Universität Wien

480036 KO Areal- und kulturwissenschaftliches Konversatorium: Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (2024W)

Rote Reißzwecken: Spomeniks und revolutionäres Gedächtnis in Jugoslawien

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 48 - Slawistik
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 02.10. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 09.10. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 16.10. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 30.10. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 06.11. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 13.11. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 20.11. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 27.11. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 04.12. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 11.12. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 08.01. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 15.01. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 22.01. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45
  • Mittwoch 29.01. 15:00 - 16:30 Seminarraum 4 Slawistik UniCampus Hof 3 2R-EG-45

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

„Außerirdisch“, „abgespaced“ und „abgefahren“ : Als eindrückliche Bilder der jugoslawischen Spomeniks vor ein paar Jahren im Internet viral gingen, war das Urteil der Clickbait-Fabriken einhellig. Man sprach davon, dass die Denkmäler wie Relikte außerirdischer Architektur oder Ruinen einer untergegangenen Zivilisation wirken. Der gesellschaftliche und politische Kontext der faszinierenden Skulpturen ging bei der Konzentration auf ihre spezifische Ästhetik weitestgehend verloren.

Die jugoslawischen „Spomenici“ sind eine Reihe von Denkmälern und Gedenkstätten, die in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (1945-1992) errichtet wurden, um an die Ereignisse und Opfer des Zweiten Weltkriegs zu erinnern. Die Spomeniks wurden vor allem ab den 1960er Jahren überall in der Sozialistischen Föderation Jugoslawien errichtet, und die Praxis dauerte bis in die 1980er Jahre an. Sie dienten dazu, die antifaschistischen Widerstandskämpfer:innen zu würdigen, die sich während des Zweiten Weltkrieges siegreich den Achsenmächten widersetzt hatten. Sie symbolisierten auch die Einheit, Stärke und den Zukunftsglauben des sozialistischen Jugoslawiens. Die Denkmäler zeichnen sich durch ihren einzigartigen, abstrakten Baustil aus, der sie von vielen anderen Kriegsdenkmälern unterscheidet. An den teilweise überdimensional großen Denkmälern wirkten namhafte Architekt:innen, Bildhauer:innen und Künstler:innen Jugoslawiens mit. Eines der bekanntesten und auch heute noch relevanten Denkmäler ist etwa die „Steinerne Blume“, Teil der Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer des Konzentrationslagers Jasenvac, entworfen vom international renommierten jugoslawischen Architekten Bogdan Bogdanović.

Das Konversatorium liefert einen Überblick über die Geschichte der Spomeniks, von Entwurf und Bau über ihre Rolle als Pilger- und zeremonielle Stätten bis zu ihrem teilweise ruinösem Schicksal während der Jugoslawienkriege der 1990er-Jahre. Ein Fokus des Konversatoriums liegt insbesondere auch auf der Rolle, die den Spomeniks heute zukommt, lange nach Jugoslawien: Von Spomenici inspirierte Motive finden sich nun auf den Covern literarischer Werke. Auf Online-Shoppingseiten lassen sich Deko-Miniaturen und Risodrucke mit ihren Motiven erwerben. Social-Media-Influencerinnen spicken ihre Posts mit Anspielungen auf das jugoslawische Erbe. Bosnische Modedesigner inszenieren ihre extravaganten Kreationen vor den in den Bergen prangenden Betonskulpturen. Tourismus-Agenturen in den Nachfolgestaaten organisieren mehrtägige Reisen und Road-Trips für interessierte internationale Reisende.

Was bedeuten Spomenici heute, in ihrer Oszillation zwischen Ruine, Etsy-Druckvorlage und viraler Internet-Sensation? Was hat es mit dem sogenannten „Brutalismus” auf sich? Was fasziniert westliche Augen an den Spomeniks gerade, und wie beurteilen die ansässigen Communities ihre Denkmäler und das neu entfachte Interesse daran?

Um gemeinschaftlich all diese Fragen zu klären, macht sich das kulturwissenschaflichen Konversatorium „Rote Reißzwecken“ auf eine Reise durch Zeit und (virtuellen) Raum.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- aktive Teilnahme am Konversatorium, Diskussionsbeiträge
- regelmäßige Rechercheaufgaben zu Spomeniks
- eine schriftliche Abschlussarbeit bzw. gleichwertige schriftliche akademische Leistung

Der Kurs liefert zunächst Input über die Geschichte, Kontext und Architektur der jugoslawischen Spomeniks. Daraufhin recherchieren die Kursteilnehmer:innen – mit Anleitung und Hilfe der Lehrveranstaltungsleitung – das aktuelle Aufkommen jugoslawischer Denkmäler in Film, Literatur, Musik, Mode, Popkultur, Social Media, Design und Kunst. Sie erstellen einen Katalog der Referenzen und beurteilen den Einsatz der Motive. Die schriftliche Abschlussarbeit entspricht einem Beitrag zu einem (Online)-Lexikon (z.B. Wikipedia) über eines der Denkmäler, bei Einhaltung der Regeln des wissenschaftlichen Standards. Geplant ist zur Veranschaulichung u.A. auch ein Ausflug zum Denkmal für 1022 jugoslawische Kämpfer:innen am Wiener Zentralfriedhof.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Mindestanforderung zum positiven Abschluss der Lehrveranstaltung ist eine regelmäßige, aktive Teilnahme (max. 3 Abwesenheiten) und die Abgabe der schriftlichen Arbeit. Die Gründe für Abwesenheiten liegen im Ermessen der Studierenden; das Vorlegen von Entschuldigungsschreiben ist dezidiert nicht nötig. Bei mehr als 3 Abwesenheiten müssen Kompensationsleistungen (zusätzliche kleine Recherchen, Schreibaufgaben) gebracht werden.

Benotungsschlüssel in aufsteigender Wichtigkeit:
25%: aktive Teilnahme am Konversatorium, Diskussionsbeiträge
25%: schriftliche Dokumentation der Rechercheaufgaben, Notieren von Rechercheergebnissen
50%: schriftliche Abschlussarbeit nach den Regeln des wissenschaftlichen Standards

Prüfungsstoff

Inhalte des Konversatoriums

Literatur

zum Beispiel:

Horvatinčić, Sanja, and Beti Žerovc. Shaping Revolutionary Memory : the Production of Monuments in Socialist Yugoslavia. Igor Zabel Association for Culture and Theory Archive Books, 2023.

spomenikdatabase.org

(Weitere Literatur wird in der Lehrveranstaltung zur Verfügung gestellt.)

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

B-51-K

Letzte Änderung: Mo 23.09.2024 10:07