406761 SE Was ist "wissenschaftlich" an Wissenschaft (2005S)

Wissenschaftliche und/oder technologische Expertise ist in vielen aktuellen öffentlichen Kontroversen involviert. Die Akteure, die sich in den Diskursen zu Wort melden, berufen sich immer wieder auf wissenschaftliche Erkenntnisse, um von der Richtigkeit einer Behauptung zu überzeugen. In der Wissenschaft legitimiertes Wissen gilt in unserer Gesellschaft vielfach als nicht mehr hinterfragbar. Die damit verbundene Autorität, über die Legitimität von Wissen zu entscheiden, wird der Institution Wissenschaft nicht nur von der Gesellschaft zugewiesen, sie beansprucht diese Autoritätsposition gleichermaßen für sich selbst.
Wie wird die "Wissenschaftlichkeit" von Wissenschaft argumentiert, der sie ihre Zuschreibung verdankt, als einzige Institution, validiertes, kontextunabhängiges Wissen über die Natur und die Gesellschaft zu produzieren? Wie ist sie zu dieser Monopolstellung gekommen? Warum und wie wird versucht, diese Position in der Gesellschaft aufrecht zu erhalten?
Dazu wollen wir uns anschauen, inwiefern die sozialen und historischen Kontexte, in denen die Wissenschaft eingebettet ist, sich in das wissenschaftliche Wissen und die wissenschaftliche Praxis einschreiben und wie umgekehrt die Legitimierungsmacht der Wissenschaft die Gesellschaft prägt. Beispielhaft werden diese Fragen unter anderem am Beispiel des Geschlechterverhältnisses erarbeitet.
Zum anderen wollen wir aber auch die Frage aufwerfen, worin sich das so genannte wissenschaftliche Wissen von anderen Formen des Wissens unterscheidet. Welchen Stellenwert nehmen etwa lokales Erfahrungswissen, Laienexpertise oder Volkswissen in öffentlichen Kontroversen ein?

Im Seminar werden wir diese Themen und Fragen anhand deutsch- und englischsprachiger Texte aus der Wissenschaftsforschung bearbeiten und diskutieren.