Universität Wien

490016 SE Forschungsmethoden: Professionsverantwortung, Evaluation und Practitioner Research (2024S)

Pädagogische Lehrer*innenhaltung an der Grenze zwischen Ethik und Profession: Erfahrungsnahe Übungen zur Herausbildung eines pädagogischen Ethos

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 49 - Lehrer*innenbildung
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL
Di 21.05. 09:30-13:00 Digital

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 19.03. 09:30 - 13:00 Digital
Dienstag 09.04. 09:30 - 13:00 Digital
Dienstag 23.04. 09:30 - 13:00 Digital
Dienstag 07.05. 09:30 - 13:00 Digital
Dienstag 11.06. 09:30 - 13:00 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Seminar leistet einen Beitrag zur Professionalisierung von (angehenden) Lehrpersonen. Im Fokus steht das pädagogische Ethos, das bei (angehenden) Lehrpersonen herausgebildet werden soll.

Einführend werden im Seminar ethische, bildungs- und übungstheoretische Grundlagen für eine Neufassung von Ethos als pädagogische Praxis vorgestellt. Ethos wird als moralische Entscheidungsfähigkeit und urteilskräftiges Können unter Bedingungen von Differenz, Pluralität und Kontingenz bestimmt. Es basiert auf implizitem Wissen und Erfahrung und zeigt sich in der Praxis und in je spezifischen Erfahrungssituationen. Es kann daher nicht im Sinne einer Instruktion gelehrt, sondern muss als moralische Entscheidungsfähigkeit im Seminar eingeübt werden. Als ein Schritt auf dem Weg zur Entwicklung und Einübung eines professionellen Lehrer*innenethos werden gemeinsam Anschlüsse an unterschiedliche Domänen der pädagogischen Professionalität (z. B. EPIK-Modell) ausgelotet. Im Finden und Begründen unterschiedlicher Lesarten einer Situation, dem Durchleben von Phasen der Irritation und Distanzierung sowie dem Erkennen und Abwägen alternativer Handlungsmöglichkeiten wird anhand unterschiedlicher erfahrungsbasierter Beispiele aus der konkreten Unterrichtspraxis moralische Urteilsfähigkeit (ein-)geübt. Im Durchleben der in den Beispielen aufgezeigten Ambivalenzen wird den ethischen Prämissen Rechnung getragen. Es wird deutlich, dass erstens die ,Angemessenheit‘ einer situativen, praktischen Handlungserfahrung erst im Nachhinein thematisiert, eingeschätzt und beurteilt werden kann. Zweitens besteht diese ,Angemessenheit‘ nicht darin, nach normativen Vorgaben innerhalb festgesetzter Grenzen zu handeln, sondern das Besondere an einer Situation wahrzunehmen und im Sinne einer moralischen Entscheidungsfindung darauf zu antworten.

Ziele:
• Ethische, bildungs- und übungstheoretische Grundlagen für eine Neufassung von Ethos rezipieren und einordnen können
• Aktuelle nationale und internationale Theorie- und Forschungsergebnisse der Ethosforschung und ihre interdisziplinären Bezüge kennen sowie deren systematisierende, diagnostische, erkenntniserweiternde und praxisaufklärende Funktion für pädagogische Kontexte einschätzen können
• Unterschiedliche theoretische Systematisierungen von Lehrer*innenprofessionalität (z.B. des EPIK-Modells) kennen und für eigene Professionalisierungsprozesse umsetzen lernen
• Situative, moralische Entscheidungsfähigkeit unter Bedingungen von Differenz, Pluralität und Kontingenz einüben
• Pädagogische Beispiele systemisch verstehen und diese sinnvoll für eigene Professionalisierungsprozesse, die Arbeit in pädagogischen Institutionen und deren Einbettung in das Bildungssystem be- und verwerten können
• Ergebnisse theoriegestützt reflektieren und analysieren sowie daraus neue Erkenntnisse bzw. Theorieansätze und Handlungsoptionen generieren

