240514 SE MM3 Anthropology of ritual action (2023W)
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
Labels
Participation at first session is obligatory!The lecturer can invite students to a grade-relevant discussion about partial achievements. Partial achievements that are obtained by fraud or plagiarized result in the non-evaluation of the course (entry 'X' in certificate). The plagiarism software 'Turnitin' will be used.The use of AI tools (e.g. ChatGPT) for the attainment of partial achievements is only allowed if explicitly requested by the course instructor.
An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Fr 01.09.2023 00:01 bis Mo 25.09.2023 23:59
- Anmeldung von Mi 27.09.2023 00:01 bis Do 28.09.2023 23:59
- Abmeldung bis Mo 16.10.2023 23:59
Details
max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Englisch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
Die Lehrveranstaltung soll nach Möglichkeit in Präsenz durchgeführt werden. Aufgrund der jeweils geltenden Abstandsregelungen und anderer Maßnahmen kann es zu Anpassungen kommen.
- Dienstag 03.10. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
- Freitag 06.10. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
- Dienstag 10.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal C, NIG 4. Stock
- Freitag 13.10. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
- Freitag 20.10. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
- Dienstag 24.10. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
- Dienstag 31.10. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
- Freitag 03.11. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
- Dienstag 21.11. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
- Dienstag 28.11. 15:00 - 16:30 Seminarraum A, NIG 4. Stock
- Dienstag 05.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal C, NIG 4. Stock
- Dienstag 12.12. 15:00 - 16:30 Seminarraum A, NIG 4. Stock
- Freitag 15.12. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
- Dienstag 09.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal C, NIG 4. Stock
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Diese LV analysiert Rituale mit Blick auf vorsätzliches Handeln (Webersche Perspektiven), die Ritualform (Durkheimsche Perspektiven), Verantwortlichkeit, und Sprachideologien. Die Einheiten bestehen jeweils aus Studierendenreferat oder Plenum (45min) und Vortrag des Dozenten (45 min). Basierend auf ethnografischen Fallstudien zu Gebet, Opfer, Segen, Heirat, Heilen, Tabu, Magie und Wahrsagen werden wir die Rolle von Ritualen in Verwandtschaft, Wirtschaft, Herrschaft, Ethnizität, Gesundheit und Wohlbefinden untersuchen.Einerseits sind Rituale instrumentelle Handlungen, die zur Erreichung bestimmter Zwecke getan werden. Andererseits sind sie speziell (ohne formale Entsprechung), weil man solche Handlungen nicht tun kann, ohne die Bedeutungen und sozialen Konventionen zu teilen, die die rituelle Ordnung mit sich bringt. Da es widersprüchlich wäre, ein Ritual auszuführen und dabei dessen akzeptierte Bedeutung abzulehnen, können die Ausführenden für die angeblichen Folgen der Handlung zur Verantwortung gezogen werden, selbst wenn sie nicht meinen, dass das Ergebnis durch das Ritual verursacht wurde.In Ritualen handeln einzelne stellvertretend für andere (im Namen anderer) weil beide für die Handlung oder damit verbundene Konsequenzen verantwortlich sind. Obwohl in Ritualen vorsätzlich gehandelt wird, kann man auch für "Pech" (unbeabsichtigte Folgen) oder rituelle Handlungen anderer haftbar gemacht werden (kollektive Verantwortung). Rituelle Haftung ist für die Konstituierung von Personen (Persönlichkeit) von Bedeutung, da sie in Gruppen die individuelle Handlungsfähigkeit erweitert oder sozial verteilt. Dies unterscheidet sie von Handlungsbegriffen, die individuellen Vorsatz gesellschaftlichen