Universität Wien

240535 VU MM4 Einführung in die Methoden der Archivarbeit für Studierende der KSA (2024S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Anwesenheitspflicht in der ersten Einheit!

Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
Plagiierte oder erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis). Es kommt die Plagiatssoftware Turnitin zum Einsatz.

Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) zur Erbringung von Teilleistungen ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich gefordert wird.
Di 14.05. 11:30-14:45 Hörsaal C, NIG 4. Stock

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Bitte beachten Sie: Grundsätzlich sind Archiv-Führungen innerhalb der angeführten Plenartermine geplant (deshalb eine etwas größere Stundenanzahl) – einzelne Termine können gegebenenfalls außerhalb liegen (nach Maßgabe eines Archivs), dies erfolgt in jedem Fall in Absprache mit den Teilnehmer:innen der LV.

Dienstag 05.03. 11:30 - 13:00 Übungsraum (A414) NIG 4. Stock
Dienstag 19.03. 11:30 - 14:45 Hörsaal C, NIG 4. Stock
Dienstag 16.04. 11:30 - 14:45 Hörsaal C, NIG 4. Stock
Dienstag 23.04. 11:30 - 14:45 Hörsaal C, NIG 4. Stock
Dienstag 30.04. 11:30 - 14:45 Hörsaal C, NIG 4. Stock
Dienstag 21.05. 11:30 - 14:45 Hörsaal C, NIG 4. Stock
Dienstag 11.06. 11:30 - 14:45 Hörsaal C, NIG 4. Stock
Dienstag 18.06. 11:30 - 14:45 Hörsaal C, NIG 4. Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziel der Lehrveranstaltung ist es, den Einstieg in die Archivarbeit für Studierende der Kultur- und Sozialanthropologie zu ermöglichen und zu erleichtern, indem Grundlagen der Archivarbeit vermittelt und methodisches Handwerkszeug nicht nur bereitgestellt, sondern auch angewendet wird, um sich einen selbstständigen und nicht zuletzt selbstverständlichen Weg bei der Arbeit in Archiven zu bahnen und einen sicheren Umgang mit Dokumenten und Archivmaterialien anzueignen. Die Teilnehmer:innen an der Übung lernen verschiedene Archive in Wien und deren Bestände kennen und erhalten Einblicke in die jeweiligen Forschungsmöglichkeiten. Sie sind vertraut mit Methoden historisch-anthropologischer Zugangsweisen und den praktischen und methodologischen Grundlagen der Archivarbeit.
Inhalte:
In der jüngeren Vergangenheit werden zunehmend Forderungen nach einem kritischen und selbstreflexiven Umgang in der Kultur- und Sozialanthropologie virulent, die sich nicht zuletzt auf historische Zugangsweisen und Forschungspraktiken in unserer Disziplin beziehen. Vor dem Hintergrund post- und dekolonialer Analysen gilt es insbesondere zu hinterfragen, welche Nachwirkungen historische Konstellationen bis in die Gegenwart mit sich bringen, um so relevante Beiträge für gegenwärtige gesellschaftspolitische Debatten zu erbringen. So werden Praktiken des Sammelns kritisch in den Blick genommen ebenso wie der Entstehungskontext heutiger ethnographischer Museumsbestände. Dabei geht es etwa um die Problematik von sog. „sensiblen Sammlungen“ und Forderungen nach Restitution durch die Herkunftsgesellschaften. Gleichzeitig gilt es, den ideologischen Hintergrund und spezifische Diskurse und Überzeugungen im zeithistorischen Kontext zu dekonstruieren, vor allem Verflechtungen der Wissenschaft mit Kolonialismus und Nationalsozialismus sowie Rassismus und andere diskriminierende Ideologien und Praktiken.
Um diese Fragen fundiert beantworten zu können, ist es auch für die historisch-anthropologische Forschung unerlässlich, sich im Rahmen von „Fieldwork in the Archives” (Bretell) den Primärquellen zu widmen, also Archivmaterialen und deren Aussagekraft für die Analyse heranzuziehen. So stellen Archive, Bibliotheken und (unterschiedliche Formen von) Sammlungen wertvolle schriftliche Dokumente für unterschiedlichste Forschungsthemen bereit. Diese reichen von der Erarbeitung individueller Biographien und deren wissenschaftsgeschichtliche Positionierung, bis hin zu strukturell-thematische Analysen sowie mikro- und makrohistorischen Fragen.
Basis für eine erfolgreiche Arbeit mit (Archiv-)Materialien ist ein wissenschaftlich fundierter Umgang mit diesen Quellen, etwa im Hinblick auf deren Kontextualisierung und Analyse, Rahmenbedingungen der Entstehung und Archivierung sowie Überlieferung historischer Dokumente sowie Bewertungskriterien. Hier können individuelle Positionen von Urheber:innen eines Dokuments sowie Intentionen und Haltungen unterschiedlicher Akteur:innen abgelesen werden, bis hin zu größeren historischen, gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen und Entstehungskontexten von überlieferten Schriftstücken.
Methoden: Vorträge der LV-Leiterin zu wichtigen Grundlagen historisch-anthropologischer Forschung und der Archivarbeit; Aufarbeitung von Basis-Literatur sowie Online-Präsenzen einzelner Archive durch die Studierenden samt Kurzpräsentationen; Besuch mehrerer ausgewählter Archive in Wien samt fachlicher Einführung durch Archivar:innen, mit Schwerpunkt auf relevanten Beständen für unsere Disziplin, sowie allgemein zu Recherchemöglichkeiten und Recherchestrategien. Aufbauend auf vorbereiteten möglichen Themen durch die LV-Leiterin kleinere selbstständige Archiv-Recherchen der Studierenden (in der Gruppe) samt Dokumentation und Analyse.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

