Universität Wien

240522 SE Ethnologie des rituellen Handelns (P4) (2023S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Anwesenheitspflicht in der ersten Einheit!

Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
Plagiierte oder erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis). Es kommt die Plagiatssoftware Turnitin zum Einsatz.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die Lehrveranstaltung soll nach Möglichkeit in Präsenz durchgeführt werden. Aufgrund der jeweils geltenden Abstandsregelungen und anderer Maßnahmen kann es zu Anpassungen kommen.

Dienstag 07.03. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 14.03. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 21.03. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 28.03. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 18.04. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 25.04. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 02.05. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 09.05. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 16.05. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 23.05. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 06.06. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 13.06. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 20.06. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 27.06. 15:00 - 16:30 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Diese Lehrveranstaltung vermittelt Ritualkonzepte in der Ethnologie und analysiert die Beziehung von Ritualen zu profanen Handlungen unter vier theoretischen Aspekten: Handlungsabsichten (Weberian perspectives), die Form von Ritualen (Durkheimian perspectives), Verantwortlichkeit, und Sprachideologien.

Ausgehend von ethnographischen Fallstudien zu einzelnen Handlungen wie Gebet, Opfer, Segnen, Tabu, Magie oder Wahrsagen analysieren wir die gesellschaftliche Wirkung von Ritualen auf Verwandtschaft, Wirtschaft, Politik, Ethnizität, Gesundheit und Wohlergehen. Ritual ist ein Mittel, mit dem die Handelnden stellvertretend für andere etwas tun, weil sie für die rituelle Handlung selbst oder die damit verfolgten Zwecke verantwortlich sind. Eine wichtige Überlegung dabei ist, dass die Zuweisung und Übernahme ritueller Aufgaben den individuellen und kollektiven Handlungsspielraum von Personen erweitert. Dieser Gedanke unterscheidet sich von anderen Ansätzen der Praxistheorie, die individuelle Handlungsfreiheit und soziale Struktur -- Intention und Konvention -- als einander entgegengesetzt darstellen.

Verantwortung im Ritual beleuchtet auch das sog. Rationalitätsproblem: Warum bestehen "offensichtlich irrationale Überzeugungen" weiter, zusammen mit rationalen? Wie können Ritualhandlungen wirtschaftliche oder politische Ziele verfolgen, obwohl das Mittel/Zweck Verhältnis von Handlung und Wirkung für die Ausführenden nicht evident ist? Welche konzeptuellen Zusammenhänge innerhalb von Ritualen bestimmen, was die Ausführenden stellvertretend für andere bewirken?

Im Anschluss an die Rationalitätsdebatte der 70er Jahre hat sich die Ritualforschung an der Praxistheorie orientiert, sowie in neuerer Zeit auch an der Anthropologie der Ethik und Ontologie. Eine wichtige Fragestellung betrifft die Rolle der Sprache, und untersucht Rituale als meta-linguistische Kommunikation. In der Literatur wird z.B. argumentiert, dass Rituale Lüge und Zweideutigkeit ausschließen indem sie bestimmte kognitive Annahmen oder soziale Konventionen unbestreitbar machen, oder dass religiöse Ideen aus rituellen Sprechakten entstehen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

1.) Aktive Teilnahme (20%)
2.) Referat (20%)
3.) Kurzer Aufsatz (1500 words) zum Thema des Referats (20%)
4.) Längerer Aufsatz (4000 words) (40%)

Es sind alle Hilfsmittel erlaubt.

Für das Referat darf PowerPoint verwendet werden. Die Essays sollten Verweise auf die in der Lehrveranstaltung besprochene Literatur sowie ein Literaturverzeichnis enthalten.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Gesamtnote ergibt sich aus a) der aktiven Teilnahme am Seminar, b) dem Referat (inkl. Kurzaufsatz 1500 Wörter) und c) dem längeren Aufsatz (4000 Wörter).
Ohne aktive Teilnahme, Referat und Aufsatz kann die Lehrveranstaltung nicht positiv abgeschlossen werden. Die Gewichtung der Gesamtnote ist wie folgt: a) = 20 %, b) = 40 %, c) = 40 %.

