Universität Wien

070012 KU Frauen- und Geschlechtergeschichte /A1 (2008W)

Kriminalität und Geschlecht in der Frühen Neuzeit

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

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Details

max. 25 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Monday 06.10. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 13.10. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 20.10. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 27.10. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 03.11. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 10.11. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 17.11. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 24.11. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 01.12. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 15.12. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 12.01. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 19.01. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 26.01. 18:00 - 19:30 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10

Information

Aims, contents and method of the course

Seit Beginn der 1990er Jahre interessieren sich HistorikerInnen auch im deutschsprachigen Raum verstärkt für Justizquellen der Frühen Neuzeit. Ein besonderer Reiz dieser Quellen liegt darin, dass sie Einblicke in die Lebenswelten von Frauen und Männern bieten, welche, aus welchen Gründen auch immer, gerichtlich verfolgt wurden. Nicht Mitglieder des Kaiserhauses und des hohen Adels oder bedeutende Handelsdynastien oder Beamte und Kleriker stehen im Zentrum dieser Quellen, sondern Angehörige der unteren sozialen Schichten, die sonst kaum Eingang in die Historiographie gefunden hätten. Neben den als kriminell bewerten Aktivitäten der vor Gericht stehenden Personen erfahren wir aus Justizquellen auch vom Alltag der nicht privilegierten Schichten, von ihren Überlebensstrategien und Konflikten.
Ein wichtiges Referenzsystem für das "richtige" soziale Verhalten war in der Frühen Neuzeit die Religion. Umgekehrt definierte diese auch "sündhafte" Handlungen. Weltliche Herrscher griffen in Policey- und Strafrechtsordnungen auf dieses Normenrepertoire zurück und machten - verkürzt gesprochen - aus den sündhaften auch kriminelle Taten, die es zu verfolgen und zu ahnden galt. Vor dem Gesetz waren in der Frühen Neuzeit nicht alle Menschen gleich. Neben dem Differenzkriterium der Standeszugehörigkeit wurde zwischen Erwachsenen und Kindern, zwischen Ledigen, Verheirateten und Verwitweten, zwischen Ortsansässigen und Fremden, zwischen "Katholischen", "Lutherischen" und "Ungläubigen" sowie auch zwischen Männern und Frauen unterschieden. In diesem "Gestrüpp der Kategorien" (Michaela Hohkamp) spielte das Geschlecht einer Person eine wichtige, jedoch immer mit anderen Differenzierungskriterien interagierende Rolle.

Assessment and permitted materials

Die regelmäßige Anwesenheit und Diskussionsteilnahme der Studierenden fließen in die Beurteilung mit ein. Alle Texte sind von den TeilnehmerInnen vorzubereiten. Zu jedem Quellentext oder Artikel wird ein kurzes Impulsreferat gehalten, in dem die wichtigsten inhaltlichen Punkte oder Thesen zu skizzieren und Diskussionsfragen aufzuwerfen sind. Einer der Texte (nicht der referierte) ist zudem in einer kurzen (ca. 3 Seiten langen) schriftlichen Arbeit zu analysieren und zu kritisieren. Diese schriftliche Arbeit ist spätestens 10 Tage nach Semesterende per e-mail abzugeben.

Minimum requirements and assessment criteria

Im Rahmen des Kurses soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern in der Frühen Neuzeit Strafrecht, Strafverfolgung und Strafvollzug mit zeitgenössischen Geschlechterkonzeptionen verknüpft waren. Auf theoretisch-methodischer Ebene sollen Potenziale und Defizite einer geschlechtersensiblen historischen Kriminalitätsforschung eruiert und diskutiert werden.

Examination topics

Der Kurs richtet sich an TeilnehmerInnen mit Interesse für Geschlechtergeschichte und Freude am Lesen und Diskutieren (auch englischer Texte). Grundkenntnisse zur Frühen Neuzeit sind wünschenswert. Am Beginn der Lehrveranstaltung steht die kritische Lektüre von und die Auseinandersetzung mit ausgewählten theoretisch-methodischen Texten der historischen Kriminalitätsforschung, der Rechtsgeschichte und der Geschlechtergeschichte. Im zweiten Teil der Lehrveranstaltung sollen Quellentexte und empirische Studien zu verschiedenen Delikten (vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum) in den Blick genommen und danach befragt werden, welche Bedeutung der Kategorie Geschlecht darin zukommt und mit welchen anderen Kategorien sie verbunden wird.

Reading list

Susanna Burghartz, "Geschlecht" und "Kriminalität" - ein "fruchtbares" Verhältnis? In: Rudolf Jaun / Brigitte Studer (Hg.): männlich - weiblich. Geschlechterverhältnisse in der Schweiz. (Originaltitel: féminin - masculin. Rapports sociaux de sexes en Suisse: législation, discours, pratiques) Zürich 1995, 23-31.
Ursula Flossmann, Geschlechtsspezifische Diskriminierung und Gleichbehandlungsgebot als Strukturelemente frühneuzeitlicher Rechtsordnungen. In: Louis C. Morsak/Markus Escher (Hg.), Festschrift für Louis Carlen zum 60. Geburtstag. Zürich 1989, 617-625.
Andrea Griesebner/Monika Mommertz, Fragile Liebschaften? Methodologische Anmerkungen zum Verhältnis zwischen historischer Kriminalitätsforschung und Geschlechtergeschichte. In: Andreas Blauert/Gerd Schwerhoff (Hg.), Kriminalitätsgeschichte. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne. (= Konflikte und Kultur - Historische Perspektiven 1) Konstanz 2000, 205-232.
Michaela Hohkamp, Im Gestrüpp der Kategorien: zum Gebrauch von "Geschlecht" in der Frühen Neuzeit, in: Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit 2/2 (2002), 6-17.
Isabel V. Hull, Sexualstrafrecht und geschlechtsspezifische Normen in den deutschen Staaten des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Ute Gerhard (Hg.), Frauen in der Geschichte des Rechts: Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. München 1997, 221-234.
Ulinka Rublack (Ed.), Gender in Early Modern German History. Cambridge 2002.
Gerd Schwerhoff, Kriminalitätsgeschichte im deutschen Sprachraum. Zum Profil eines verspäteten Forschungszweige In: Andreas Blauert/ Gerd Schwerhoff (Hg.), Kriminalitätsgeschichte. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne. (= Konflikte und Kultur - Historische Perspektiven 1) Konstanz 2000, 21-67.
Otto Ulbricht (Hg.), Von Huren und Rabenmüttern. Weibliche Kriminalität in der Frühen Neuzeit. Köln/Weimar/Wien 1995.

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Last modified: Mo 07.09.2020 15:30