Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

240204 SE Kritische wissenschaftliche Praxis (2022W)

Methodologien der Un_Sichtbarkeit: Gender & Sexualität, Kunst & Theorie

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
VOR-ORT

Für diese Lehrveranstaltung ist ausnahmslos eine Anmeldung während der Anmeldephase notwendig.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 03.10. 15:00 - 18:15 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 17.10. 15:00 - 18:15 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 31.10. 15:00 - 18:15 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 14.11. 15:00 - 18:15 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 28.11. 15:00 - 18:15 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 12.12. 15:00 - 18:15 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 09.01. 15:00 - 18:15 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 23.01. 15:00 - 18:15 Seminarraum SG1 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Methodologien der Un_Sichtbarkeit: Gender & Sexualität, Kunst & Theorie

Sichtbarkeit spielt eine wichtige Rolle in der queer-feministischen, rassismuskritischen und dis/ability politischen Arbeit. Sichtbarkeit wird als notwendig erachtet, um soziale Anerkennung und Gleichheit zu erlangen. Praktiken der Unsichtbarmachung sind oft gewalttätig. Sie durchdringen z.B. die Medien, die soziale Homogenität darstellen, anstatt die vielfältigen Lebensstile und Menschen zu zeigen, die die Gesellschaft tatsächlich ausmachen. Auch rechtliche und andere wichtige staatliche und gesellschaftliche Diskurse machen unsichtbar und verweigern damit Anerkennung, Gleichheit und Inklusion, sei es aufgrund von Rassifizierung, Migrationsbiografie, Geschlecht, Klasse oder Behinderung.
Doch Sichtbarkeit ist ambivalent. Nordwesteuropäische feministische und queere rassismuskritische Politiken und Aktivismen gehen oft davon aus, dass mehr Sichtbarkeit mehr politische Präsenz, mehr Partizipation und mehr Zugang zu Privilegien bedeutet. Solche Politiken übersehen die komplexen Prozesse, die im Bereich der Visualität ablaufen. Daher ist es wichtig, darüber nachzudenken, "wer in welchem Kontext zu sehen bekommt - und vor allem: wie, das heißt, in welcher Form und Struktur." (Schaffer 2008: 12)
Darüber hinaus sind Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit nicht unbedingt stabile binäre Gegensätze. Was geschieht, wenn Bedeutung verborgen wird und eine neue Art von Sprache entsteht? Was passiert, wenn Nekropolitik im öffentlichen Raum thematisiert werden muss? Was geschieht, wenn der:die Befragte sich weigert, zu sprechen?
Die Studierenden werden einen Überblick über wichtige Begriffe und Methoden der Gender, Queer und Postcolonial Studies (Anzaldúa, Glissant, de Villiers, Stella), wie Opazität und Unsichtbarkeit, Sichtbarkeit und Transparenz bekommen und mit der Vielzahl von Möglichkeiten vertraut gemacht, wie diese von Minderheiten, Künstlern und Theoretikern in der modernen und zeitgenössischen Kultur eingesetzt wurden.

Im Seminar werden wir konkrete Beispiele aus verschiedenen Epochen und kulturellen Kontexten besprechen (z.B. das Project "The Magic Closet and the Dream Machine", das Konzeptualisierungen von Queerness im post-sowjetischen Raum erforscht und alternative Wege aufzeigt, Forschungsdaten auf emotionale und kreative Weise zu teilen). Anhand von Beispielen aus verschiedenen kulturellen Texten von den 1960er Jahren bis heute (Video, Musik, Performance, Tanz, Kunst im öffentlichen Raum, Film) lernen die Studierenden Künstler:innen und Kulturschaffende kennen, die Unsichtbarkeiten und Undurchsichtigkeiten genutzt haben, um gesellschaftspolitische Anliegen zu kommunizieren und Gemeinschaften zu mobilisieren. Zu den Künstlern gehören Félix González-Torres, Andy Warhol, Hugh Paddick und Kenneth Williams, Dope Saint Jude und Angel Ho sowie Paola Revenioti. Sowohl die Literatur als auch die künstlerischen/kulturellen Beispiele decken eine Reihe von soziokulturellen und sprachlichen Kontexten ab (Karibik, Griechenland, Südafrika, Vereinigtes Königreich, USA).

Das Seminar wird kooperative Lernformen vorstellen und den Austausch zwischen den Studierenden fördern.
Es werden verschiedene Formate eingesetzt: Kurzvorträge, Filmvorführungen, Diskussionen, Präsentationen, Gruppendiskussionen und kurze freie Schreibübungen. Von den Studierenden wird erwartet, dass sie vor jeder Sitzung Texte/Audiomaterialien für die Diskussion lesen und vorbereiten.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Gute Kenntnisse der englischen Sprache sind erforderlich.

Die Bewertung erfolgt anhand der Teilnahme am Unterricht, der Beiträge und des abschließenden Essays/der abschließenden Präsentation, die zeigen sollen, dass die im Seminar behandelten Themen und sozialen Fragen verstanden, zusammengefasst und kommuniziert werden können.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Bewertung auf der Grundlage der Teilnahme am Unterricht, der mündlichen Präsentation und des Abschlussaufsatzes.

