Universität Wien

251086 UE M 4.2 Das Selbst: Philosophie der Leiblichkeit (2023S)

3.00 ECTS (2.00 SWS), Universitätslehrgänge
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Hierbei handelt es sich um ein kostenpflichtiges Angebot der Universitätslehrgänge/Zertifikatskurse des Postgraduate Center. Bitte beachten Sie, dass für die Teilnahme eine Zulassung zum Universitätslehrgang/Zertifikatskurs * erforderlich ist. Weitere Informationen zu den Angeboten des Postgraduate Center finden Sie unter: https://www.postgraduatecenter.at/

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt der Lehrveranstaltung ist die Auseinandersetzung mit dem Leib als Basis der Selbstsorge und der zwischenmenschlichen Kommunikation.

Anhand eines phänomenologisch ausgearbeiteten Leibbegriffes werden Möglichkeiten der Selbstwahrnehmung und Selbstsorge ebenso ausgelotet wie Konsequenzen für den achtsamen interpersonalen Umgang. In konkreten Übungen und vertiefenden philosophischen Reflexionen werden Wahrnehmung und Empfindung geschärft und in ihrer Bedeutung für die Lebenspraxis hinterfragt. Die Wechselwirkungen von Leibempfindung und persönlicher Weltanschauung werden untersucht und grundlegende Einflussgrößen wie Geschlecht, Gefühl und Digitalisierung kritisch beleuchtet. Das Ziel ist die Vertiefung folgender Themenbereiche:

1. Der Leib in der persönlichen Biographie: Da die Herausbildung von Subjektivität grundsätzlich an Leiblichkeit gebunden ist, kreisen viele Gespräche in der Philosophischen Praxis um die persönliche Situation des Menschen, also um die biographische Genese, körperliche Umbruchphasen und leibliche Integrität. Es soll deutlich werden, wie Leiblichkeit und Leiberfahrungen im Kontext der Herausforderungen unserer Lebenswelt zu verstehen ist und inwieweit das leiblichen Spüren und Erspüren des Anderen eine Grundkompetenz der Philosophischen Praxis darstellt.

2. Der Einfluss der Geschlechterrollen: In Reflexionen zu Gender und der Ausbildung von Genderkompetenz wird die Bedeutung geschlechtsspezifischer Erfahrungen erfasst und im philosophischen Gespräch sowie im zwischenmenschlichen Umgang berücksichtigt. Neben klassischen Themen wie Geschlechtsidentität, Sexualität und Beziehungsfähigkeit wird Gender auch im Hinblick auf Selbstsorge und Fürsorge, also die Selbstkultivierung in gegebenen Geschlechter-verhältnissen erschlossen.

3. Die Bedeutung der Achtsamkeit für die existenzielle Selbst- und Fürsorge: Die besondere Vulnerabilität des leibhaftigen „Mit-Seins“ fordert eine erhöhtes Spürbewusstsein, das anhand der Begriffe Achtsamkeit und Fürsorge thematisiert werden soll. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen führt auch abschließend zur Frage der Verantwortung, der Haltung und den ethischen Anforderungen an Philosophische Praktiker*innen.

Methodik:
Die Lehrveranstaltung folgt einem Wechsel von Vortrag, konkret leiblichen Wahrnehmungsübungen und reflektierten körperlichen Interventionen in Kleingruppen oder im Plenum.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Leistungsbeurteilung ist gekoppelt an die durchgängige Anwesenheit, eine Teilnahme an bzw. Anleitung von Körperübungen und ihrer Reflexion. Hauptbestandteil der Beurteilung sind zwei schriftlich ausgearbeitete Referate. Vor Beginn der Lehrveranstaltung ist eine persönliche Reflexion zur Rolle des Leibes in der eigenen Biographie abzugeben. Im Anschluss an die Lehrveranstaltung ist eine Reflexion mit einer Stellungnahme zur Rolle des Leibes in der zwischenmenschlichen Situation der Philosophischen Praxis einzureichen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

siehe Moodle

Literatur

• Alloa, Emmanuel / Bedorf, Thomas / Grüny Christian / Klass, Tobias Nikolaus (Hg.): Leiblichkeit. Geschichte und Aktualität eines Konzepts. Tübingen: Mohr Siebeck 2012.
• Blumenberg, Hans: Paradigmen zu einer Metaphorologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2013.
• Böhme, Gernot: Leib. Die Natur, wie wir selbst sind. Berlin: Suhrkamp 2019.
• Böhme, Gernot: Leibsein als Aufgabe. Leibphilosophie in pragmatischer Hinsicht. Kusterdingen: Die Graue Edition 2003.
• Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1991.
• Doyé, Sabine / Heinz, Marion / Kuster, Friederike (Hg.). Philosophische Geschlechtertheorien. Ausgewählte Texte von der Antike bis zur Gegenwart. Stuttgart: Reclam 2002.
• Fingerhut, Joerg / Hufendiek, Rebekka / Wild, Markus (Hg.): Philosophie der Verkörperung. Grundlagentexte zu einer aktuellen Debatte. Berlin: Suhrkamp 2013.
• Gahlings, Ute: Phänomenologie der weiblichen Leiberfahrungen. 2. Aufl. Freiburg, München: Alber 2016.
• Grunwald, Martin: Homo Hapticus. Warum wir ohne Tastsinn nicht leben können. München: Droemer 2017.
• Hastedt, Heiner: Gefühle. Philosophische Bemerkungen. Stuttgart: Reclam 2005.
• Kabat-Zinn, Jon: Zur Besinnung kommen. Die Weisheit der Sinne und der Sinn der Achtsamkeit in einer aus den Fugen geratenen Welt. Freiamt: Arbor 2018.
• Merleau-Ponty, Maurice: Phänomenologie der Wahrnehmung. Berlin: Walter de Gruyter & Co 1966.
• Nancy, Jean-Luc: Corpus. Zürich, Berlin: Diaphanes 2014.
• Rosa Hartmut: Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp 2016
• Seidler Günther H.: Der Blick des Anderen. Eine Analyse der Scham. Stuttgart: Klett-Cotta 2001
• Schmitz, Hermann: Der Leib, der Raum und die Gefühle. Bielefeld und Locarno: Edition Sirius 2007.
• Schmitz, Hermann: Der unerschöpfliche Gegenstand. Grundzüge der Philosophie. 2. Aufl. Bonn: Bouvier 1995.
• Waldenfels, Bernhard: Das leibliche Selbst. Vorlesungen zur Phänomenologie des Leibes. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2000.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 27.03.2023 10:29