Methoden:
• Vorträge und Präsentationen zu zentralen theoretischen Konzepten sowie empirischen Ansätzen
• Diskussion von konkreten Beispielen und methodischen Verfahren sowie kollegiale Beratung im Plenum bzw. innerhalb der Online-Plattform
• Schriftliche Ausarbeitung von Arbeitsaufträgen und der Abschlussarbeit
• Kurzpräsentationen ausgewählter Arbeitsaufträge im Plenum bzw. innerhalb der Online-Plattform
• Literaturstudium
• Einzel- und Gruppenarbeit (Übungen)
• Präsentation

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Hinweis der SPL:
Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich gefordert wird (z. B. für einzelne Arbeitsaufgaben).
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• Kontinuierliche Anwesenheit und qualifizierte Mitarbeit im Plenum bzw. innerhalb der Online-Plattform
• Verschriftlichung der Arbeitsaufträge zu den einzelnen Beispielen (Einzelarbeit)
• Führen eines Logbuchs zum persönlichen Erkenntnisprozess (Einzelarbeit)
• Kurzpräsentationen ausgewählter Arbeitsaufträge im Plenum bzw. innerhalb der Onlineplattform (Einzelarbeit)
• Abschließende Präsentation und Diskussion des persönlichen Erkenntnisprozesses (Einzelarbeit)
• Abfassen einer schriftlichen Abschlussarbeit, in der eine eigene ambivalente (Unterrichts-)Situation bearbeitet wird (nach den üblichen Standards guter wissenschaftlicher Praxis) (Einzelarbeit)

Für die LV kann eine positive Note vergeben werden sofern...
• Alle Teilleistungen vollständig erbracht werden
• 60% der Teilleistungen als positiv (mit "genügend" bzw. Ziffernnote 4) beurteilt werden können

Der Einsatz von KI-Tools ist weder vorgesehen noch erlaubt.

Nähere Informationen hinsichtlich der formalen Bedingungen für den positiven Abschluss der Lehrveranstaltung werden in der ersten Einheit bekanntgegeben. Ohne ordnungsgemäße Anmeldung (bzw. Erfüllung der Voraussetzungen) und Teilnahme am ersten Termin werden Studierende (ausnahmslos) nicht in die prüfungsimmanente Lehrveranstaltung aufgenommen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderungen:
• Verpflichtende aktive Teilnahme am Seminar und qualifizierte Mitarbeit
• 100%ige Anwesenheit, u. a. auch auf Grund des prozess- und gruppenorientierten Charakters der LV

Beurteilungsmaßstab:
• Kontinuierliche Anwesenheit und qualifizierte Mitarbeit (10 %)
• Lektüre der Literatur, Ausführung der Arbeitsaufträge und Führen eines persönlichen Logbuchs inner- und außerhalb der Seminareinheiten (15 %)
• Kurzpräsentationen ausgewählter Arbeitsaufträge (10 %)
• Abschließende Präsentation und Diskussion des persönlichen Erkenntnisprozesses (25 %)
• Schriftliche Abschlussarbeit zum Forschungsergebnis (max. 15 Seiten) (40 %)

Prüfungsstoff:
Die Literatur wird auf der begleitenden Moodle-Plattform zur Lehrveranstaltung zur Verfügung gestellt. Weitere selbstständig recherchierte Quellen für die abschließende schriftliche Arbeit sind vorgesehen.

Prüfungsstoff

Eine Auswahl an Literatur wird auf der begleitenden Moodle-Plattform zur Lehrveranstaltung zur Verfügung gestellt. Weitere selbstständig recherchierte Quellen für die abschließende schriftliche Arbeit sind vorgesehen.