91–100 Punkte = 1 (sehr gut)
81–90 Punkte = 2 (gut)
71–80 Punkte = 3 (befriedigend)
61–70 Punkte = 4 (genügend)
0–60 Punkte = 5 (nicht genügend)

Prüfungsstoff

Das Referat und der kurze Aufsatz behandeln eine der Fallstudien aus einzelnen Sitzungslesungen. Die theoretische Argumentation sollte sich auf die Fallstudie beziehen und eines der vier theoretischen Themen (Handlungsabsicht, Ritualform, Verantwortung, Sprachideologie) herausarbeiten.
Der längere Aufsatz sollte diesen ersten Fall mit einer zweiten Fallstudie vergleichen und dazu noch einen weiteren theoretischen Schwerpunkt herausarbeiten. Das genaue Thema und die Gliederung der Arbeit können bei Bedarf vorab mit dem Dozenten abgesprochen werden.

Literatur

N.B.: Elektronische Kopien der unten verzeichneten Werke werden auf moodle zugänglich gemacht.

1) Literatur pro Sitzungstermin

PART ONE - INTRODUCTION

07/03/23
Session 1 – Overview and introduction
Kreinath, Jens (2005) Ritual: theoretical issues in the study of religion

14/03/23
Session 2 – Living with ritual concepts
Lambek, Michael (2021). On sorcery: life with the concept

PART TWO: INTENTIONAL AGENTS (WEBERIAN PERSPECTIVES)

21/03/23
Session 3 – Spirit mediumship (healing)
Mack, John (2011). Healing words: becoming a spirit host in Madagascar

28/03/23
Session 4 – Wedding ceremonies (marriage, gender, procreation)
Astuti, Rita (1993). Food for pregnancy: procreation, marriage and images of gender among the Vezo of Western Madagascar

03/04 to 16/04 Easter break

18/04/23
Session 5 – Sacrifice (identity narratives)
Cole, Jennifer (1997). Sacrifice, narratives and experience in East Madagascar

PART THREE – FORMS WITHOUT EQUIVALENT (DURKHEIMIAN PERSPECTIVES)

25/04/23
Session 6 – Taboo
Osterhoudt, Sarah (2017). The land of no taboo Agrarian politics of neglect and care in Madagascar

02/05/23
Session 7 – Divination (truth, evidence)
Holbraad, Martin (2008). Definitive evidence, from Cuban gods

09/05/23
Session 8 – Secondary burial (kinship, authority, gender)
Graeber, David (1995). Dancing with corpses reconsidered

PART FOUR – REACTIVE ATTITUDES (RESPONSIBILITY)

16/05/23
Session 9 – Accountability for luck
Evans-Pritchard, Edward E. (1976). The notion of witchcraft explains unfortunate events (in Witchcraft oracles and magic among the Azande, 1937)

23/05/23
Session 10 – Causal cognition and intentions (incest)
Astuti, Rita and Maurice Bloch (2015), The causal cognition of wrong doing: incest, intentionality and morality

27/05 to 30/05 Pentecost break

06/06/23
Session 11 – Dual causality, ecology and cosmology
Tucker B., Tsiazonera, Tombo J. Hajasoa P., Nagnisaha C. 2015. Ecological and cosmological coexistence thinking in a hypervariable environment: causal models of economic success and failure among farmers, foragers, and fishermen of southwestern Madagascar. Frontiers in Psychology 6: 1533.

PART FIVE – LANGUAGE IDEOLOGIES

13/06/23
Session 12 – Prayer and conversion
Robbins, Joel (2001). God is nothing but talk: modernity, language and prayer in a PNG society.

20/06/23
Session 13 – The problem of efficacy
Endres, Kirsten (2008). Engaging the spirits of the dead: soul-calling rituals and the performative construction of efficacy

27/06/23
Session 14 – Speech acts and Initiation
Gardner, Don (1983). Performativity in ritual. The Mianmin case

2) Allgemeine Literatur (zum Nachschlagen)

Bell, C. 2009. Ritual: perspectives and dimensions. 2nd Edition; Bloch, M. 1989. Ritual, History and Power; Durkheim, E. 1995 [1912]. The elementary forms of religious life; Laidlaw, J. 2014. The subject of virtue: an anthropology of ethics and freedom; Lambek, M. (ed.). 2008. A Reader in the Anthropology of Religion. 2nd edition; Kreinath, J. et al (eds). 2006. Theorizing rituals: issues, topics, approaches, concepts; Lawson, E.T and R.N. McCauley. 1990. Rethinking Religion: connecting cognition and culture; Rappaport, R. 2012. Ritual and Religion in the Making of Humanity; Weber, M. 1922. Soziologische Grundbegriffe (Einleitung zu Wirtschaft und Gesellschaft).

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 10.03.2023 20:08