Universität Wien

490024 PS Entwicklung und Förderung (2021W)

Pädagogische Lehrer*innenhaltung zwischen Ethik und Profession: Erfahrungsnahe Übungen zur Herausbildung eines pädagogischen Ethos

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 49 - Lehrer*innenbildung
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
GEMISCHT

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 24 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

UPDATE am 22.11.2021: Der letzte Termin am 24.01.2022 wird in digitalem Format stattfinden.

UPDATE am 16.09.2021: Der erste Termin des Seminars wird als Präsenzeinheit in geteilten Gruppen stattfinden. Danach wird das Seminar in digitalem Format über das Videokonferenztool ZOOM weitergeführt. Inwiefern der letzte Termin am 24.01.2022 als Präsenzeinheit stattfindet, wird im Verlauf des Seminars bis zum 22.11.2021 entschieden. Nähere Informationen zum Ablauf der Lehrveranstaltung im Rahmen von Covid-19 erfolgt nach Anmeldung über eine schriftliche Information per Email bzw. Moodle von der LV-Leitung.

Montag 11.10. 13:15 - 16:30 Digital
Seminarraum 4 341 Porzellangasse 4 3.OG
Montag 25.10. 13:15 - 16:30 Digital
Montag 08.11. 13:15 - 16:30 Digital
Montag 22.11. 13:15 - 16:30 Digital
Montag 06.12. 13:15 - 16:30 Digital
Montag 10.01. 13:15 - 16:30 Digital
Montag 24.01. 13:15 - 16:30 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

INHALTE:
Im Seminar werden ethische und bildungstheoretische Grundlagen für eine Bestimmung von Ethos als pädagogische Praxis vorgestellt. Ethos wird als moralische Entscheidungsfähigkeit und urteilskräftiges Können unter Bedingungen von Differenz, Pluralität und Kontingenz gefasst. Es basiert auf implizitem Wissen und Erfahrung und zeigt sich in der Praxis in je spezifischen Erfahrungssituationen. Es kann daher nicht als Instruktion gelehrt, sondern muss als moralische Entscheidungsfähigkeit eingeübt werden.
Im Seminar wird mit den Studierenden moralische Urteilsfähigkeit anhand von konkreten Beispielen aus der Unterrichtspraxis (ein-)geübt. Ausgehend von diesen Beispielen werden unterschiedliche Lesarten einer Situation gefunden und begründet, Phasen der Irritation und Distanzierung Raum gegeben und Handlungsmöglichkeiten erkannt und gegeneinander abgewogen. Im Durchleben der in den Beispielen aufgezeigten Ambivalenzen wird den ethischen Prämissen Rechnung getragen. Es wird deutlich, dass die ,Angemessenheit‘ einer praktischen Handlungserfahrung erst im Nachhinein thematisiert und beurteilt werden kann. Darüber hinaus besteht diese ,Angemessenheit‘ nicht darin, nach normativen Vorgaben zu handeln, sondern das Besondere an einer Situation wahrzunehmen und im Sinne einer moralischen Entscheidungsfindung darauf zu antworten.
Das Seminar ist Teil eines internationalen Kooperationsprojektes (zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Innsbruck, der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und der Universität Wien) mit dem Titel „Ethos im Lehrberuf: Manual zur Übung einer professionellen Haltung“ und leistet einen Beitrag zur Professionalisierung von (angehenden) Lehrpersonen. Im Fokus steht das pädagogische Ethos, das bei (angehenden) Lehrpersonen herausgebildet werden soll.