Prüfungsstoff

Die Studierenden werden erforschen, wie Unsichtbarkeiten und Sichtbarkeiten die Handlungsfähigkeit und Handlungsmacht minoritärer Subjekte bestimmen und informieren. Sie werden ein umfangreiches Vokabular an theoretischen Begriffen aus den Gender, Queer, Postcolonial Studies und Arts & Cultural Studies entwickeln.
Darüber hinaus werden die Studierenden die Möglichkeit haben, wissenschaftliche Forschung zur Schaffung von Un_Sichtbarkeit (als Ziel und Methode) kritisch zu reflektieren, insbesondere Forschung, die sich auf queere und trans*Minderheiten of Color und andere marginalisierte Gemeinschaften fokussiert. Gemeinsam werden wir auf der Grundlage wissenschaftlicher Literatur und Analysen diskutieren, was es bedeutet, Subjekte und Gruppen durch unsere eigene akademische Forschung, unseren Aktivismus oder unsere künstlerische Praxis unsichtbar zu machen. Im Zusammenhang mit dieser Selbstbefragung werden wir die komplizierten Beziehungen zwischen Macht, Handlungsfähigkeit, Anerkennung und Sichtbarkeit usw. im Detail analysieren. Die Studierenden werden mit Methoden ausgestattet, um kulturelle Texte (einschließlich Bildern, Filmen und Kunstobjekten) zu analysieren und Theorie und Praxis zu synthetisieren, während sie sich auf Fragen der Un_Sichtbarkeit unter Berücksichtigung von Geschlecht, Sexualität, Klasse, Rasse, Fähigkeiten und kulturellen Kontexten konzentrieren. Vor allem aber werden sie Formen der Unsichtbarkeit und Undurchsichtigkeit nicht nur als theoretisch potente Konzepte und Theorien, sondern auch als wissenschaftliche und künstlerische Formen der Wissensproduktion untersuchen.
Der Kurs führt die Studierenden in methodische Ansätze ein, die sie in ihrer eigenen Arbeit kritisch anwenden können (z. B. bei der Recherche für ihre Hausarbeit und andere kleinere Textproduktionen).

Literatur

Anzaldúa, G. (2012) ‘How to Tame a Wild Tongue’, in Borderlands: la frontera: the new Mestiza. 4th ed. San Francisco: Aunt Lute Books, pp. 53–64.
De Villiers, N. (2012) ‘Introduction: Opacities: Queer Strategies’, in Opacity and the closet: queer tactics in Foucault, Barthes, and Warhol. Minneapolis: University of Minnesota Press, pp. 1–35.
Fiedor, B. (2013) ‘Nicholas De Villiers, “Opacity and the Closet: Queer Tactics in Foucault, Barthes, and Warhol” (University of Minnesota Press, 2012)’. (New Books in Critical Theory). Available at: https://newbooksnetwork.com/nicholas-de-villiers-opacity-and-the-closet-queer-tactics-in-foucault-barthes-and-warhol-university-of-minnesota-press-2012/.
Glissant, É. and Wing, B. (1997a) ‘For Opacity’, in Poetics of relation. Ann Arbor: University of Michigan Press, pp. 189–194.
Glissant, É. and Wing, B. (1997b) ‘Transparency and Opacity’, in Poetics of relation. Ann Arbor: University of Michigan Press, pp. 111–120.
Gossett, R., Stanley, E.A. and Burton, J. (eds) (2017) Trap Door: Trans Cultural Production And The Politics of Visibility. (Critical Anthologies in Art and Culture).
Hutta, J.S. (2013) ‘Beyond the politics of inclusion: securitization and agential formations in Brazilian LGBT parades’, in Haschemi Yekani, E., Kilian, E., and Michaelis, B. (eds) Queer futures: reconsidering ethics, activism, and the political. Burlington, VT: Ashgate (Queer interventions), pp. 67–79.
Koch-Rein, A., Haschemi Yekani, E. and Verlinden, J.J. (2020) ‘Representing trans: visibility and its discontents’, European Journal of English Studies, 24(1), pp. 1–12. doi:https://doi-org.uaccess.univie.ac.at/10.1080/13825577.2020.1730040.
Moore, M. (2015) ‘Gurl! On Code Switching When You’re Black And Gay’, Thought Catalogue, 3 December. Available at: https://thoughtcatalog.com/madison-moore/2015/12/gurl-on-code-switching-when-youre-black-and-gay/.
Neufeld, Masha and Katharina Wiedlack. “Visibility, violence and vulnerability: Russian lesbians between the closet and the Western media spectacle.” In: Buyantueva, Radzhana and Maryna Shevtsova (Eds.): LGBTQ+ Activism in Central Eastern Europe. Palgrave Macmillan, 51-72.
Stella, F. (2012) ‘The Politics of In/Visibility: Carving Out Queer Space in Ul’yanovsk’, Europe-Asia Studies, 64(10), pp. 1822–1846. doi:10.1080/09668136.2012.676236.
T., A. (2020) Opacity-minority-improvisation: an exploration of the closet through queer slangs and Postcolonial theory. Bielefeld: Transcript, pp. 75–78.
Zaltzman, H. (2019) ‘Polari’. (The Allusionist). Available at: https://www.theallusionist.org/allusionist/polari.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 23.09.2022 12:09