Zwängen, freien Willen einer kausalen Handlungsbestimmung entgegensetzen.Der Begriff der kollektiven (sozial verteilten) Verantwortung wirft auch Licht auf das sogenannte Rationalitätsproblem. Warum bleiben neben rationalen auch „offensichtlich irrationale“ Überzeugungen bestehen? Wie können rituelle Handlungen wirtschaftliche oder politische Ziele verfolgen, obwohl der Mittel-Zweck-Zusammenhang zwischen Handlung und Wirkung für die Beteiligten nicht ohne weiteres erkennbar ist? Welche logischen Bezüge und formale Strukturen in Ritualen bestimmen, wie die Ausführenden etwas stellvertretend für andere tun können?In der Folge der Rationalitätsdebatte der 1970er Jahre wurde die Untersuchung rituellen Handelns später durch die Praxistheorie, sowie durch die ontologische und ethische Wende in der Ethnologie beeinflusst. Ein wichtiges Diskussionsthema ist die Rolle der Sprache im Ritual und des Rituals als metasprachliche Kommunikation. Beispielsweise wurde argumentiert, dass Rituale Falschheit und Mehrdeutigkeit zu vermeiden helfen, indem sie Grundannahmen oder gesellschaftliche Konventionen unbestreitbar machen, und dass religiöse Vorstellungen aus rituellen Sprechakten entstehen. Wie sich das im einzelnen auswirkt, hängt von Sprachidelogie und von der sozialen Struktur ab.In einer modernen individualistischen Gesellschaft werden Rituale z.B. insoweit überflüssig, als gewöhnliche Sprache und formale Rechtshandlungen es Sprechern erlauben, kommunikative Intentionen wahrheitsgetreu zum Ausdruck zu bringen. Im Gegensatz dazu brauchen traditionelle Gesellschaften Rituale, weil sie der Aufrichtigkeit gewöhnlicher Sprecher misstrauen. Rituelle Wirkung ist eine Alternative zur sprachlichen Performativität (wie man Dinge mit Worten tut), weil rituelles Handeln (oder "reaktive Haltungen" gegenüber vermeintlichen Handlungsfolgen) die Teilnehmer an akzeptierte soziale Rollen, Konventionen und religiöse Vorstellungen binden.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
1.) Aktive Teilnahme (20%)
2.) Referat und Handout (40%)
3.) Aufsatz max. 4000 Wörter (40%)Es sind alle Hilfsmittel erlaubt.Für das Referat darf PowerPoint verwendet werden. Handout und Aufsatz sollten Verweise auf die in der LV besprochene Literatur sowie ein Literaturverzeichnis enthalten.
2.) Referat und Handout (40%)
3.) Aufsatz max. 4000 Wörter (40%)Es sind alle Hilfsmittel erlaubt.Für das Referat darf PowerPoint verwendet werden. Handout und Aufsatz sollten Verweise auf die in der LV besprochene Literatur sowie ein Literaturverzeichnis enthalten.
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Die Gesamtnote ergibt sich aus a) der aktiven Teilnahme am Seminar, b) dem Referat (inkl. Handout max.1500 Wörter) und c) dem Aufsatz (4000 Wörter).
Ohne aktive Teilnahme, Referat und Aufsatz kann die Lehrveranstaltung nicht positiv abgeschlossen werden. Die Gewichtung der Gesamtnote ist wie folgt: a) = 20 %, b) = 40 %, c) = 40 %.91–100 Punkte = 1 (sehr gut)
81–90 Punkte = 2 (gut)
71–80 Punkte = 3 (befriedigend)
61–70 Punkte = 4 (genügend)
0–60 Punkte = 5 (nicht genügend)
Ohne aktive Teilnahme, Referat und Aufsatz kann die Lehrveranstaltung nicht positiv abgeschlossen werden. Die Gewichtung der Gesamtnote ist wie folgt: a) = 20 %, b) = 40 %, c) = 40 %.91–100 Punkte = 1 (sehr gut)
81–90 Punkte = 2 (gut)
71–80 Punkte = 3 (befriedigend)
61–70 Punkte = 4 (genügend)
0–60 Punkte = 5 (nicht genügend)
Prüfungsstoff
Referat und handout zu einer der Fallstudien, die wir in jeder Einheit besprechen. Der Aufsatz (nicht mehr als 4000 Wörter) sollte diesen ersten Fall mit einer zweiten Fallstudie vergleichen und einen der vier theoretischen Schwerpunkte (Handlungsvorsatz, Ritualform, Verantwortung, oder Sprachideologie) vertiefen. Gegenstand und Gliederung des Aufsatzes können bei Bedarf vorab mit dem Dozenten besprochen werden.