ZIELE:
• Ethische und bildungstheoretische Grundlagen für eine Bestimmung von Ethos rezipieren und einordnen
• Aktuelle nationale und internationale Theorie- und Forschungsergebnisse der Ethosforschung kennen und deren diagnostische, erkenntniserweiternde und praxisaufklärende Funktion für pädagogische Kontexte einschätzen
• Unterschiedliche theoretische Systematisierungen von Lehrer*innenprofessionalität (z.B. des EPIK-Modells) kennen und für eigene Professionalisierungsprozesse nutzen
• Moralische Entscheidungsfähigkeit unter Bedingungen von Differenz, Pluralität und Kontingenz anhand von konkreten Beispielen aus der Unterrichtspraxis (ein-)üben
• Pädagogische Beispiele systemisch verstehen und diese sinnvoll für eigene Professionalisierungsprozesse be- und verwerten
• Ergebnisse theoriegestützt reflektieren und analysieren sowie daraus neue Erkenntnisse und Handlungsoptionen gewinnen

METHODEN:
• Vorträge und Präsentationen zu zentralen theoretischen Konzepten sowie empirischen Ansätzen
• Diskussion von konkreten Beispielen und methodischen Verfahren sowie kollegiale Beratung im Plenum bzw. innerhalb der Online-Plattform
• Schriftliche Ausarbeitung von Arbeitsaufträgen und einer daran anschließenden Abschlussarbeit
• Kurzpräsentationen ausgewählter Arbeitsaufträge im Plenum bzw. innerhalb der Online-Plattform
• Literaturstudium
• Einzel- und Gruppenarbeit (Übungen)
• Abschlusspräsentation

LINKs zum Kooperationsprojekt:
https://vigna.univie.ac.at/standorte/leopold-franzens-universitaet-innsbruck/projekt-elbe/ https://www.erziehungswissenschaften.hu-berlin.de/de/allgemeine/forschung-1/allgemeine-erziehungswissenschaft/aktuelle-forschungsprojekte

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

• Kontinuierliche Anwesenheit und qualifizierte Mitarbeit im Plenum bzw. innerhalb der Online-Plattform
• Verschriftlichung der Arbeitsaufträge zu den einzelnen Beispielen (Einzelarbeit)
• Kurzpräsentationen ausgewählter Arbeitsaufträge im Plenum bzw. innerhalb der Onlineplattform (Einzelarbeit)
• Abschlusspräsentation und Diskussion des persönlichen Erkenntnisprozesses (Einzelarbeit)
• Abfassen einer schriftlichen Abschlussarbeit, in der die Lernerfahrungen dokumentiert werden (nach den üblichen Standards guter wissenschaftlicher Praxis), Grundlage dafür sind die verschriftlichen Arbeitsaufträge, die bereits während des Seminars angefertigt werden (Einzelarbeit)

Nähere Informationen hinsichtlich der formalen Bedingungen für den positiven Abschluss der Lehrveranstaltung werden in der ersten Einheit bekanntgegeben. Ohne ordnungsgemäße Anmeldung (bzw. Erfüllung der Voraussetzungen) und Teilnahme am ersten Termin werden Studierende (ausnahmslos) nicht in die prüfungsimmanente Lehrveranstaltung aufgenommen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

MINDESTANFORDERUNGEN:
• Verpflichtende aktive Teilnahme am Seminar und qualifizierte Mitarbeit
• 100%ige Anwesenheit, u. a. auch auf Grund des prozess- und gruppenorientierten Charakters der LV

BEURTEILUNGSMAßSTAB:
• Kontinuierliche Anwesenheit und qualifizierte Mitarbeit (10 %)
• Lektüre der Literatur, Ausführung der Arbeitsaufträge inner- und außerhalb der Seminareinheiten (15 %)
• Kurzpräsentationen ausgewählter Arbeitsaufträge (10 %)
• Abschlusspräsentation und Diskussion des persönlichen Erkenntnisprozesses (25 %)
• Schriftliche Abschlussarbeit zum Forschungsergebnis (max. 6 Seiten) (40 %)

Prüfungsstoff

Die Literatur wird auf der begleitenden Moodle-Plattform zur Lehrveranstaltung zur Verfügung gestellt. Weitere selbstständig recherchierte Quellen für die abschließende schriftliche Arbeit sind vorgesehen.

