Universität Wien

240161 FS FM2 - Forschungsseminar (Teil 2) - Umsetzung (2024S)

Kritische Bildungspraxis

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
VOR-ORT

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 11.03. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Montag 18.03. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Montag 08.04. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Montag 15.04. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Montag 22.04. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Montag 29.04. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Montag 06.05. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Montag 13.05. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Montag 03.06. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Montag 10.06. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Montag 17.06. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
Montag 24.06. 17:00 - 20:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele:
Der 2. Teil des Forschungsseminars ermöglicht den Teilnehmer*innen, das im 1. Teil konzipierte konkrete transdisziplinäre Forschungsprojekt unter hoher Eigenverantwortung umzusetzen. Dieses wird von den Studierenden in Zusammenarbeit mit ihren Praxispartner*innen durchgeführt.
Damit gewinnen die Studierenden Kompetenzen in Bezug auf die Fähigkeit transdisziplinäre Forschungskonzepte zu entwickeln, zu gestalten und umzusetzen.

Inhalte:
Wie kann so gelernt, gelehrt und geforscht werden, dass die Welt dabei nicht nur verstanden, sondern auch verändert wird, und zwar in einem emanzipatorischen solidarischen Sinn? Diese Frage steht im Zentrum dieses Forschungsseminars – und es war auch die zentrale Frage einiger kritischer Intellektueller des Globalen Südens, unter denen Paulo Freire und bell hooks eine zentrale Rolle zukommt. Oscar Jara oder Orlanda Fals Borda sind nur zwei der zahlreichenden Intellektuellen, die Freires Werk kritisch rezipiert und für neue Kontexte fruchtbar gemacht haben. Lernen, Lehren und Forschen werden im Sinne Freires und bell hooks dabei als eine Einheit verstanden, wie auch Aktion und Reflexion von Freire stets zusammen gedacht werden. Das Ziel des Seminars ist es, Bildungsinitiativen und -einrichtungen und ev. Forschungsgruppen aufzuspüren und zu untersuchen, die den Anspruch einer transformativen Bildung und befreienden Forschung - eben einer kritischen Bildungspraxis - umsetzen.

Im Rahmen dieses FOSE werden die im WS angebahnten Forschungspartnerschaften zu Einrichtungen in Österreich (und ev. Nachbarländer) genutzt bzw. gebildet, die sich in der Tradition der kritische Bildung sehen. Die Studierenden führen unter Bezugnahme auf kritische Bildungs- und Forschungskonzepte ein (mehr oder weniger) transdisziplinäres Forschungsprojekt durch.

Im Sinne eines selbstkritischen und reflektierten Forschungszuganges ist dieses FOSE als "hermeneutische Doppelhelix" konzipiert: Zwei Spiralen des Forschens bestärken und befördern einander, weshalb der Prozess des Forschens selbst parallel reflektiert, dokumentiert und insofern im Rahmen der begleitenden Forschungssupervision ebenfalls erforscht wird. In deren Zentrum wird dabei auf folgende Fragen eingegangen:
• Welche Vorannahmen, Erwartungen, Befürchtungen und Projektionen bringen die Studierenden in die Forschungsarbeit mit? Wie prägt der eigene bisherige Bildungsweg den Blick auf andere, alternative Bildungs- und Forschungskonzepte? Wie gehen wir damit um, dass unsere eigenen mentalen Konzepte mitunter Hindernisse zum Verstehen der Welt sind?
• Welche individuellen Fähigkeiten und welche Wünsche bringen die Studierenden in ihre Forschungsarbeit mit? Wie gehen wir als (Forschungs-)Gruppe miteinander um? Wie können wir eine gute und effektive Zusammenarbeit erreichen?
• Wie beteiligen wir Beforschte an unseren Projekten? Welche Rolle können sie und ihr Wissen spielen? Welcher Stellenwert kommt dabei außerakademischem Wissen zu? Welchen Wert hat verschriftlichtes Wissen gegenüber in Praxis erworbenem oder mündlich tradiertem Wissen? Welchen Wert hat verkörpertes Wissen? Welche Rolle spielen Körper und Geschlecht?
• Wie politisch dürfen Forschende denn eigentlich sein? Darf Forschung politische Ziele explizit verfolgen?
• Wie kann der Gegensatz zwischen Forschenden und Beforschten in einem transdisziplinären Forschungsprozess aufgehoben werden? Wie werden Prozesse des "otherings" reflektiert? Wie lassen sich Diskurse postkolonialer Kulturtheorien fruchtbar machen?

