Universität Wien

240117 SE VM6 / VM7 - Globale Reproduktionsketten (2025S)

Patriarchat, Hausarbeit und Care - Debatte

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die Termine finden geblockt am Samstag statt. Anwesenheiten sind trotzdem einzuhalten - maximal ein Block Fehlzeit.

  • Samstag 08.03. 13:15 - 16:30 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Samstag 15.03. 13:15 - 16:30 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Samstag 22.03. 13:15 - 16:30 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Samstag 29.03. 13:15 - 16:30 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 11.04. 13:15 - 16:30 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Samstag 12.04. 13:15 - 16:30 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In den letzten Jahren ist innerhalb feministischer Analysen eine Akzentverschiebung hin zu ‚materialen‘ Problemen zu verorten. Dies verdeutlicht etwa der sogenannte ‚New Materialism‘, welcher in manchen einschlägigen Fächern wissenschaftsphilosophisch den Poststrukturalismus beerben möchte, aber v.a. auch das neue Interesse an sozio-ökonomischen Fragestellungen. Die Care-Debatte thematisiert die Intersektion von ökonomischen (Arbeit), emotionalen (Fürsorge) und (sozial-)politischen (Regulation der Reproduktionsmodi) Aspekten und zeichnet dabei eine stark vergeschlechtlichte Aufladung des Problemzusammenhangs nach.
Die Care-Debatte schließt dabei in vieler Hinsicht an Fragestellungen an, die bereits im materialistischen Feminismus (v.a.) der 1970er und 1980er-Jahren von Bedeutung waren. Die damals geführten Debatten über Hausarbeit, Familiennorm, ‚weibliche‘ Ethik, Patriarchat und Wohlfahrtsstaatlichkeit stellen nicht nur eine sinnvolle Ergänzung bzw. die ideengeschichtliche Basis für neuere Entwürfe dar, sie werfen auch eigenständige Desiderate auf, die für sich genommen weiterhin von Bedeutung sind. Die rezente Diskussion zu Care kann also von älteren Überlegungen nicht nur historisch-genetisch, sondern auch analytisch profitieren.
Ein Rezeptionshindernis stellt dabei jedoch vielfach der theoretische und methodologische Status Quo dar. Das verbreitete theoretische Instrumentarium beschränkt sich heute oftmals weitgehend auf poststrukturalistische und kulturtheoretisch fundierte Heuristiken. Versuchen der Vermittlung materialistischer Ansätze und geschlechterkritischer Forschung fehlt folglich die theoretische Fundierung. Gerade Studierende, die ältere Debatten nicht kennen und vor dem Hintergrund der rezenten Debatten an materialistischen Paradigmen interessiert sind, stehen vor einer ideengeschichtlichen Lücke.
Das Seminar zielt darauf ab diese Lücke zu füllen. Zu diesem Zweck werden zuerst wichtige Basics materialistisch-feministischer Ansätze erarbeitet: Der Entstehungszusammenhang materialistsch-feministischer Theoriebildung in sozialistischen/marxistischen Kontexten und die Entwicklung eigenständiger materialistischer geschlechtersoziologischer Überlegungen machen hier den Anfang. Auf dieser Basis werden einige wichtige Ausprägungen des materialistischen Feminismus vorgestellt und die Relevanz einer gesellschaftstheoretischen Patriarchatsanalyse dargelegt. In Folge werden spezifische Probleme thematisiert, die für die Theoriegeschichte materialistisch-feministischer Überlegungen zu Hausarbeit und weiblicher Sorgerollen im Kontext einer integralen Gesellschaftsanalyse von besonderer Bedeutung sind. Wichtige Momente der sogenannten Hausarbeits-Debatte werden derart teils in ihrer zeitlichen, aber v.a. auch thematischen Nähe verhandelt. Die Frage nach dem Charakter und der normativen Einschätzung des Wohlfahrtsstaats kann als unmittelbare Konsequenz dieser Debatte gelten und wird eigenständig thematisiert werden. Ebenso wird das Problem einer weiblichen ‚Sorge-Ethik‘ und deren Konsequenzen für die Familiennorm eine Rolle spielen. Im folgendenTeil sollen das erworbene Wissen über ältere Theorieansätze an Hand einiger neuerer Texte aus der Care-Debatte kritisch kontextualisiert werden und so hinsichtlich der Brauchbarkeit für Gegenwartsanalysen betrachtet werden. In den letzten vier Einheiten wird schließlich der Bezug zu den ungleichen globalen Reproduktionsverhältnissen hergestellt: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen der vergeschlechtlichten Reproduktion in Ländern des Zentrums und der Peripherie? Welche Rolle spielt Hausarbeit im kapitalistischen Welt-System des 21. Jahrhunderts und dessen sich verschiebenden Grenzen? Wie verhält es sich mit Care im Westen, wie im Süden und welche Rolle spielen dabei globale Care-Chains? Wie ‚mobil‘ ist heute die Reproduktion der Produktionsverhältnisse und in welchem Verhältnis steht sie zu internationalen Migrationsbewegungen?

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab


Teil I
Lektüre der Texte und Abgabe von Zusammenfassungen 35 %

Teil II
Referate 25 %

Teil III
Seminararbeit 40 %

Prüfungsstoff

Da es sich um ein Seminar handelt und Lektüre der Texte die Voraussetzung ist, muss von 30-60 Seiten Lektüre pro Einheit ausgegangen werden, die zeitgerecht (!) zusammenzufassen sind (per Block also zwei Zusammenfassungen und ca. die doppelte Lese-Menge). Hierfür ist das nötige Zeitbudget einzuplanen. Hinzukommt die Arbeit in Referatsgruppen, die bereits in der ersten Einheit vergeben werden. Bitte also vorab entscheiden, ob der Arbeitsaufwand in die Semesterplanung passt.

Literatur

Wird über Moodle bereitgestellt

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

VM7 / VM6

Letzte Änderung: Do 06.03.2025 10:48