• Prüfungsimmanente LV: Anwesenheit und Mitarbeit sowie Teilnahme an den Archiv-Führungen
• Kurzpräsentationen zu grundlegenden Einführungstexten und Online-Auftritten ausgewählter Archive sowie Online-Ressourcen.
• Selbstständige Aufarbeitung der allgemeinen Pflichtliteratur und themenspezifischer Grundlagenliteratur.
• Eigenständige Archivrecherchen in der Gruppe, samt regelmäßiger Berichterstattung (mündlich, Präsenztermine)
• Recherche- und Zeitprotokolle
• Schriftliche Abschlussarbeit (Portfolio/Gruppenarbeit): Dokumentation und Analyse der Recherche-Ergebnisse entsprechend den Vorgaben (Dokumentation der Recherche-Ergebnisse); detailliertes Quellen- und Literaturverzeichnis, pdfs, Kopien; Erstellen eines kleinen Forschungskonzepts
Erlaubte Hilfsmittel: wissenschaftliche Literatur und Quellen samt Referenzierung, Materialien auf Moodle.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Bitte lesen Sie möglichst vor Beginn der LV „Die Geschichte des Instituts seit 1900“ auf unserer Homepage, verfügbar unter: https://ksa.univie.ac.at/institut/geschichte/

Grundlegende Kenntnisse der Usancen des wissenschaftlichen Arbeitens in der KSA.
Mindestanforderung ist die Einhaltung der Anwesenheitspflicht; weiters muss für jede einzelne beurteilungsrelevante Teilleistung mindestens die Hälfte der dafür vorgesehenen Punkteanzahl erreicht werden.

Tolerierte Abwesenheit: entschuldigte Abwesenheit von 2 x 90 Minuten ist zulässig (Entschuldigung möglichst vorab).

Beurteilungsmaßstab:
Für alle beurteilungsrelevanten Teilleistungen sind insgesamt 100 Punkte zu erreichen:
• Aktive Mitarbeit inkl. Einhaltung von Abgabeterminen: 10 Punkte
• Referat/Präsentationen samt regelmäßiger Berichterstattung 45 Punkte
• Abschlussarbeit incl. Dokumentation der Archivrecherchen 45 Punkte

Notenschlüssel:
91 – 100 Punkte = 1 (Sehr gut)
81 – 90 Punkte = 2 (Gut)
71 – 80 Punkte = 3 (Befriedigend)
61 – 70 Punkte = 4 (Genügend)
0 – 60 Punkte = 5 (Nicht genügend)

Beurteilungskriterien sind
• die fristgerechte Erfüllung aller Teilleistungen,
• die Vollständigkeit, inhaltliche Qualität und formale Korrektheit der Teilleistungen.
• Bei der mündlichen Mitarbeit die Quantität und Qualität der Beteiligung, die aktive Teilnahme an Gruppenarbeiten.
• Bei den schriftlichen Teilleistungen wird besonderer Wert gelegt auf die wissenschaftliche Herangehens- und Arbeitsweise sowie Inhalt und Form (Rechtschreibung, Zitationsweise etc.).
Die Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis wird als unabdingbar vorausgesetzt.

Prüfungsstoff

Mitarbeit und Teilnahme an den Diskussionen in der Plenarphase; Archiv-Recherche samt Dokumentation, mündliche Präsentationen/Referat, schriftliche Abschlussarbeit (Portfolio); LV-Inhalte und Unterlagen auf Moodle.