Die in der LV angestrebte transdisziplinäre Forschung orientiert sich an der Participatory Action Research des Globalen Südens sowie der transdisziplinären Forschung, wie sie sich seit den 1990er Jahren in Europa entwickelt hat und sucht diese mit den Grundsätzen der Bildung und Forschung nach Paulo Freires zu verbinden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

1. Anwesenheitspflicht
2. Vorbereitung und gemeinsame Diskussion der kollektiven Grundlagenlektüre; regelmäßige Abgaben kleinerer Aufgaben zur Textreflexion
3. Führung eines Forschungstagebuchs
4. Präsentation und Diskussion der Gruppenarbeitsprozesse in der Lehrveran-staltung
5. Umsetzung des Forschungsdesigns, das in Gruppenarbeit und in Zusammen-arbeit mit den PraxispartnerInnen im Verlauf des WS 2023/24 erstellt wurde.
6. Verfassen eines (prozessorientieren) Abschlussberichtes. Abgabe: Ende Juli 2024

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die LV wird positiv abgeschlossen, wenn die Ziele erreicht wurden, d.h. die jeweilige Teilnehmer*in das im 1. Teil konzipierte konkrete transdisziplinäre Forschungsprojekt im Team und dennoch unter hoher Eigenverantwortung umgesetzt hat. Das Forschungsprojekt wird von den Studierenden in Zusammenarbeit mit ihren Praxispartner*innen durchgeführt. Erfolg ist dabei keine Kategorie, Scheitern in Würde jedoch sehr wohl, wenn dies als Lernanlass reflektiert wird.
Als weitere Anforderung zum positiven Abschluss der LV ist es notwendig, dass Kompetenzen in Bezug auf die Fähigkeit transdisziplinäre Forschungskonzepte zu entwickeln, zu gestalten und umzusetzen erkennbar erworben wurden.

Alle Teilleistungen werden auf jeweils 20 Punkte bewertet; die Gesamtnote wird auf 100 Punkte umgelegt. Notenschlüssel:
0-50 Punkte: nicht genügend, >50 Punkte: genügend, >60 Punkte: befriedigend, >70 Punkte: gut, >80 Punkte sehr gut.

Journal: je 10%, Präsentation: 20%, Forschungsbericht: 50%
Umfang der Abschlussarbeit: 15 Seiten Mindestumfang pro beteiligter Person, exkl. Deckblatt u. Literatur.

Prüfungsstoff

Die Erforschung einer ausgewählten kritischen Bildungspraxis durch qualitative Forschungsmethoden im Rahmen einer transdisziplinären Methodologie.

Literatur

hooks, bell (1994): Teaching to Transgress: education as the practice of freedom. London: Routledge.

hooks, bell (2003): Teaching Community. A pedagogy of hope. New York: Routledge.

hooks, bell (2010): Teaching Critical Thinking. Practical Wisdom. Routledge: New York, London.

Bourdieu, Pierre/Passeron, Jean-Claude (1964): Les héritiers: les étudiants et la culture, Les Éditions de Minuit, Reihe. „Grands documents“ Nr. 18, Paris 1964. Deutsche Teilübersetzung: Die Illusion der Chancengleichheit. Untersuchungen zur Soziologie des Bildungswesens am Beispiel Frankreichs, übersetzt von Barbara und Robert Picht, bearbeitet von Irmgard Hartig, Klett, Stuttgart 1971.

Englert, Birgit; Dannecker, Petra (2014, Hg.): Qualitative Methoden in der Entwicklungsforschung. Wien: Mandelbaum.

Fals Borda, Orlando (2001): Participatory (Action) Research in Social Theory: Origins and Challenges, In: Reason, Peter; Bradbury, Hilary (2001): Handbook of Action Research: Participative Inquiry and Practice. SAGE Publications: London, S. 27-37

Faschingeder, Gerald / Kolland, Franz (Hg.): Bildung und ungleiche Entwicklung. Globale Konvergenzen & Divergenzen in der Bildungswelt. Wien: nap 2015.

Freire, Paulo (1971): Pädagogik der Unterdrückten. Bildung als Praxis der Freiheit. Vom Verfasser autorisierte deutsche Übertragung von Werner Simpfendörfer. Stuttgart: Kreuz-Verlag [später: Reinbeck/Hamburg: Rowohlt, 1973].

Merçon, Juliana (2018): Participatory Action Research (PAR) and Decolonial Studies: Critical Mirrors. In: Decolonial Education in the Americas. Lessons on Resistance, Pedagogies of Hope (=Lápiz No. 3), S. 20-29.

Novy, Andreas; Beinstein, Barbara; Voßemer, Christiane (2008): Methodologie transdisziplinärer Entwicklungsforschung. Aktion & Reflexion Heft 2. Herausgegeben vom Paulo Freire Zentrum. Wien, Oktober 2008. http://ungleichevielfalt.at/documents/AR/Aktion&Reflexion_Heft-2.pdf (11.4.2015)

Novy, Andreas; Howorka, Sebastian (2014): Transdisziplinarität und Wissensallianzen. In: Dannecker, Petra; Englert, Birgit (Hg., 2014): Qualitative Methoden der Entwicklungsforschung. Mandelbaum: Wien. S. 20-37

Vilsmaier, Ulli; Faschingeder, Gerald; Mercón, Juliana (2020): Methods for Inter- and Transdisciplinary Research and Learning based on Paulo Freire. Special Edition of JEP - Austrian Journal of Development Research. Volume XXXVII (3), 2020.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

FM2

Letzte Änderung: Fr 08.03.2024 00:02