010332 SE Maria von Magdala - Sünderin oder Apostolin? (2006W)
Maria von Magdala - Sünderin oder Apostolin?
Continuous assessment of course work
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ab 05.10.2006 Do 16:00-18:00 SE-Raum 1 (Schenkenstraße 8-10)
Details
Information
Aims, contents and method of the course
Assessment and permitted materials
Minimum requirements and assessment criteria
Um der historischen Frau aus Magdala und ihrem apostolischen Auftrag gerecht zu werden, ist es notwendig, die ursprüngliche Bedeutung Marias von Magdala jenseits der patriarchalen Übermalungen und Verzerrungen zu erhellen und zu würdigen - umso mehr, da ihr Porträt in jeder Epoche mit dem jeweiligen Menschen- und Frauenbild der Zeit zu tun hat. Dazu bedarf es einer Interpretationsarbeit, welche die Texte und ihre jeweiligen Auslegungen kritisch auf ideologische Geschlechterkonstruktionen, geschlechtsspezifische Selektionsmechanismen und hintergründige Legitimationsinteressen untersucht. Verdrängte, vergessene oder verschwiegene Traditionen sollen zur Erinnerung gebracht sowie eine Sensibilisierung für das Wirken von geschlechtsspezifischen Klischees, Vorurteilen und Interessen in Texten und ihren Auslegungen erreicht werden.
Examination topics
Analyse von neutestamentlichen, apokryphen, patristischen und mittelalterlichen Texten auf griechischer, z. T. lateinischer Textbasis bzw. anhand von Übersetzungen sowie von Magdalenendarstellungen der Bildenden Kunst. Referate der TeilnehmerInnen anhand von Arbeitspapieren und Textblättern, Diskussion. Insbesondere für die neutestamentliche Textarbeit sind Griechischkenntnisse erwünscht (keine unbedingte Voraussetzung). Anwendung des historisch-kritischen Methodenspektrums (in feministischer Revision) sowie von linguistischen und literaturwissenschaftlichen Methoden.
Reading list
ATWOOD, R., Mary Magdalene in the New Testament Gospels and Early Tradition (EHS.T 457; Bern: Lang, 1993)
DE BOER, E.A., The Gospel of Mary: Beyond a Gnostic and a Biblical Mary Magdalene (JSNT.S 260; London: T&T Clark International, 2004)
HEINE, S., Frauen der frühen Christenheit: Zur historischen Kritik einer feministischen Theologie (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 31990)
KIRCHSCHLÄGER, W., "Ich habe den Herrn gesehen: Maria von Magdala im Zeugnis des Neuen Testaments - eine Skizze," Treue zu Gott - Treue zum Menschen: Diakonia, Liturgia, Martyria: Festgabe zum 60. Geburtstag von Edgar Josef Korherr (Hg. v. Schnider A. / Renhart E.; Graz: Styria, 1988) 31-43
MAISCH, I., Maria Magdalena: Zwischen Verachtung und Verehrung: Das Bild einer Frau im Spiegel der Jahrhunderte (Freiburg i. Br.: Herder, 1996)
Maria Magdalena - Zu einem Bild der Frau in der christlichen Verkündigung (Hg. v. Bader, D.; Schriftenreihe der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg; München/Zürich: Verlag Schnell & Steiner, 1990)
MARJANEN, A., The woman Jesus loved: Mary Magdalene in the Nag Hammadi Library and related documents (NHS 40; Leiden: Brill, 1996)
MOHRI, E., Maria Magdalena: Frauenbilder in Evangelientexten des 1. bis 3. Jahrhunderts (MThSt 63; Marburg: Elwert, 2000)
RUSCHMANN, S., Maria von Magdala im Johannesevangelium: Jüngerin - Zeugin - Lebensbotin (NTA 40; Münster: Aschendorff, 2002)
SCHOTTROFF, L., "Maria Magdalena und die Frauen am Grabe Jesu," EvTh 42 (1982) 3-25
SCHÜSSLER FIORENZA, E., Zu ihrem Gedächtnis ...: Eine feministisch-theologische Rekonstruktion der christlichen Ursprünge (Gütersloh: Kaiser, 21993)
