Universität Wien

240110 SE Individuelle Schwerpunktsetzung - prüfungsimmanent (6 ECTS) (2019W)

Sexualitäts- und Männlichkeitsbilder des 'Orients'

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch, 23.10.2019, Auswärtstermin bei QWIEN - Zentrum für queere Geschichte, Große Neugasse 29, 1040 Wien, Beginn: 14 Uhr pünktlich

  • Mittwoch 09.10. 14:00 - 17:00 Seminarraum SG3 Gender-Studies, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Mittwoch 06.11. 13:15 - 16:30 Seminarraum 13 Oskar-Morgenstern-Platz 1 2.Stock
  • Mittwoch 20.11. 13:15 - 16:30 Seminarraum 13 Oskar-Morgenstern-Platz 1 2.Stock
  • Mittwoch 04.12. 13:15 - 16:30 Seminarraum 3 UniCampus Hof 7 Eingang 7.1 2H-EG-13
  • Mittwoch 15.01. 13:15 - 16:30 Seminarraum 13 Oskar-Morgenstern-Platz 1 2.Stock
  • Mittwoch 29.01. 13:15 - 16:30 Hörsaal 15 Oskar-Morgenstern-Platz 1 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt: Das Seminar findet in Kooperation mit QWIEN – Zentrum für queere Geschichte statt, wo ein Forschungsprojekt zur „Dekonstruktion stereotyper Sexualitäts- und Männlichkeitsbilder des ‚Orients‘ in Deutschland und Österreich (1840–2016)“ durchgeführt wird. Die Lehrveranstaltung greift dieses Themenfeld auf und nimmt vor allem die Debatten der letzten Jahre über die – als solche wahrgenommene – „Andersartigkeit“ orientalischer (und hier besonders: männlicher muslimischer) Sexualität sowie die mit ihr assoziierte „Bedrohung unserer Kultur“ zum Anlass, historische und aktuelle Bilder von „orientalischer“ Männlichkeit und Sexualität im Gebiet des heutigen Deutschland und Österreich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu dekonstruieren. Indem es ihre Abhängigkeit von den jeweils gültigen Geschlechter- bzw. Sexualitätsvorstellungen innerhalb der „westlichen“ Kulturen aufzuzeigen gilt, sollen korrektive Perspektiven in den gegenwärtigen, vielfach von Stereotypen und Vorurteilen geprägten gesellschaftlichen Diskurs eingebracht werden. Ausgehend von einer kritischen Auseinandersetzung mit Theorien der postkolonialen Studien und der inter- und transdisziplinären Männlichkeitenforschung sollen die Studierenden eine breite Quellenbasis bearbeiten, die von Reiseschilderungen über wissenschaftliche Abhandlungen und Zeitungs- bzw. Zeitschriftenartikel, literarischen Werken bis hin zu Fotografien, Filmen und digitalen Quellen wie Datingplattformen, Blogs und Videospielen reicht. Dabei durchlaufen sie alle Schritte wissenschaftlichen Arbeitens. Unter Anleitung des Lehrveranstaltungsleiters präparieren die Studierenden heraus, inwieweit Wahrnehmungen von „männlicher orientalischer Sexualität“ von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart jeweils als hierarchisch unterlegen und mitunter sogar als Gegenbilder der Geschlechterordnung „der eigenen“ Gesellschaft konstruiert wurden und werden. Deutlich wird insbesondere, dass „Männlichkeit“ eine interdependente Kategorie darstellt, die instrumentellen Charakter besitzt und sich nur in Relation zu anderen Kategorien sozialer Zuschreibung wie Sexualität, Ethnie etc. umfassend analysieren lässt.

