070300 UE Workshop on Methodology - Social science intervention as a historical object of research (2025S)

"Armut", "Entwicklung", "Umwelt", "industrielle Wertschöpfung", "Familie". Etwas, das diese Bereiche verbindet ist ihre Problematisierung als sozialwissenschaftliche Interventionsfelder in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts. Im Methodenworkshop wenden wir uns jenen "Instrumenten" zu, die in der Geschichte politischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Interventionen die Handlungsfähigkeit des Staates wie von privaten Akteur*innen versichern sollten. Wie können Historiker*innen solche Instrumente (etwa die Dateninfrastrukturen der Ungleichheitsstatistik oder die Fragebatterien der Meinungsforschung) zum Forschungsgegenstand machen?

In einer Reihe an Fallstudien zu den genannten Bereichen diskutieren wir unterschiedliche historische Herangehensweisen und erproben anhand konkreter Quellen knowledge in action zu untersuchen. Dafür nehmen wir die Ausgestaltung von Interventionsinstrumenten in den Blick und versuchen etwas über die Praktiken ihrer Verwendung herauszufinden. Den Fokus legen wir dabei auf die Formen von Wissen und Nichtwissen, die diese Instrumente herstellten, auf ihre Wirkungen und ihr Scheitern. Dazu gehören auch die verschiedenen Umgangsweisen jener, die von Interventionen betroffen waren, sowie Beispiele für Widerstand gegen sozialwissenschaftliche Kategorisierungen und für die Umnutzung von Interventionsinstrumenten (etwa durch feministische Organisation oder eine "Wissenschaft vom Arbeiterstandpunkt"). Wie verhält sich eine solche methodische Herangehensweise zu großformatigeren Kategorien wie der "Verwissenschaftlichung des Sozialen", wie zu Rationalismus- und Wissenschaftskritik? In welchem Verhältnis steht die historische Analyse von Interventionswissen zu jener von spontaneistischen und aktivistischen Gegenmodellen?