Literatur

Berner, Margit. 2020. Letzte Bilder. Die „rassenkundliche“ Untersuchung jüdischer Familien im Ghetto Tarnów 1942, Berlin.
Berner, Margit/Hoffmann, Anette/Lange, Britta. 2011. Sensible Sammlungen. Aus dem anthropologischen Depot, Hamburg.
Bretell, Caroline B. 1998. Fieldwork in the Archives. Methods and Sources in Historical Anthropology. In: Bernard, H. Russel (ed.): Handbook of Methods in Cultural Anthropology, Walnut et al., pp. 513–546.
Byer, Doris. 1999. Der Fall Hugo A. Bernatzik. Ein Leben zwischen Ethnologie und Öffentlichkeit 1897–1953, Köln et al.
Gingrich, Andre/Rohrbacher, Peter (Hg.). 2021. Völkerkunde zur NS-Zeit aus Wien (1938–1945), 3 Bde, Wien.
Gohm-Lezuo, Julia. 2014. Die Studierenden der Völkerkunde an der Universität Wien 1937–1945. Diss. Univ. Wien.
Habinger, Gabriele (Hg.). 2024. Ida Pfeiffer: „Wir leben nach Matrosenweise“. Briefe einer Weltreisenden des 19. Jahrhunderts, Wien.
Habinger, Gabriele. 2020. Die Forschungen der österreichischen Madagaskar-Expertin Lotte Schomerus-Gernböck (1927–2009) und ihre wissenschaftsgeschichtliche Verortung. In: MAGW, Bd. 150, pp. 79–96.
Habinger, Gabriele. 2018. Anna Forneris, geb. Hafner, und ihr Sohn Franz Columbari – die Lebens- und Reisewege zweier außergewöhnlicher Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. In: Forneris, Anna, geb. Hafner: Schicksale und Erlebnisse … 1849, Reprint, 3. Neuauflage, Klagenfurt, XXVII–XLVII.
Habinger, Gabriele. 2018. Hanke, Wanda Theresia Leokadia. In: Korotin, Ilse/Stupnicki, Nastasja (eds.). Biographien, Wien et al., 329–336.
Habinger, Gabriele. 2018. Hein Marie, geb. Kirchner, Maria Anna Karolina. In: Korotin, Ilse/Stupnicki, Nastasja (eds.). Biographien, Wien et al., 349–354.
Habinger, Gabriele. 2018. Holub, Rosa. In: Korotin, Ilse/Stupnicki, Nastasja (eds.). Biographien, Wien et al., 386–392.
Habinger, Gabriele/Stagl, Verena. 2016. Gabriel Agnes, geb. Kummer; Krankenschwester, Forschungsreisende und Reiseschriftstellerin. In: Korotin, Ilse (ed.). biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Wien et al., Bd. 1, 964–965.
Habinger, Gabriele. 2016. Humann-Wagner-Jauregg Julia (Julie); Forschungsreisende, Sammlerin von Ethnographica, Reisefotografin und Reisejournalistin. In: Korotin, Ilse (ed.). biografiA. Wien et al., Bd. 1, 1359–1363.
Habinger, Gabriele. 2016. Oldenburg Helene, Helena Maria Anna, geb. Aichinger; Afrikaforscherin, Sammlerin von Ethnographica und Reisefotografin. In: Korotin, Ilse (ed.). biografiA. Wien et al., Bd. 2, 2416–2417.
Kaplan, Elisabeth. 2002. ‚Many Paths to Partial Truth’: Archive, Anthropology, and the Power of Representation. In: Archival Science, 2, 209–220.
Kaupen-Haas, Heidrun/Saller, Christian (Hg.). 1999. Wissenschaftlicher Rassismus. Analysen einer Kontinuität in den Human- und Naturwissenschaften, Frankfurt/New York.
Lange, Britta. 2013. Die Wiener Forschungen an Kriegsgefangenen 1915–1918. Anthropologische und ethnografische Verfahren im Lager, Wien.
Platt, Tristan. 2012. Between Routine and Rupture: The Archive as Field Event. In: Rojek, Robert (ed.). The Sage Handbook of Social Anthropology, 2, Los Angeles u.a., 21–37.
Pusman, Karl. 2008. Die „Wissenschaften vom Menschen“ auf Wiener Boden (1870–1959). Die anthropologische Gesellschaft in Wien und die anthropologischen Disziplinen im Fokus von Wissenschaftsgeschichte, Wissenschafts- und Verdrängungspolitik, Wien.
Ranzmaier, Irene. 2013. Die Anthropologische Gesellschaft in Wien und die akademische Etablierung anthropologischer Disziplinen an der Universität Wien, 1870–1930, Wien et al.
Stoecker, Holger et al. (Hg.). 2013. Sammeln, Erforschen, Zurückgeben? Menschliche Gebeine aus der Kolonialzeit in akademischen und musealen Sammlungen, Berlin.
Stoler, Ann Laura. 2010. Along the Archival Grain. Epistemic Anxieties and Colonial Common Sense, Princeton, NJ.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: So 03.03.2024 18:26