070254 KU Mission civilisatrice und Missionsgedanke (2006W)

Frankreich war die einzige Metropole, die versucht hat, das Konzept der Assimilationspolitik in die Tat umzusetzen. Im Laufe des Kolonisierungsprozesses, insbesondere gegen Ende des 19. bzw. am Anfang des 20. Jahrhunderts, wurde eine intensive Debatte über beide Herrschaftsmodelle, Assoziation und Assimilation, geführt. Das Assoziationsprinzip basierte auf dem Argument, außereuropäische Völker hätten eigene soziale und kulturelle Werte, die auf jeden Fall anerkannt werden mussten. Assimilation hingegen bedeutete die vollständige Integration aller Kolonisierten in die Grande Nation, also die unbeschränkte Identifizierung zwischen Kolonialherren und Dominierten. Dennoch waren sich Verfechter beider Konzepte darüber einig, dass weder Assimilation noch Assoziation ein Hindernis für die französische Vorherrschaft in Afrika sein sollten. Die Logik der Assimilation bestand darin, spezifische Zivilisationsmerkmale kolonisierter Völker zu negieren. Diese sollten nämlich durch die Übernahme der metropolitanen Kultur von ihrer "historischen Stagnation" befreit werden.
Aufgabe der Lehrveranstaltung ist es, die ideologische Basis der mission civilisatrice zu beleuchten bzw. das französische Sendungsbewusstsein (in Zusammenhang mit der kolonialen Expansion) zu analysieren. Ferner werden die Auswirkungen der Assimilationspolitik auf die Emanzipationsbewegungen sowie die massive Einflussnahme der kulturellen Werte Frankreichs auf die Grundhaltung afrikanischer Antikolonialisten näher erläutert.