Literatur

• Agostini, E. (2020). Aisthesis – Pathos – Ethos. Zur Heranbildung einer pädagogischen Achtsamkeit und Zuwendung im professionellen Lehrer/-innenhandeln. Innsbruck, Wien: StudienVerlag.
• Aristoteles (1985). Nikomachische Ethik. Auf der Grundlage der Übersetzung von E. Rolfes. Hrsg. v. G. Bien. 4. Aufl. Hamburg: Meiner.
• Brinkmann, M. (2012). Pädagogische Übung. Praxis und Theorie einer elementaren Lernform. Paderborn: Ferdinand Schöningh.
• Brinkmann, M. & Rödel, S. S. (2021). Ethos im Lehrberuf. Haltung zeigen und Haltung üben. Journal für LehrerInnenbildung, 3, 42-62.
• Christof, E. (2021). Was pädagogisches Ethos nicht ist. Wie Lehrer*innen sich der Übernahme von Verantwortung für ihre Schüler*innen entziehen – ein Beispiel aus der pädagogischen Lehramtsausbildung. Journal für LehrerInnenbildung, 3, 84-95.
• Christof, E., Obex, T., Pham-Xuan, R., Schauer, G., Schratz, M. & Symeonidis, V. (2020). Professionsspezifische Haltungen in der Lehrer*innenbildung. Was zeigt sich in der Ausbildung? Journal für LehrerInnenbildung 20(2), 52-65.
• Cramer, C. & Oser, F. (2019). Ethos: interdisziplinäre Perspektiven auf den Lehrerinnen- und Lehrerberuf. In memoriam Martin Drahmann. Münster: Waxmann.
• Hügli, A. (2006). Ethos und ethische Erziehung. Kritische Anmerkungen zur Tugendethik und Tugendpädagogik. In A. Dörpinghaus & K. Helmer (Hrsg.), Ethos, Bildung, Argumentation (S. 45-64). Würzburg: Könighausen & Neumann.
• Kohlberg, L. (1981). The philosophy of moral development: Moral Stages and the Idea of Justice. San Francisco: Harper & Row.
• Kuhl, J., Schwer, C. & Solzbacher, C. (2014). Professionelle pädagogische Haltung: Persönlichkeitspsychologische Grundlagen. In C. Schwer & C. Solzbacher (Hrsg.), Professionelle pädagogische Haltung. Historische, theoretische und empirische Zugänge zu einem viel strapazierten Begriff (S. 79–106). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
• Oser, F. & Biedermann, H. (2018). The Ethos of Teachers. Is Only a Procedural Discourse Approach a Valid Model? In A. Weinberger, H. Biedermann, J.-L. Patry & S. Weyringer (Hrsg.), Professionals’ ethos and education for responsibility (S. 23–39). Rotterdam: Sense Publishers.
• Paseka, A., Schratz, M. & Schrittesser, I. (2011). Professionstheoretische Grundlagen und thematische Annäherung. Eine Einführung. In M. Schratz, A. Paseka & I. Schrittesser (Hrsg.), Pädagogische Professionalität. Quer denken - umdenken - neu denken: Impulse für next practice im Lehrerberuf (S. 9-47). Wien: Facultas.wuv.
• Prengel, A. (Hrsg.) (2019). Pädagogik der Vielfalt. Verschiedenheit und Gleichberechtigung in Interkultureller, Feministischer und Integrativer Pädagogik. 4. Aufl. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
• Rödel, S. S., Schauer, G., Christof, E., Agostini, E. Brinkmann, M., Pham Xuan, R., Schratz, M., & Schwarz, J. F. (2022). Ethos im Lehrberuf (ELBE). Manual zur Übung einer professionellen Haltung. Zum Einsatz im hochschuldidaktischen Kontext. https://doi.org/10.18452/24680
• Schärer, H.-R. & Zutavern, M. (Hrsg.) (2018). Das professionelle Ethos von Lehrerinnen und Lehrern. Perspektiven und Anwendungen. Münster: Waxmann.

Weitere Literaturangaben werden in der LV bekannt gegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 22.02.2024 16:07