070169 SE Juden in der christlichen Gesellschaft (2006S)

Die Rolle der Juden in der vormodernen christlichen Gesellschaft ist ein vieldiskutiertes Phänomen. Während sie im Verlauf des Spätmittelalters parallel zu den immer wieder stattfindenden Verfolgungen weitgehend aus der städtischen Ökonomie verdrängt wurden und sich jüdisches Leben auf dem Land neu organisieren musste, hatten jüdische Finanziers im späten 17. und 18. Jahrhundert einen wichtigen Anteil an der Bildung des modernen Fürstenstaats. Wurden Juden über Jahrhunderte nicht nur von der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen, sondern hatten sich auch, soweit dies in der Praxis möglich war, selbst separiert, begann im ausgehenden Ancien Régime der Prozess der Akkulturation eines Teils der jüdischen Oberschicht und eine Debatte über Emanzipation und bürgerliche Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung. Ziel des Seminars ist es, aktuelle Fragen zur vormodernen jüdischen Geschichte zu diskutieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach Kontinuität und Wandel in den Beziehungen zwischen Juden und Christen vom ausgehenden Mittelalter bis in die Zeit der Emanzipation.
Die Benotung beruht auf mündlicher Mitarbeit, einem Essay (ca. 2500 Wörter), einer mündlichen Präsentation und einer Abschlussarbeit (ca. 50.000 Zeichen inkl. Fußnoten).
Vorbereitende Literatur:
J. Friedrich Battenberg, Die Juden in Deutschland vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (= Enzyklopädie deutscher Geschichte 60), München 2001.
Mordechai Breuer, Frühe Neuzeit und Beginn der Moderne. In: Ders. - Michael Graetz, Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit, Bd. I: Tradition und Aufklärung 1600-1780, München 1996, S. 85-247.
Jacob Katz, Tradition und Krise: Der Weg der jüdischen Gemeinschaft in die Moderne, München 2002.