Universität Wien

360008 DR Marc Richirs Phänomenologische Metaphysik (2023S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

BLOCKLEHRVERANSTALTUNG:
Samstag, 18.03.2023 (8-20 Uhr, Stift Melk)
Sonntag, 19.03.2023 (8-20 Uhr, Stift Melk)


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Anmerkung: Diese Lehrveranstaltung ist insbesondere für die italienischsprachigen Dissertant*innen des Fachbereichs gedacht und findet in italienischer Sprache statt!

Marc Richir (1943-2015) gehört zu den wichtigsten Vertreter der „dritten Generation“ französisch sprachiger Phänomenologen (neben Henry, Marion u.a.). Sein Denken bewegt sich zwischen Problemstellungen des deutschen Idealismus (früher Fichte, später Schelling) und der Phänomenologie Husserls und dessen Weiterführung durch Heidegger und Merleau-Ponty. Ebenso hat sich Richir aber auch intensiv mit Überlegungen des Poststrukturalismus (Lacan, Derrida) auseinandergesetzt. Besonders Fragen hinsichtlich des Status des transzendentalen Subjekts, dessen Vermögen und Grenzen, spielen in seinem Denken eine bedeutende Rolle wie auch die Erfahrung des Erhabenen (Sublimen) auf der Ebene des Ästhetischen und Politischen. In phänomenologischer Hinsicht ist vor allem eine Weiterentwicklung der von Husserl aufgestellten Probleme in Richtung einer Analytik der Wahrnehmung, der Imagination (phantasia), der Erinnerung, des Traumes und der Sprache der Intersubjektivität zu verzeichnen. Dabei gilt Richirs Augenmerk ganz besonders archaischen Registern der Sinngebung, wodurch seine Philosophie eine Kritik und Absage jedes „Anfangs- und Ursprungsdenkens“ darstellt. Seine Entwürfe zur Räumlichkeit und Zeitlichkeit gehören zu den interessantesten – wenngleich auch komplexesten – Entwürfen der vergangenen Jahrzehnte und stellen ein bei Weitem noch nicht ausgeschöpftes Reservoir einer künftigen Philosophie des Körpers dar.
Der stetig zunehmenden Rezeption seines umfangreichen Werkes ist nicht zuletzt die Einrichtung des Marc Richir Archivs in Wuppertal (unter der Leitung von A. Schnell) zu verdanken sowie das Hervorgehen zahlreicher (auch deutschsprachiger) Publikationen, die einerseits eine Gesamtdarstellung seines Werkes vornehmen und andererseits spezifische Problemfelder bearbeiten. Auf diese „Sekundärwerke“ soll in der LV ebenso zurückzugriffen werden, da sie dabei behilflich sind, die verschlungenen Pfade im Werk von Richir begehbar und die begriffliche Weiterentwicklung nachvollziehbar zu machen.
Die LV wird in Zusammenarbeit mit Martin Eleven abgehalten.
Methoden: Die LV ist als Lektüreseminar konzipiert. Es werden ausgewählte Texte Richirs in einem gemeinsamen close-reading interpretiert und zentrale Gedankenfiguren eingeübt, die eine eigenständige und kritische Auseinandersetzung mit dessen Werk ermöglichen.
Ziele: Die LV wird anhand ausgewählter Texte versuchen, sich der reichhaltigen Philosophie Richirs zu nähern sowie in die darin thematisierten Begriffe und Konzepte und deren Einbettung in die philosophischen Diskurse der Gegenwart einführen. Zudem sollen mögliche Anknüpfungspunkte zu religionsphilosophischen Fragestellungen erarbeitet und aufgezeigt werden. Vorkenntnisse in der Tradition des deutschen Idealismus und der Phänomenologie sind von großem Vorteil.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Benotung setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:
• regelmäßige Anwesenheit und Mitarbeit bei den Seminarsitzungen (50%)
• Verfassen einer Seminararbeit entsprechend der üblichen Kriterien (ca. 20 Seiten) (50%)

Die Lehrveranstaltung wird in Italienisch abgehalten.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderungen:
Die einzelnen Teilleistungen (Anwesenheit, Mitarbeit, Seminararbeit, Präsentation) sind jeweils positiv abzuschließen. Als Mindestmaß für eine positive Leistung gilt die Abgabe einer Seminararbeit gemäß üblicher wissenschaftlicher Standards im Umfang von ca. 20. Seiten, regelmäßige Anwesenheit (dreimaliges entschuldigtes Fehlen möglich) sowie Mitarbeit in den einzelnen Seminareinheiten.

Beurteilungsmaßstab:
•Sehr gut: Alle erbrachten Leistungen lassen eine anspruchsvolle, intensive und eigenständige Auseinandersetzung mit den Themen der LV erkennen.
•Gut: Alle Leistungen sind gut durchdacht und gut ausgearbeitet
•Befriedigend: Die Themen der LV wurden ausreichend kritisch behandelt.
•Genügend: Die Mindestanforderungen für eine positive Beurteilung wurden erbracht.
•Nicht genügend: Die Mindestanforderungen für eine positive Beurteilung wurden nicht erbracht.

Prüfungsstoff

Prüfungsstoff ist das im Seminar Erarbeitete sowie die Inhalte der Seminararbeit.

Literatur

A. Schnell: Die phänomenologische Metaphysik Marc Richirs, Frankfurt am Main, Klostermann (Rote Reihe), 2019.
P. Flock: Das Phänomenologische und das Symbolische. Marc Richirs Phänomenologie der Sinnbildung, New York, Springer, 2021.
M. Richir: Phänomenologische Meditationen. Phänomenologie und Phänomenologie des Sprachlichen, Wien, Turia & Kant, 2000.
M. Richir: Phénoménologie en esquisses: Nouvelles fondations, Grenoble, Millon, 2000.
M. Richir: Das Abenteuer der Sinnbildung, Wien, Turia & Kant, 2000.
M. Richir: Phantasia, imagination, affectivité: Phénomenologie et anthropologie phénomenologique, Grenoble, Millon, 2004.
H.-G. Gondek/L. Tengelyi: Neue Phänomenologie in Frankreich, Berlin, Suhrkamp, 2011.
Weitere Literatur wird vor der ersten LV-Einheit bekanntgegeben und via Moodle zur Verfügung gestellt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

LV der Vienna Doctoral School of Theology and Rearch of Religion;
SPL 36: LV für Doktorats-/PhD-Studien

Letzte Änderung: Fr 17.03.2023 11:29