400016 SE Biopolitics - Thanatopolitics - Necropolitics. Theoretical Classics and current debates (2022W)

Biopolitik ist heute längst zu einem unumgänglichen theoretischen Konzept in den Sozialwissenschaften geworden. Zurückgehend auf den französischen Philosophen und Historiker Michel Foucault bezeichnet Biopolitik eine seit dem 18. Jahrhundert historisch gewachsene Form des modernen Regierens, bei der die Organisation von und die Sorge um "Leben" im Zentrum von Politik und staatlicher Intervention stehen. Dies gilt im Hinblick auf die Bevölkerung als Ganzes als auch im Hinblick auf individuelle Körper. Im Zuge der derzeitigen Covid-19 Pandemie, den staatlichen Maßnahmen des Infektionsschutzes und auch deren Kritik haben biopolitische Interpretationsrahmen eine durchaus kontrovers diskutierte Renaissance erlebt, die es im Seminar zu betrachten gilt.

Durch die Lektüre klassischer theoretischer Texte zu Biopolitik, Thanatopolitik und Nekropolitik werden sich Doktorand:innen in diesem Lektüreseminar ein vertieftes Verständnis biopolitischer Ansätze und deren Bandbreite erarbeiten. Ziel des Seminars ist es, zentrale Aspekte biopolitischer Theorien - ungleiche Wertungen von Leben und Tod, die vergeschlechtlichte Reproduktion von Leben, intersektionale Ungleichheiten, sowie Fragen des Leben-Machens und Sterben-Lassens - verstehen zu lernen. Weiterhin sollen dann die Theorien gegenwartsbezogen anhand aktueller Beispiele und den eigenen Forschungsthemen diskutieren werden. Biopolitische Theorien werden in der LV also gleichzeitig als theoretische Debatten und heuristische Instrumente vorgestellt und besprochen.