortpflanzungspraktiken als akzeptiert gelten. Assistierte Reproduktionstechnologien (ab 2015 auch für lesbische Paare in Österreich erlaubt), wie z.B. In Vitro-Befruchtung, Samen-, Eizell- und Embryospenden und Leihmutterschaften, entwickelten sich und verteilen sich global, und hinterfragen den heterosexuellen und cisgender Geschlechtsverkehr und die Reproduktion als die Basis für die Familie und bringen eine Vielfalt von ethischen Fragen hervor.
Fragen, die in diesem Kurs beantworten werden, sind: Wie werden unter LGBTIQ-Menschen Verwandtschaft und Familienbünde kreiert, praktiziert und erzählt? Was für Herausforderungen gibt es dabei? Wie erweitert und rekonfiguriert die queere und trans* Verwandtschaft, im ethnographischen wie im biologischen Sinne, die Bedeutungen von Verwandtschaft und Familie? Was für Bedenken gibt es gegenüber den Assistierten Reproduktionstechnologien, vorallem deren biopolitischen Auswirkungen auf Ethnien, Rassifizierungen und Nationen?
Zum Schluss, falls es gewünscht wird und noch genügend Zeit vorhanden ist, können wir auch auf die griechische Antike anhand der drei Tragödien „König Ödipus“, „Antigone“ und „Die Bakchen“ eingehen und anhand Judith Butlers Interpretationen dieser alternative Wege und Denkweisen herstellen, wie queere und trans* Neuschreibungen dieser tragischen Szenen über nicht-normative Verwandtschaft aussehen.
Wir werden theoretische und wissenschaftliche Arbeiten über queere und trans* Familien und Verwandtschaft lesen, auch Texte aus der Anthropologie, Literaturwissenschaft, der Zeitgeschichte, der feministischen Philosophie und Psychoanalyse, Soziologie und der Wissenschafts- und Technikforschung. Außerdem werden zeitgenössische Filme und Videos zu diesen Themen verwendet.
Lehr- und Lernziele: Die Studierenden sollen anhand der Lehrveranstaltung lernen was queere und trans* Familien, Verwandtschaften und Reproduktion sind und bedeuten, und welche Herausforderungen für LGBTIQ-Personen dabei entstehen und vor allem welche Fragen durch die Assistierten Reproduktionstechnologien entstehen.
Die Studierenden lernen:
• kritische und analytische Lese- und Schreibfähigkeiten.
• wie grundlegende wissenschaftliche und ethnographische Fragen über Verwandtschaft und Reproduktion beantwortet werden können.
• wie reproduktive und familiäre/verwandtschaftliche Herausforderungen für LGBTIQ-Personen aussehen.
• wie Werkzeuge aus der Ethnographie und Gender Studies angewandt werden, um aktuelle Problemstellungen zu LGBTIQ-Familien und Reproduktion zu lösen.
Methoden: Close Reading mit Fragestellungen/Analyseschema, Blended Learning, Flipped Classroom wenn möglich, interaktive Aufgabenstellungen (in Partner*innenarbeit, Gruppenarbeit und Plenum, als World Café, Expert*innengruppen, etc.), Kurzreferate als Einzelarbeit, Minilectures der Vortragenden.
Medien: Texte, Internet (z.B. YouTube), Videos, Filmausschnitte und Interviewausschnitte, Audio, Bilder.
Mit Raum für Diskussionen und Fragestellungen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Anwesenheit (75%), aktive Mitarbeit (auch in Gruppenarbeiten); benotete Aufgabenstellungen (2x im Semester), ein Kurzreferat und je nach Wahl entweder zumindest 2 kürzere Essays zum Seminarthema während des Semesters verfassen oder eine Seminararbeit mit Abgabetermin am Ende des Semesters (beide Optionen jeweils über ein selbstgewähltes Thema passend zum Seminar).
Die Leistungen zur Lehrveranstaltung müssen den wissenschaftlichen Kriterien des Faches entsprechen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

2 benotete Aufgabenstellungen: 25%
Kurzreferat: 25%
Schriftl. Arbeiten (entweder 2 kurze Essays oder eine Seminararbeit): 50%

Prüfungsstoff

Der Prüfungsstoff umfasst alle in der Lehrveranstaltung durchgenommenen Inhalte.

COVID-19 Alternativ-Szenarios:
Szenario 1: Sollten LV-Einheiten nicht in Präsenz abgehalten werden können,
• werden Lernunterlagen (z.B. in Form von PDFs, Powerpoint-Präsentation oder Videos) im Moodle-Kurs zu Verfügung gestellt und
• findet die Kommunikation mit Studierenden über Kommunikationswerkzeuge (z.B. Forum oder Chat) statt, die im Moodle-Kurs verfügbar sind und
• werden ursprünglich in Präsenz geplante Aufgabenstellungen für erforderliche Teilleistungen (z.B. Referate, aktive Gruppenarbeiten innerhalb der LV-Einheit, Mitarbeit, etc.) als Aktivitäten in der Videokonferenz oder im Moodle-Kurs bereitgestellt und können dort von Studierenden bearbeitet und abgegeben werden und
• werden LV-Einheiten synchron als Videokonferenz abgehalten.
Für Personen, die einer COVID-19-Risikogruppe angehören, mit Personen, die einer COVID-19-Risikogruppe angehören, im gemeinsamen Haushalt leben, aufgrund von COVID-19 in Quarantäne sind oder von Reisebeschränkungen betroffen sind und daher nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, werden relevante Unterlagen im Moodle-Kurs zugänglich gemacht und es werden individuelle Ersatzformen angeboten, die die Absolvierung der geforderten Studienleistung ermöglichen.

Szenario 2:
Wenn Teile der LV-Einheiten in Präsenz abgehalten werden können und manche online:
Die Teile, die in Präsenz stattfinden – unter der Einhaltung von Covid-19 Maßnahmen: falls das Wetter erlaubt, wird möglichst viel im Freien unterrichtet (Treffpunkt mit FFP2 Gesichtsmasken (MNS und Visiere alleine reichen nicht) im Hörsaal). Falls das Wetter nicht gut ist, wird die Lehre im Hörsaal mit FFP2, physischer Distanzierung und offenen Fenstern (warme Jacken bei kaltem Wetter mitbringen!) abgehalten. Der Rest der Lehre findet dann online statt, wie in Szenario 1 erklärt wird.

Literatur

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Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 03.03.2022 15:48