Literatur
1) Unit readingsPART ONE - INTRODUCTIONTuesday 03/10/23
Session 1 – Overview and introduction
Kreinath, Jens (2005) Ritual: theoretical issues in the study of religionFriday 06/10/23
Session 2 – Living with ritual concepts (sorcery)
Lambek, Michael (2021). On sorcery: life with the conceptPART TWO: INTENTIONAL AGENTS (WEBERIAN PERSPECTIVES)Tuesday 10/10/23
Session 3 – Spirit mediumship (healing)
Mack, John (2011). Healing words: becoming a spirit host in MadagascarFriday 13/10/23
Session 4 – Wedding ceremonies (marriage, gender, procreation)
Astuti, Rita (1993). Food for pregnancy: procreation, marriage and images of gender among the Vezo of Western MadagascarFriday 20/10/23
Session 5 – Sacrifice (identity narratives)
Cole, Jennifer (1997). Sacrifice, narratives and experience in East MadagascarPART THREE – FORMS WITHOUT EQUIVALENT (DURKHEIMIAN PERSPECTIVES)Tuesday 24/10/23
Session 6 – Taboo (land tenure, livelihood)
Osterhoudt, Sarah (2017). The land of no taboo Agrarian politics of neglect and care in MadagascarTuesday 31/10/23
Session 7 – Divination (truth, evidence)
Holbraad, Martin (2008). Definitive evidence, from Cuban godsFriday 03/11/23
Session 8 – Secondary burial (kinship, authority, gender)
Graeber, David (1995). Dancing with corpses reconsideredPART FOUR – REACTIVE ATTITUDES (RESPONSIBILITY)Tuesday 21/11/23
Session 9 – Accountability for luck (witchcraft)
Evans-Pritchard, Edward E. (1976). The notion of witchcraft explains unfortunate events (in Witchcraft oracles and magic among the Azande, 1937)Tuesday 28/11/23
Session 10 – Causal cognition and intentions (incest)
Astuti, Rita and Maurice Bloch (2015), The causal cognition of wrong doing: incest, intentionality and moralityTuesday 05/12/23
Session 11 – Dual causality, ecology and cosmology
Tucker B., Tsiazonera, Tombo J. Hajasoa P., Nagnisaha C. 2015. Ecological and cosmological coexistence thinking in a hypervariable environment: causal models of economic success and failure among farmers, foragers, and fishermen of southwestern Madagascar. Frontiers in Psychology 6: 1533.PART FIVE – LANGUAGE IDEOLOGIESTuesday 12/12/23
Session 12 – Prayer and conversion
Robbins, Joel (2001). God is nothing but talk: modernity, language and prayer in a PNG society.Friday 15/12/23
Session 13 – The problem of efficacy
Endres, Kirsten (2008). Engaging the spirits of the dead: soul-calling rituals and the performative construction of efficacyNEW YEAR HOLIDAYTuesday 09/01/2024
Session 14 – Speech acts and Initiation
Gardner, Don (1983). Performativity in ritual. The Mianmin case2) General readings (for consultation)Bell, C. 2009. Ritual: perspectives and dimensions. 2nd Edition; Bloch, M. 1989. Ritual, History and Power; Durkheim, E. 1995 [1912]. The elementary forms of religious life; Laidlaw, J. 2014. The subject of virtue: an anthropology of ethics and freedom; Lambek, M. (ed.). 2008. A Reader in the Anthropology of Religion. 2nd edition; Kreinath, J. et al (eds). 2006. Theorizing rituals: issues, topics, approaches, concepts; Lawson, E.T and R.N. McCauley. 1990. Rethinking Religion: connecting cognition and culture; Rappaport, R. 2012. Ritual and Religion in the Making of Humanity; Weber, M. 1922. Soziologische Grundbegriffe (Einleitung zu Wirtschaft und Gesellschaft).N.B.: die Literatur ist digital auf moodle zugänglich
