Universität Wien

300213 VO Aktuelle Probleme der Biologie aus wissenschaftstheoretischer Sicht (2009W)

2.00 ECTS (1.00 SWS), SPL 30 - Biologie

VORBESPRECHUNG: Di, 13. Okt. 2009, 17 – 20 Uhr
Ort: Biozentrum Althanstrasse, Konferenzraum Zoologie
(das gleich neben dem Rolltreppenende im 1.OG, von da LINKS, um 180 Grad wenden, und geradeaus, durch grosse Tuere, dann rechts)

Blockveranstaltung, nach Übereinkunft;

Anmeldungen bitte persönlich via Email bei: margarete.maurer@univie.ac.at; dabei bitte eventuell vorhandene spezielle thematische Interessen, Semesterfach und StR bekanntgeben.

Details

max. 22 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Lehrveranstaltung hat das Ziel, die Studierenden an metawissenschaftliche Fragestellungen der Lebenswissenschaften - in ihrer Theorie und Praxis - heranzuführen, und zwar von der Perspektive der Wissenschaftstheorie her. Es soll ein differenziertes und wissenschaftstheoretisch reflektiertes Bild der Biologie als Wissenschaft und Forschungspraxis - inklusive deren jeweiligen Kontexten und Anwendungsorientierungen - erarbeitet werden (Wissenschaftsanalyse, Überblick, siehe untenstehende Literatur). Dazu gehört u.a.,

-die "Struktur der Disziplin" zu erfassen und das Fach aus einer "Vogelperspektive" (Metaperspektive) betrachten zu lernen mithilfe von Theorie, Soziologie und Ethik der Biologie

-das Verhältnis zwischen molekularen Zugängen und organismisch orientierter Biologie zu diskutieren und diese wissenschaftstheoretisch zur Evolutionstheorie in Beziehung zu setzen,

-die Forschungspraxis hinsichtlich ihres Naturbezuges zu befragen, also vor allem die für weite Bereiche der modernen Biologie konstitutive experimentelle Laborpraxis einer Analyse ihres Naturbezuges zu unterziehen sowie die Humanbiologie hinsichtlich ihrer Konstruktion der "Natur des Menschen".

Darüberhinausgehend sollen biologische Konzepte und Forschungsergebnisse auf ihr Problemlösungs-Potential hin untersucht werden hinsichtlich aktueller gesellschaftlicher Diskussionen, die mit der Umsetzung biologischen Wissens verbunden sind; das heisst also u.a. an Beispielen aus den Bereichen Umwelt, Technikfolgen oder Biomedizin und Pädagogik sowie Human Resources und Management. Dies allerdings, ohne dabei in die Falle naturalistischer Fehlschlüsse zu laufen:

-Welche Bedeutung können moderne biologische Konzepte (Genetik, Evolutionsbiologie) für Bewertungsfragen in Naturschutz- und Umweltfragen inklusive Technikfolgenabschätzungskonflikten um Gentechnologie gewinnen?

-Kann die moderne Genetik für derzeit wieder aufkommende deterministische Vorstellungen von menschlichem Verhalten ein Korrektiv bilden, oder stützt sie diese Entwicklung?
Welche Rolle spielen dabei die Epigenetik und unterschiedliche Konzepte darüber, was ein "Gen" ist und kann oder nicht kann. Bietet ein prozessorientierter dynamischer Genbegriff (Oyama, Neumann-Held) zukunftsweisende "normative" Grundlagen? Was läßt sich für pädagogische Debatten, für Orientierungen im Personal- und Selbstmanagement oder für die Medizin ableiten?

-Können moderne Konzepte der gegenwärtigen Biologie dazu beitragen, traditionelle dualistische Denkmuster und biologischen Determinismus zu überwinden, oder stützen sie diese eher?
Damit folgt die Konzeption der LV dem gegenwärtigen Weg von der kritischen Auseinandersetung mit den Biowissenschaften zur Frage nach deren Restrukturierung und ihrem Potential, zur Bewältigung gesellschaftlicher biologiebezogener Debatten und Probleme beizutragen.

Historische Analysen und solche aus der Sicht der Gender Studies werden hinzugezogen, wo dies nötig ist. So soll die Auseinandersetzung mit dem wissenschaftstheoretischen Regulativ des Objektivitätspostulats am Beispiel der Hirnforschung und ihrer Konzepte zu Rasse und Geschlecht erfolgen (Gould).

Ein vertieftes Verständnis für Fragen biologischer Klassifikation und deren Einbettung in kulturspezifische Kontexte kann anhand von Analysen der Klassifikation bei Linné und/oder derjenigen des biologischen Geschlechts erreicht werden (Schiebinger, Oudshoorn, Maurer).

