Universität Wien

400018 SE Epistemologie und Erkenntnistheorie für Dissertant*innen im Bereich SOWI (2020W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 15 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Termine:
Plenum: Oktober 2020: Einführung, Themensichtung, Gruppenbildung
Plenum: November 2020: Berichte: Recherche und Studien
Kleingruppencoaching: November / Dezember 2020: Diskussion und Beratung
Plenum: Januar 2021: Abschlussberichte, Auswertung, Wissensbilanz

  • Mittwoch 07.10. 11:00 - 15:00 C0628A Besprechung SoWi, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/6. Stock, 1010 Wien
  • Montag 16.11. 11:00 - 15:00 C0628A Besprechung SoWi, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/6. Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 18.11. 11:00 - 15:00 C0628A Besprechung SoWi, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/6. Stock, 1010 Wien
  • Donnerstag 19.11. 11:00 - 14:15 C0628A Besprechung SoWi, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/6. Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Zielsetzung:
Das Seminar soll helfen, die wissenschaftstheoretische Kompetenz der Teilnehmer*innen zu festigen, z. B. das je-eigene Dissertationsprojekt erkenntnistheoretisch auszurichten, zu klären, einzuordnen und eine epistemologisch hinreichende Basis für die im Laufe der Arbeit zu treffende Wahl von Theorien und Theoremen sicherzustellen,
Darüber hinaus soll das Seminar soll einen Überblick (vertiefenden Einblick) über die für social, societal und cultural studies relevanten epistemologisch differenzierbaren Erkenntnistheorien geben, um so das erkenntnislogische Potenzial der Sozialwissenschaften (Problemgenerierung, Differenzierung, Komplexität, Kontingenz, Transdisziplinarität, Inklusivität) generell, aber auch im Hinblick auf die in den je-eigenen Dissertationsprojekten in Betracht gezogenen theoretischen und methodologischen Konzepte auszuschöpfen

Auf einer wissenschaftspraktischen Ebene soll das Seminar einen verwertbaren Einblick geben in die formal-logischen Potenziale wissenschaftlicher Arbeit (Musterbildung in Sprache, Begrifflichkeit, Definition, Beschreibung, Begründung, Interpretation).

Inhalte:
Der inhaltliche Überblick soll einen weiten Bogen sozialwissenschaftlicher Logik austasten, sich vor allem aber auf jene Konzepte konzentrieren, die dem state of the art der Gesellschaftstheorie / social studies entsprechen.
Es gilt dabei, einerseits zwischen Erkenntnistheorien und Wissenschaftstheorien zu unterscheiden, andererseits aber deren Verschränkungen im Hinblick auf (die Wahl) forschungsleitende(r) Theorien zu beobachten.
Im einzelnen könnten folgende Denkschulen/Autoren aufgegriffen werden:
Wissenstheorie und Wissens(chafts)soziologie (von Mannheim bis Luhmann und Stehr)
Formale und abstrakte Wissenschaftslogik bzw. Positionen theoretisch-methodologischer Wissenschaftstheorie in den Sozialwissenschaften - Strukturgeschichte (z.B. Weber, Wittgenstein Popper, Carnap, Feyerabend, Kuhn) Normativität und Ethik der Wissenschaft (von Weber bis Apel und Habermas) Kritische Theorie (Adorno, Horkheimer, Marcuse, Benjamin, Habermas) Lebensphilosophische Ausrichtungen (von Bergson, Jaspers bis Sartre, Foucault und Schütz) Phänomenologie (von Husserl bis Schütz theoretische und empirische Phänomenologie)
Die Logik der Systemtheorie(n) (z.B. Parsons, Luhmann und nachfolgender Interpreten) Dialektik der Gesellschaftstheorien (von Hegel bis Marx, Marcuse, Adorno und Frankfurter Schule) Sozial-anthropologische Medienphilosophie (von Kittler bis Flusser, Barth und Anders) Hermeneutik und verstehende Soziologie (von Gadamer über Oevermann bis Bourdieu) Konstruktivismus (neurologischer, radikaler, kultureller Konstruktivismus von Maturana über von Foerster/Glasersfeld bis Schmidt) Theorien als Trägersysteme von Erkenntnis, Interkenntnisinteresse und Paradigmenbildung (z.B. Habermas)
Signaturen des Realen: Wirklichkeit zwischen Gegenständlichkeit und Metaphorik: Konstruktion, Aneignung, Beobachten, Handeln (Noematik, Nomologie, Nominalismus, Essentialismus, Ontologismus, Positivismus, Konstruktivismus, Relativismus, Kulturalismus, Naturalismus, Symbolismus, Universalismus)
Wissenschaft zwischen Affirmation und Emanzipation (von der Logik der Satzung zur Logik von Aufklärung und Kontingenz: Kuhn, Feyerabend, Luhmann
Statusbestimmungen der Wirklichkeit in den Positionen: Realismus, Rationalismus, Empirismus, Kritizismus, Idealismus (enzyklopädisches Panorama) Feministische Wissenschaftskritik (Positionen: Kritische Theorie, Politische Implikation von Erkennen und Wissens französische, deutsche, angelsächsische Wurzeln)
Kybernetik (von Wiener bis Krippendorf) Dritte Philosophie: (Mitterer, Weber) Kultur-kontextuelle Konzepte (z.B. Bauer, Burs)

