070120 VO Insular Studies (2008W)

Inhalt der VO: Seit dem Abschluss des Internationalen Seerechtsabkommens 1982 in Jamaica ist es allen Unterzeichnerstaaten mit einer Meeresgrenze unbenommen, ihre ausschließliche Wirtschaftszone auf 200 Seemeilen auszudehnen. Dies führte allerdings zu zahlreichen Streitigkeiten zwischen einzelnen Meeresanrainerstaaten, vor allem zwischen insularen Staaten, über die korrekte Aufteilung des Meeresbodens, in dem Erdöl, Gas, Diamanten, Gold etc. und auch essbare Meereslebewesen ihrer Ausbeutung durch den Menschen harren. Bei diesen Streitigkeiten, über die im Auftrag der Vereinten Nationen der Internationale Gerichtshof in Den Haag in den Niederlanden zu entscheiden hat, werden von den Streitparteien immer wieder historische Argumente, die in manchen Fällen bis ins Spätmittelalter zurückgehen, vorgebracht, um Ansprüche zu untermauern. Die Vorlesung wird diesen historischen Argumentationsketten nachgehen. Darüber hinaus soll gezeigt werden, dass es viele parallele Entwicklungen seit dem 15. Jahrhundert zwischen den Inseln in allen Weltmeeren gibt, die auf dem Kontinenten nicht feststellbar sind, beispielsweise in der städtischen Verwaltung, bei der Grundherrschaft, bei der Eintreibung von Abgaben auf Handelswaren. So wurden Mangelgüter wie beispielsweise Getreide in insularen Häfen anders behandelt als in kontinentalen. Es handelt sich hier um ein Phänomen, das noch weitgehend unerklärt ist. Somit ist danach zu fragen, ob sich einzelne Inseln gerade wegen ihrer vergleichbaren Situation gegenseitig mehr beeinflussten, als dies das naheliegende Festland tat. Die Seeleute hatten hier wohl einen bedeutenden Anteil, wie Predrag Matvejević schon 1987 in seinem bahnbrechenden Werk Mediteranski brevijar zeigte. Doch dürften nicht nur Fachausdrücke der Seemannssprache gewandert sein, sondern auch politische Ideen, die auf den Inseln, nicht aber auf den Kontinenten Fuß fassen konnten. In der Geschichte der Inseln verbinden sich also in besonders eindrücklicher Weise Mikro- und Globalgeschichte ebenso wie Probleme der Vergangenheit und der Gegenwart.
Prüfungsinhalte: Schriftliche Prüfung über den Stoff der Vorlesung sowie Ausarbeitung eines Essays im Umfang von 20.000 Zeichen über eine frei gewählte Insel. Vorbereitende Pflichtlektüre: Friedrich Edelmayer - Margarete Grandner, Santa Catalina - Old Providence. Eine Insel der Karibik zwischen Mikro- und Globalgeschichte. In: Friedrich Edelmayer, Martina Fuchs, Georg Heilingsetzer und Peter Rauscher (Hrsgg.), Plus ultra. Die Welt der Neuzeit. Festschrift für Alfred Kohler zum 65. Geburtstag, Münster 2008, S. 549-592.