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die LV wird aus formalen Gruenden als reine VO gefuehrt, im Rahmen der akademischen Freiheit und der diaktischen Effizienz wird sie als Mischform VO / SE durchgefuehrt.
Das heisst, es werden erwartet: sog. feedbacks zur Pflichtlektuere und eine Präsentation (Referat) sowie die persoenliche Anwesenheit und Diskussionsbereitschaft bzw. aktive Beteteiligung bei den LV - Bloecken.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

- Es wird die Aufmerksamkeit der Studierenden für wissenschaftstheoretische kontextbezogene Fragestellungen der Biologie, zum Beispiel im Bereich von Umweltthemen oder hinsichtlich von Forschungsdynamiken, geschärft, entsprechendem Interesse ein Ort gegeben, und dies durch Wissensaneignung fundiert und differenziert.

- Es wird der Umgang mit Texten geübt, bei welchem sich gerade Studierende der Naturwissenschaften oft schwer tun. Geübt wird insbesondere die Fähigkeit, den Sinn- und Bedeutungsgehalt wissenschaftlicher Texte zu erfassen, diesen zusammenzufassen, zu referieren, und die Inhalte in der Diskussion mit eigenen Erfahrungen und Sichtweisen zu konfrontieren - gemeint sind Perspektiven in und auf Wissenschaft und deren kontextuelle Zusammenhänge, Prägungen und Wirkungen.

- Durch die Verpflichtung, das Referat und weitere Texte auch schriftlich auszuarbeiten, und durch die Möglichkeit von Teamwork, werden soft skills der Präsentation, des Vortrags und der erfolgreichen Kommunikation geübt. Mit anderen Worten: Es werden zusätzliche, für das spätere Berufsleben wichtige Qualifikationen erworben.

Prüfungsstoff

Ausgewählte Texte zu einer spezifischen Fragestellung bzw. einem Themenbereich werden an die Studierenden (jeweils eingeteilt in Zweier-Teams) ausgegeben und von diesen im Seminar referiert und diskutiert. Zur Präsentation gehört ein Handout für die TeilnehmerInnen. Es besteht die Möglichkeit, zu einer aktuellen Thematik selbst Literatur- oder andere Recherchen durchzuführen und im SE die Ergebnisse vorzutragen und zu diskutieren.

Zu jedem Pflichttext ist via Email eine kurzes Feedback an die LV-Leiterin zu schicken, darüber, was Gegenstand und Hauptthesen des Textes sind, wie es dem oder der Lesenden mit diesem Text gegangen ist,, und was er oder sie zum Inhalt sagen möchte. Damit soll eine gut vorbereitete Diskusion der Texte im Seminar erreicht werden.

Zu mindestens einem Pflicht-Text ist eine schriftliche Reflexionsarbeit vorzulegen; diese wird durch eine spezifische, durch die Lehrveranstaltungsleiterin vorbereitete Fragenliste angeleitet bzw. erleichtert.

Zum Verständnis notwendige Hintergrundinformationen und Erläuterungen zur Einbettung der Texte in den Kontext der wissenschaftstheoretischen und metawissenschaftlichen Diskussion der Biologie werden ebenfalls durch die Lehrveranstaltungsleiterin eingebracht.

Im Zentrum stehen wissenschaftstheoretisch-ethische Probleme der Humanbiologie (Forschungsfreiheit und öffentliche Besorgnisse, an den Beispielen Stammzellforschung, Humanbiologie, Genetik, Molekularbiologie, Patente, Verwertungszusammenhänge).

Exemplarische Schwerpunkte liegen auf jeweils aktuellen Fragestellungen, die sich aus den Wechselwirkungen von Life Sciences und Kultur / Gesellschaft ergeben (Auswahlthemen siehe oben und unten in der Gliederung der Literaturzusammenstellung; weitere zusätzliche sind möglich).
Welche Fragestellungen und Beispiele im SoSe ausgewählt werden zur näheren Bearbeitung und Diskussion, wird entsprechend den Interessen der TeilnehmerInnen zu Beginn der Lehrveranstaltung festgelegt.

Literatur

Eine Reihe von Themen und Texten finden Sie auf der sog. "Skriptenseite" des Instituts für Mikrobiologie und Genetik, Univ. Wien, unter
http://www.students.mfpl.ac.at/skripten.

Weitere ausführliche Literaturangaben (Pflicht- und Wahltexte) erfolgen im Laufe der LV.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

WZB

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:43