Literatur

LITERATUR (AUSWAHL):
• Agostini, E. (2020). Aisthesis – Pathos – Ethos. Zur Heranbildung einer pädagogischen Achtsamkeit und Zuwendung im professionellen Lehrer/-innenhandeln. Innsbruck, Wien: StudienVerlag.
• Aristoteles (1985). Nikomachische Ethik. Auf der Grundlage der Übersetzung von E. Rolfes. Hrsg. v. G. Bien. 4. Aufl. Hamburg: Meiner.
• Brinkmann, M. (2012). Pädagogische Übung. Praxis und Theorie einer elementaren Lernform. Paderborn: Ferdinand Schöningh.
• Brinkmann, M. & Rödel, S. S. (2021, in Druck). Ethos im Lehrberuf. Haltung zeigen und Haltung üben. Journal für LehrerInnenbildung.
• Christof, E. (2021, in Druck). Was pädagogisches Ethos nicht ist. Wie Lehrer*innen sich der Übernahme von Verantwortung für ihre Schüler*innen entziehen – ein Beispiel aus der pädagogischen Lehramtsausbildung. Journal für LehrerInnenbildung.
• Christof, E., Obex, T., Pham-Xuan, R., Schauer, G., Schratz, M. & Symeonidis, V. (2020). Professionsspezifische Haltungen in der Lehrer*innenbildung. Was zeigt sich in der Ausbildung? Journal für LehrerInnenbildung 20(2), 52-65.
• Cramer, C. & Oser, F. (2019). Ethos: interdisziplinäre Perspektiven auf den Lehrerinnen- und Lehrerberuf. In memoriam Martin Drahmann. Münster: Waxmann.
• Hügli, A. (2006). Ethos und ethische Erziehung. Kritische Anmerkungen zur Tugendethik und Tugendpädagogik. In A. Dörpinghaus & K. Helmer (Hrsg.), Ethos, Bildung, Argumentation (S. 45-64). Würzburg: Könighausen & Neumann.
• Kohlberg, L. (1981). The philosophy of moral development: Moral Stages and the Idea of Justice. San Francisco: Harper & Row.
• Kuhl, J., Schwer, C. & Solzbacher, C. (2014). Professionelle pädagogische Haltung: Persönlichkeitspsychologische Grundlagen. In C. Schwer & C. Solzbacher (Hrsg.), Professionelle pädagogische Haltung. Historische, theoretische und empirische Zugänge zu einem viel strapazierten Begriff (S. 79–106). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
• Obex, T. (2021, in Druck). Der strukturelle Ort des pädagogischen Ethos. Beitrag zu einer Theorie professionellen Handelns von Lehrerinnen und Lehrern. Journal für LehrerInnenbildung.
• Oser, F. & Biedermann, H. (2018). The Ethos of Teachers. Is Only a Procedural Discourse Approach a Valid Model? In A. Weinberger, H. Biedermann, J.-L. Patry & S. Weyringer (Hrsg.), Professionals’ ethos and education for responsibility (S. 23–39). Rotterdam: Sense Publishers.
• Paseka, A., Schratz, M. & Schrittesser, I. (2011). Professionstheoretische Grundlagen und thematische Annäherung. Eine Einführung. In M. Schratz, A. Paseka & I. Schrittesser (Hrsg.), Pädagogische Professionalität. Quer denken - umdenken - neu denken: Impulse für next practice im Lehrerberuf (S. 9-47). Wien: Facultas.wuv.
• Prengel, A. (Hrsg.) (2019). Pädagogik der Vielfalt. Verschiedenheit und Gleichberechtigung in Interkultureller, Feministischer und Integrativer Pädagogik. 4. Aufl. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
• Schärer, H.-R. & Zutavern, M. (Hrsg.) (2018). Das professionelle Ethos von Lehrerinnen und Lehrern. Perspektiven und Anwendungen. Münster: Waxmann.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:27