Lehr- und Lernmethoden: Nach einer Orientierungsphase, die der Vorstellung des Seminarprogramms, der Einführung in die Themenfelder und der Auswahl der Themen für die Seminararbeiten dient, werden Konzepte wie Saids „Orientalism“ und dessen breite Rezeption, Intersektionalität, Connells „hegemoniale Männlichkeit“, Bourdieus Theorie des „männlichen Habitus“ oder Arbeiten aus dem Umfeld der Lesbian and Gay bzw. Queer Studies einer gemeinsamen kritischen Lektüre unterzogen. Darauf aufbauend soll herausgearbeitet werden, inwieweit sich die Ansätze zur Analyse kultureller Produkte eignen, die sich explizit oder implizit mit „orientalischer“ Sexualität und/oder Männlichkeit befassen. Wiewohl dabei Quellen aus Deutschland und Österreich seit etwa 1840 im Vordergrund stehen, sollen auch internationale Einflüsse Berücksichtigung finden. Verschränkungen mit Konzepten von „Weiblichkeit“ sind mitzureflektieren. Die Studierenden stellen die von ihnen bearbeiteten Themen in Referaten vor, wobei sie entweder eines der diskutierten theoretischen Modelle vertiefen oder ein spezifisches kulturelles Produkt theoriegeleitet analysieren können. Es folgt die Diskussion der Arbeitsergebnisse. Im Anschluss an die Präsentation soll nach Zwischenfeedback das Verfassen einer Seminararbeit zum festgelegten Thema erfolgen.

Lehrziele: Das Seminar will in die Bandbreite theoretischer Grundannahmen und in zentrale Fragestellungen inter- und transdisziplinärer Männlichkeitenforschung sowie postkolonialer Theorie einführen. Anhand des Seminarthemas wird die Formulierung einer Forschungsfrage ebenso geübt wie die Informations- und Literaturrecherche sowie die methodengeleitete Arbeit mit kulturellen Produkten. Es soll die Fähigkeit vermittelt werden, eine Seminararbeit zu verfassen und Ergebnisse zu präsentieren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- Anwesenheit
- Mitarbeit, Lektüre von Texten und Diskussion in der LV
- Referat
- Seminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Beurteilung erfolgt nach einem Punkteschema. Für den positiven Abschluss der prüfungsimmanenten Lehrveranstaltung (mit Anwesenheitspflicht) sind mindestens 51 von 100 Punkten zu erreichen. (Beteiligung an den Diskussionsphasen 20 Punkte, verpflichtend zu haltendes Referat 30 Punkte, Seminararbeit 50 Punkte; ab 51 Punkte 4, ab 65 Punkte 3, ab 78 Punkte 2 ab 93 Punkte 1.)

Prüfungsstoff

prüfungsimmanente LV, Erbringung der genannten Aufgaben und Leistungen

Literatur

Aldrich, Robert Hg., Gleich und anders. Eine globale Geschichte der Homosexualität, Hamburg 2007.
Bauer, Thomas, Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams, Berlin 2011.
Boone, Joseph Allen, The Homoerotics of Orientalism, New York 2014.
Bourdieu, Pierre, Die männliche Herrschaft, in: Irene Doelling u. Beate Krais Hg., Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis, Frankfurt a. M. 1997, 153–217.
Castro Varela, María u. Dhawan, Nikita, Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung, Bielefeld 2015.
Connell, Robert, Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten, Opladen 2000.
Dietze, Gabriele, Brunner, Claudia u. Wenzel, Edith Hg., Kritik des Okzidentalismus. Transdisziplinäre Beiträge zu (Neo-)Orientalismus und Geschlecht, Bielefeld 2009.
Irwin, Robert, Dangerous Knowledge. Orientalism and its Discontents, New York 2006.
Kontje, Todd Curtis, German Orientalisms, Ann Arbor 2004.
Macfie, Alexander Lyon Hg., Orientalism. A Reader, New York 2000.
Said, Edward, Orientalismus, Frankfurt a. M. 2014 (engl. Original 1978).
Schäbler, Birgit, Orientalismus, in: Pim den Boer u.a. Hg., Europäische Erinnerungsorte 3. Europa und die Welt, München 2012, 9–44.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Anrechenbar für Geschichte:
- Epochen (BA Geschichte 2012): Neuzeit, Zeitgeschichte
- Aspekte/Räume (Lehramt GSP): Frauen- und Geschlechtergeschichte, Österreichische Geschichte 2, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Hist.-kulturwiss. Europaforschung

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:21