010059 SE Schöpfung u. Erlösung / A. Günther (2006W)

Die in Vergessenheit geratene Schöpfungstheologie A. Günthers, des Begründers der Wiener Theologischen Schule des 19. Jhds., steht in kritischer Nachbarschaft zu den Entwürfen Fichtes, Schellings und Hegels. In der Krise der heutigen Schöpfungstheologie soll daher dieses originelle Schöpfungs- und Erlösungskonzept auf unerledigte Denkmotive hin befragt werden. Günthers Auseinandersetzung mit den Monismen und Pantheismen seiner Zeit, seine Kritik an allen Emanationssystemen (wie sie durch die Rezeption aristotelischer Philosophie auch in das Christentum eingedrungen sind) und die erklärte Absicht, Schöpfung als freie "Kontra-position" Gottes zu denken haben nicht nur Konsequenzen für das Schöpfungsverständnis als göttlicher "Grundoffenbarung", sondern auch für die dadurch bedingte Idee einer geschichtlichen Erlösungsoffenbarung. Vor allem das von Schelling immer wieder eingemahnte Motiv der bei Fichte verlorengegangenen "Natur" bricht mit einer abstrakt-weltlosen Freiheitsvorstellung und verlangt schon im Begriff des Menschen das Recht der Leiblichkeit, der "Gattung", der naturhaften Einheit und Verbundenheit der Menschheit in der einen Menschheitsgeschichte. Diese anthropologischen Grundeinsichten müssen dann auch in einer Selbstvergewisserung des Christentums erhalten bleiben und zu einer "schöpfungsbewussten" Theorie des Christentums führen. Geklärt soll werden, welche Gestalt das traditionelle Natur-Gnade-Verhältnis, das Verhältnis von Vernunft und Offenbarung, Glauben und Wissen in dieser idealen Rekonstruktion des Christentums angenommen hat.