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Arbeitsmethoden:
In drei Halbtags-Plenums-Blöcken und dazwischenliegenden Kleingruppenmeetings (online):
Ausführliche Vorstellung der Dissertationsprojekte (FÖP-Modell) und Versuch der Zuordnung der wissenschaftstheoretischen / erkenntnistheoretischen Ausrichtung(en): Einführung, Status-Bewertung, Entwicklungsperspektiven, Optionen
Themenwahl zur Vertiefung einer gewählten Ausrichtung oder zur Erweiterung der Optionen im Hinblick auf das je-eigene Dissertationsprojekt (vorzugsweise in Kleingruppen, aber mit möglicher Begründung auch Einzelarbeit), Konzeption und Rahmung der theoretischen Forschung Diskussion des Arbeitsvorhabens
Ausarbeitung: Koordinierte Gruppenarbeit (Einzelgruppenarbeitsphase) mit individueller Beratung (vorzugsweise Skype)
Arbeitsberichte / Präsentation, Diskussion, Bestimmung des Lernertrags, Anwendungsperspektiven

Prüfungsstoff

Literatur

Adorno, Theodor W. (1990): Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Studien über Husserl und die phänomenologischen Antinomien. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Adolf, Marin (Hrsg.): Nico Stehr: Pioneer in the Theory of Society and Knowledge. Cham: Springer
Ahrens, Johannes/Beer, Raphael/Bittlingmayer, Uwe H./Gerdes, Jürgen (Hrsg.) (2011): Normativität. Über die Hintergründe sozialwissenschaftlicher Theoriebildung. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften
Bauer, Thomas A. (2014): Kommunikation wissenschaftlich denken. Perspektiven kontextueller Theorie gesellschaftlicher Verständigung. Wien: Böhlau
Beck, Ulrich (1974): Objektivität und Normativität. Die Theorie-Praxis-Debatte in der modernen deutschen und amerikanischen Soziologie. Reinbek (bei Hamburg): Rowohlt
Benkel, Thorsten (2007): Die Signaturen des Realen. Bausteine einer soziologischen Topographie der Wirklichkeit. Konstanz: UVK
Brosius, Bernd (2003): Kommunikationswissenschaft als empirisch-normative Sozialwissenschaft. In: Richter, Helmut/Schmitz, H. Walter (Hrsg.): Kommunikation ein Schlüsselbegriff der Humanwissenschaften ? Münster: Nodus Publikationen Riesmeyer,S. 401415
Bochénski,
Bußhof, Heinrich (1976): Kritische Rationalität und Politik. Eine Einführung in die Philosophie des Politischen und die Wissenschaftslehre der Politischen Wissenschaft- München: UTB Dokumentation
Carrier, Martin (2011): Wissenschaftstheorie zur Einführung. Hamburg: Junius (3. Aufl.)
Deppert, Wolfgang (2019): Theorie der Wissenschaft, Bd. 1 4. Wiesbaden: Springer
Flusser, Vilém (1998): Kommunikologie. Frankfurt am Main: Fischer
Gadamer, Hans-Georg (1972): Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. Tübingen: Mohr
Giesel, Katharina D. (2007): Leitbilder in den Sozialwissenschaften. Begriffe, Theorien und Forschungskonzepte. Wiesbaden: VS
Habermas, Jürgen (1973): Kultur und Kritik. Verstreute Aufsätze. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Habermas, Jürgen/Luhmann, Niklas (1971): Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie Was leistet die Systemforschung? Frankfurt am Main: Suhrkamp
Hegel, Georg W. F (2020): Phänomenologie des Geistes. Köln: Anaconda
Horkheimer, Max (1970): Traditionelle und Kritische Theorie. Vier Aufsätze. Frankfurt am Main. Fischer Bücher des Wissen
Horkheimer, Max / Adorno, Theodor W. (1969): Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch
Karmasin, Matthias/ Rath, Matthias/Thomaß, Barbara (Hrsg.) (2013): Normativität in der Kommunikationswissenschaft. Berlin: Springer
Kornmesser, Stephan/Büttemeyer, Wilhelm (2020): Wissenschaftstheorie. Eine Einführung. Stuttgart: Metzler
Kuhn, Thomas (1976): Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt am Main: Suhrkamp (2. Aufl.)
Luckmann, Thomas/Schütz, Alfred (2003): Strukturen der Lebenswelt. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Mannheim, Karl (1980): Strukturen des Denkens. Hrsgg. Von David Kettler, Volker Meja und Nico Stehr. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Meidl, Christian (2009):Wissenschaftstheorie für SozialforscherInnen. Wien: Böhlau
Mitterer, Josef (2001): Die Flucht aus der Beliebigkeit. Frankfurt am Main: Fischer
Popper, Karl, hrsgg. von Herbert Keuth (2005): Logik der Forschung. Tübingen: Mohr-Siebeck (11. Aufl.)
Reichertz, Jo (2020): Grenzen der Kommunkation Kommunikation an den Grenern. Weilerwist: Velbrück
Richter, Helmut/Schmitz, H. Walter (Hrsg.) (2003): Kommunikation ein Schlüsselbegriff der Humanwissenschaften ? Münster: Nodus Publikationen Riesmeyer
Riegler, Alexander/ Weber, Stefan (Hrsg.) (2011): Die Dritte Philosphie. Kritische Beiträge zu Josef Mitterers Non-Dualismus. Weilerwist: Velbrück
Schülein, Johann August/ Reitze Simon (2012): Wissenschaftstheorie für Einsteiger. Wien: Facultas (3. Aufl.)
Schmidt, Siegfried J. (2003): Geschichten & Diskurse. Abschied vom Konstruktivismus. Wiesbaden
Seiffert, Helmut (1971): Einführung in die Wissenschaftstheorie 1 und 2. München: Beck
Stegmaier, Peter (2008): Normative Praxis: konsitutions- und konstrukt

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 09.11.2020 13:30