TASCHL-ERBER, A., "Ich habe den Herrn gesehen' (Joh 20,18): Ein geschlechtsspezifisches Apostolatskriterium?" PzB 14 (2005) 103-131
DE BOER, E.A., The Gospel of Mary: Beyond a Gnostic and a Biblical Mary Magdalene (JSNT.S 260; London: T&T Clark International, 2004)
HEINE, S., Frauen der frühen Christenheit: Zur historischen Kritik einer feministischen Theologie (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 31990)
KIRCHSCHLÄGER, W., "Ich habe den Herrn gesehen: Maria von Magdala im Zeugnis des Neuen Testaments - eine Skizze," Treue zu Gott - Treue zum Menschen: Diakonia, Liturgia, Martyria: Festgabe zum 60. Geburtstag von Edgar Josef Korherr (Hg. v. Schnider A. / Renhart E.; Graz: Styria, 1988) 31-43
MAISCH, I., Maria Magdalena: Zwischen Verachtung und Verehrung: Das Bild einer Frau im Spiegel der Jahrhunderte (Freiburg i. Br.: Herder, 1996)
Maria Magdalena - Zu einem Bild der Frau in der christlichen Verkündigung (Hg. v. Bader, D.; Schriftenreihe der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg; München/Zürich: Verlag Schnell & Steiner, 1990)
MARJANEN, A., The woman Jesus loved: Mary Magdalene in the Nag Hammadi Library and related documents (NHS 40; Leiden: Brill, 1996)
MOHRI, E., Maria Magdalena: Frauenbilder in Evangelientexten des 1. bis 3. Jahrhunderts (MThSt 63; Marburg: Elwert, 2000)
RUSCHMANN, S., Maria von Magdala im Johannesevangelium: Jüngerin - Zeugin - Lebensbotin (NTA 40; Münster: Aschendorff, 2002)
SCHOTTROFF, L., "Maria Magdalena und die Frauen am Grabe Jesu," EvTh 42 (1982) 3-25
SCHÜSSLER FIORENZA, E., Zu ihrem Gedächtnis ...: Eine feministisch-theologische Rekonstruktion der christlichen Ursprünge (Gütersloh: Kaiser, 21993)
TASCHL-ERBER, A., "Ich habe den Herrn gesehen' (Joh 20,18): Ein geschlechtsspezifisches Apostolatskriterium?" PzB 14 (2005) 103-131
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Seminar der Fächergruppe 1 für 011 und 012 (alter und neuer Studienplan) bzw. (freies) Wahlfach für alle Studienrichtungen; für "Frauen- und Geschlechterforschung" anrechenbar!
Last modified: Fr 31.08.2018 08:47
Maria von Magdala stellt für theologische Frauenforschung und feministische Exegese eine Symbolfigur dar, da anhand ihres exemplarischen Schicksals in der Wirkungsgeschichte die Mechanismen einer von patriarchalen Mustern bestimmten Auslegung deutlich zu Tage treten: So geriet im Laufe der Zeit die ursprüngliche Geschichte der engagierten Jüngerin und Erstzeugin des Auferstandenen zunehmend in Vergessenheit, das Bild der erotischen Sünderin verdrängte das der Apostolin.
Dabei zeichnen die neutestamentlichen Texte ein ganz anderes Porträt der Frau aus Magdala, wie sich im Seminar herausstellen wird. In den verschiedenen christlichen Gruppierungen der ersten Jahrhunderte zeigen sich bereits Bedeutungsverschiebungen hinsichtlich des Ranges der Jüngerin. In unterschiedlichen christlichen Milieus spielt sie - je nach Kontext - differierende Rollen, in einigen Apokryphen wird sie sogar zu Jesu Lieblingsjüngerin stilisiert. Anhand der weiteren Rezeptionsgeschichte lässt sich schließlich ein folgenschwerer Wandel im Porträt Marias von Magdala feststellen, der in der westkirchlichen Mischgestalt der reuigen und büßenden Sünderin kulminierte. - Wie kam es dazu? Quer durch die Zeiten inspirierte diese Legendengestalt Kunst und Literatur zu immer neuen Magdalenenbildern im Licht des jeweiligen Zeitgeistes. Worin liegt ihre - bis heute ungebrochene - Faszination?