Session 1 – Overview and introduction
Kreinath, Jens (2005) Ritual: theoretical issues in the study of religionFriday 06/10/23
Session 2 – Living with ritual concepts (sorcery)
Lambek, Michael (2021). On sorcery: life with the conceptPART TWO: INTENTIONAL AGENTS (WEBERIAN PERSPECTIVES)Tuesday 10/10/23
Session 3 – Spirit mediumship (healing)
Mack, John (2011). Healing words: becoming a spirit host in MadagascarFriday 13/10/23
Session 4 – Wedding ceremonies (marriage, gender, procreation)
Astuti, Rita (1993). Food for pregnancy: procreation, marriage and images of gender among the Vezo of Western MadagascarFriday 20/10/23
Session 5 – Sacrifice (identity narratives)
Cole, Jennifer (1997). Sacrifice, narratives and experience in East MadagascarPART THREE – FORMS WITHOUT EQUIVALENT (DURKHEIMIAN PERSPECTIVES)Tuesday 24/10/23
Session 6 – Taboo (land tenure, livelihood)
Osterhoudt, Sarah (2017). The land of no taboo Agrarian politics of neglect and care in MadagascarTuesday 31/10/23
Session 7 – Divination (truth, evidence)
Holbraad, Martin (2008). Definitive evidence, from Cuban godsFriday 03/11/23
Session 8 – Secondary burial (kinship, authority, gender)
Graeber, David (1995). Dancing with corpses reconsideredPART FOUR – REACTIVE ATTITUDES (RESPONSIBILITY)Tuesday 21/11/23
Session 9 – Accountability for luck (witchcraft)
Evans-Pritchard, Edward E. (1976). The notion of witchcraft explains unfortunate events (in Witchcraft oracles and magic among the Azande, 1937)Tuesday 28/11/23
Session 10 – Causal cognition and intentions (incest)
Astuti, Rita and Maurice Bloch (2015), The causal cognition of wrong doing: incest, intentionality and moralityTuesday 05/12/23
Session 11 – Dual causality, ecology and cosmology
Tucker B., Tsiazonera, Tombo J. Hajasoa P., Nagnisaha C. 2015. Ecological and cosmological coexistence thinking in a hypervariable environment: causal models of economic success and failure among farmers, foragers, and fishermen of southwestern Madagascar. Frontiers in Psychology 6: 1533.PART FIVE – LANGUAGE IDEOLOGIESTuesday 12/12/23
Session 12 – Prayer and conversion
Robbins, Joel (2001). God is nothing but talk: modernity, language and prayer in a PNG society.Friday 15/12/23
Session 13 – The problem of efficacy
Endres, Kirsten (2008). Engaging the spirits of the dead: soul-calling rituals and the performative construction of efficacyNEW YEAR HOLIDAYTuesday 09/01/2024
Session 14 – Speech acts and Initiation
Gardner, Don (1983). Performativity in ritual. The Mianmin case2) General readings (for consultation)Bell, C. 2009. Ritual: perspectives and dimensions. 2nd Edition; Bloch, M. 1989. Ritual, History and Power; Durkheim, E. 1995 [1912]. The elementary forms of religious life; Laidlaw, J. 2014. The subject of virtue: an anthropology of ethics and freedom; Lambek, M. (ed.). 2008. A Reader in the Anthropology of Religion. 2nd edition; Kreinath, J. et al (eds). 2006. Theorizing rituals: issues, topics, approaches, concepts; Lawson, E.T and R.N. McCauley. 1990. Rethinking Religion: connecting cognition and culture; Rappaport, R. 2012. Ritual and Religion in the Making of Humanity; Weber, M. 1922. Soziologische Grundbegriffe (Einleitung zu Wirtschaft und Gesellschaft).N.B.: die Literatur ist digital auf moodle zugänglich
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
Letzte Änderung: Di 28.11.2023 00:05